Künstlerischer Protest im Löhner Bahnhof: Ausstellung zur Themenwoche Iran eröffnet

Löhne. "Frau. Leben. Freiheit." Seit September vergangenen Jahres schallt dieser Ruf regelmäßig durch die Straßen des Irans. Und seit Montag auch durch den Löhner Bahnhof: Mit der gleichnamigen Ausstellung im Alten Wartesaal möchte die Kreisgruppe von Amnesty International den iranischen Protesten gegen Frauenunterdrückung und klerikale Diktatur auch hierzulande eine Stimme geben. Nicht ohne Grund also widmet der Bahnhofsverein &bdquo;Löhne umsteigen“ dem Land noch bis Freitag eine ganze Themenwoche. Es geht um die Schaffung von Öffentlichkeit und Aufmerksamkeit, auch um die Unterstützung des Engagements vor Ort. So jedenfalls sagt es Egon Schewe, stellvertretender Bürgermeister und Vorsitzender des Bahnhofsvereins. "Wir richten den Blick dorthin, wo Menschlichkeit nicht stattfindet", sagt er anlässlich der Ausstellungseröffnung im Alten Wartesaal, die den Auftakt zur Themenwoche Iran bildet. Kreativer Protest Gezeigt werden dabei unter anderem Reproduktionen der Werke von Ghazal Abdollahi, die ihre im Mutter in einem iranischen Gefängnis besucht hat und die dort inhaftierten Frauen auf Filtertüten porträtiert hat. Zudem sind die Werke von Künstlern zu sehen, die sich unter dem Hashtag #MahsaAmini auf Instagram mit dem gewaltsamen Tod der gleichnamigen jungen Kurdin auseinandersetzen und sich mit den daran entzündeten Protesten gegen das iranische Regime solidarisieren. Dass diese Werke nun in Löhne gezeigt werden hat durchaus seinen Grund. "Der Iran", so sagt Heidi Hetz von der Herforder Amnesty-Gruppe, "ist ein in Sachen Menschenrechte geradezu ein Negativ-Paradebeispiel." Sie verweist etwa auf den Umgang mit Frauen, die in den Augen der Regierung wie Menschen zweiter Klasse behandelt würden. "Frauenhass ist dort Staatsdoktrin", sagt Hetz. Hinzu käme eine extreme Zunahme an Todesstrafen, erzwungene Geständnisse unter Folter, präventive Festnahmen und die Unterdrückung der Pressefreiheit. Die Konsequenz: "Wir müssen alles unterlassen, was dieses Regime stützt - und stattdessen alles dafür tun, die Opposition und die Frauenbewegung zu unterstützen", sagt Hetz. Politiker schaffen Öffentlichkeit Dazu aber müssten die Menschen rund um den Globus über die Zustände und Geschehnisse bescheid wissen, ist Harald Korten überzeugt. "So eine Ausstellung hilft da ungemein, denn sie schafft den Protesten eine Öffentlichkeit", sagt der Mitorganisator der Themenwoche. Gleiches gelte für die breite Unterstützung durch hiesige Politiker wie etwa die Sozialdemokraten Stefan Schwartze und Christian Obrok, die Löhne und den Kreis Herford in Bund und Land vertreten. Beide haben eine Patenschaft für iranische Aktivisten übernommen und stehen hinter dem Anliegen der Themenwoche und der Ausstellung. "Das sind Bilder, die schwer zu ertragen sind, aber gesehen werden müssen", sagt Christian Obrok. Als Mitglied bei Amnesty International weiß er, wie wichtig die Aufmerksamkeit für Missstände ist und dass eine breite Information für deren Ausräumung unumgänglich ist. "Menschenrechte sind immer ein Engagement wert. Insofern ist es gut, dass das hier eine Öffentlichkeit findet." Ähnlich äußert sich auch Stefan Schwartze, der die Vorkommnisse im Iran in den großen Medien weitgehend vermisst. Es sei wichtig, dass die Menschen im Iran nicht in Vergessenheit geraten, sagt er. "Denn wer nicht vergessen wird, gegen dann man auch schwerer vorgehen." Auf die Schicksale aufmerksam zu machen sei daher der richtige Weg. Konzert als Herzstück der Themenwoche Das versucht der Bahnhofsverein "Löhne umsteigen" indes nicht nur durch die Ausstellung. Zusätzlich werden im Alten Wartesaal weitere Aktionen angeboten. Nachdem am Dienstag bereits die Dokumentation &bdquo;Für einen neuen Iran, Revolution im Exil“ gezeigt wurde, folgt am heutigen Mittwoch der Film "Taxi Teheran" ab 20 Uhr. Herzstück und Höhepunkt der Woche ist ein Konzert der deutsch-iranischen Sängerin Mina Richman am Freitag, 9. Juni, 20 Uhr. Die 25-Jährige aus Bielefeld solidarisiert sich in ihrem Lied &bdquo;Baba said“ mit der iranischen Protestbewegung. "Alle Einnahmen gehen an Hawar Help, eine Hilfsorganisation, die sich insgesamt für Frauen- und Menschenrechte stark macht und auch im Iran sehr aktiv ist", sagt Tina Fabry vom Bahnhofsverein. Und Harald Korten ergänzt: &bdquo;Das Geld soll den iranischen Frauen und denen, die sie unterstützen zugute kommen." Die Ausstellung "Frau. Leben. Freiheit." ist während der Öffnungszeiten im Alten Wartesaal zu sehen. Der Eintritt ist frei.

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