Hundepension muss kurz vor den Ferien schließen - doch der Besitzer weigert sich

Löhne. Marc Mügge ist geschockt. Das Verwaltungsgericht Minden hat in einem Eilverfahren entschieden, dass er seine Hundepension an der Pagenhelle zumindest vorerst nicht mehr betreiben darf. Der Beschluss erreichte ihn kurz vor den Ferien. Die Pension ist ausgebucht. Eigentlich müssten jetzt alle Pensionshunde abgeholt werden. Mügge will das verhindern. Die Entscheidung des Gerichts ist der vorläufige Höhepunkt eines schon seit Jahren schwelenden Nachbarschaftsstreits. Idyllisch liegt die Top-Dog-Hundeschule und -Pension an der Pagenhelle in Obernbeck, einer Straße, die kaum breiter ist als ein Feldweg. Wiesen und Felder umgeben die Gebäude. In zwei Gebäuden der gepflegten Anlage befinden sich die geräumigen Boxen für die Hunde. Neun von ihnen befinden sich einem kleinen Haus, das an eine Wiese grenzt. "Auf der Wiese haben die Hunde einen schönen Auslauf", sagt Mügge. Bis zu zwölf Hunde kann Mügge in seiner Pension aufnehmen. Bei vielen Hundebesitzern ist die Pension beliebt. "Jetzt, in den Sommerferien, sind wir ausgebucht", sagt er. In den Ferien ausgebucht Auch an diesem Tag sind acht der neun Boxen belegt. Doch eigentlich müssten sie leer sein. Der unmittelbare Nachbar der Mügges fühlt sich schon seit Jahren durch das Gebell der Hunde, auch nachts, belästigt. Schon lange gibt es wegen der möglichen Lärmbelästigung einen Rechtsstreit. Die Mügges bestreiten, dass die Hunde häufig bellen. "Es ist hier fast immer so ruhig wie jetzt gerade", sagt Mügge. Der Nachbar hat gegen die Baugenehmigung für die Hundepension geklagt. Am 23. Mai hat das Verwaltungsgericht Minden entschieden, dass diese Klage eine aufschiebende Wirkung auf die Baugenehmigung hat. Das bedeutet, dass die Baugenehmigung außer Kraft ist, bis über die Klage abschließend entschieden wurde. Im Klartext heißt das, dass Mügge seine Hundepension ab sofort nicht mehr betreiben darf. Nutzung sofort einstellen Weil die Baugenehmigung von der Stadt erteilt wurde, ist auch die Stadt die Beklagte in diesem Verfahren. Nach einigen Wochen Bearbeitungszeit hat sie reagiert und Mügge mit Datum vom 21. Juni die schlechte Nachricht geschickt. "Ich weise hiermit ausdrücklich auf die gerichtliche Anordnung hin und fordere Sie auf, die Nutzung der Hundeplatzanlage und der Hundepension unverzüglich einzustellen", steht in dem Brief der Stadt an Mügge. "Das würde ja bedeuten, dass ich Hunde, deren Besitzer jetzt im Urlaub sind, vor die Tür setzen müsste", sagt Mügge. Er habe bereits Ärger mit zwei Kunden, die ihm die Erstattung der Reiskosten in Rechnungen stellen wollten. "Da geht es um 3.700 und 2.150 Euro", sagt er. Mügge weigert sich, die Pension zu schließen. "Da nehme ich das Bußgeld von der Stadt in Kauf", sagt er. Für ihn und seine Frau sei die Situation sehr frustrierend. "Wir haben nach unserer festen Überzeugung alle Auflagen erfüllt und sind noch darüber hinaus gegangen, um noch mehr Ärger zu vermeiden", sagt er. Die Hundepension war als Folge einer von vielen Rechtsstreitigkeiten bis zum Frühjahr 2021 rund eineinhalb Jahre geschlossen. "Wir haben den Lärmschutz massiv verbessert", sagt er. Intensiver Streit Auch die Stadt als die zuständige Behörde war von den Maßnahmen überzeugt. "Das entsprechende Gutachten war aus unserer Sicht plausibel. Der Kreis sah das auch so. Leider hat das Verwaltungsgericht eine andere Einschätzung", sagt Baudezernent Ulrich Niemeyer. So habe die Stadt keine andere Wahl, als Mügge anzuweisen, den Betrieb einzustellen. "Zwischen den Beteiligten gibt es einen intensiven Streit, ob eine taugliche Immissionsprognose bezüglich des Lärms vorliegt. Die Kammer ist davon ausgegangen, dass zum Zeitpunkt des Beschlusses nicht sichergestellt ist, dass der Antragssteller nicht zu hohen Lärmimmissionen ausgesetzt ist", erläutert Teresa Grabitz, Sprecherin des Verwaltungsgerichts Minden, den Beschluss. Deshalb dürfe die Pension nicht betrieben werden. Nicht genehmigungsfähig Der endgültige Beschluss steht noch aus. Das Gericht könnte noch im Sinne der Stadt und von Mügge entscheiden. Der Mindener Rechtsanwalt Heinz Broshinski ist der Anwalt des klagenden Nachbarn. Der Jurist glaubt nicht, dass es dazu kommen wird. "Hier werden die Lärmimmissionen bei Tag und bei Nacht überschritten", sagt er. Das sei durch entsprechende Gutachten nachgewiesen worden. Es gebe keine Lösung für das grundsätzliche Problem der unmittelbaren Nähe vom Wohnhaus seines Mandanten zur Hundepension. "Da hätte man eine Pension mit Nachtbetrieb niemals genehmigen dürfen. Der Fehler wurde schon vor vielen Jahren gemacht. Manche Dinge gehen einfach nicht", sagt er. Der Anwalt von Marc Mügge hat gegen die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Minden vor dem Oberverwaltungsgericht Münster Widerspruch eingelegt. Wie diese Entscheidung ausgeht, ist offen. Auch wenn die Entscheidung für den Pensionsbetrieb fällt, dürften dort jetzt keine Hunde mehr sein. Mügge will es darauf ankommen lassen. "Die Hunde bleiben. Wir müssen jetzt Fehler ausbaden, die wir gar nicht gemacht haben. Wir haben uns auf die Stadt verlassen", sagt er. Onlinepetition Mittlerweile gibt es eine Onlinepetition, in der sich die Unterschreibenden für den Erhalt der Pension einsetzen können. Am Dienstag (27. Juni) gab es dort knapp 500 Unterschriften. Christiane Schuster aus Bünde unterstützt die Petition. Sie ist langjährige Kundin der Mügges. "Von jetzt auf gleich haben wir erfahren, dass wir unsere drei Hunde woanders unterbringen müssen. Dass die Stadt das kurzfristig vor den Ferien mitteilt, ist eine Unverschämtheit", sagt sie. Mit viel Glück habe sie in Bruchmühlen eine Pension für ihre Hunde gefunden. Für die Mügges tut es ihr leid. "Da steht die Existenz infrage, das ist schon bitter."

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