Dritte Insolvenz für Hersteller von Verpackungsmaschinen in Löhne

Löhne. Die Firma Petri-Verpackungstechnik hat Insolvenz angemeldet. Der Spezialist für Verpackungsmaschinen mit Sitz an der Oeynhausener Straße gehört zu wenigen Anbietern weltweit. "Aus diesem Grund bin ich überzeugt, dass es bei uns weiter geht", sagt Geschäftsführer Burkhard Schröder. Am Ende habe Pech dazu geführt, dass es überhaupt soweit kam. "Ich hatte den Insolvenzantrag gerade abgeschickt, da bin ich mit einem Investor ins Gespräch gekommen, der sich ernsthaft für das Unternehmen interessiert", sagt Schröder. Er hätte den Brief am liebsten zurückgeholt. "Das geht natürlich nicht. Und so wird der Insolvenzverwalter gemeinsam mit uns jetzt die entsprechenden Gespräche führen und hoffentlich eine Lösung finden". Vom Betriebsratsvorsitzenden zum Chef Petri ist ein kleines Unternehmen auf einem kleinen Markt. 17 Mitarbeiter sind aktuell dort noch beschäftigt. Viel mehr waren es vor der Schieflage auch nicht. "Wir waren 20 Mitarbeiter, drei haben uns in der Zwischenzeit verlassen. Von den 17, die jetzt noch da sind, haben 16 bei uns ihre Ausbildung gemacht. Dadurch haben wir hier einen ganz besonderen Zusammenhalt", sagt Schröder. Der Chef ist selber schon seit fast 50 Jahren bei Petri. "Ich habe bald nach meiner Ausbildung bei Anker in Bielefeld hier angefangen." Für Schröder wiederholt sich eine Geschichte, die er so nicht noch einmal erleben wollte, zum dritten Mal. Bereits im Jahr 2000 ging Petri zum ersten Mal in die Insolvenz. Damals übernahm der britische Verpackungsmaschinen-Hersteller Marden-Edwards aus Dorset 50,5 Prozent der Firmenanteile. 24,5 Prozent übernahm der süddeutsche Hersteller Kopp und 24 Prozent eine Mitarbeitergesellschaft. 18 Petri-Beschäftigte investierten insgesamt 300.000 DM eigenes Geld in die Beteiligungsgesellschaft, Burkhard Schröder und Peter Braakmann übernahmen die Geschäftsführung. Schröder war vorher Betriebsratsvorsitzender. Aus der Rente wurde nichts Viele Jahre liefen die Geschäfte gut. Zwölf Jahre später war der Ofen wieder aus. 2012 kam es erneut zur Insolvenz. "Die Engländer haben uns ausgesaugt", sagt Schröder. Vom damaligen Insolvenzverwalter Hans-Peter Burghardt wurde er gefragt, ob er das Unternehmen nicht komplett übernehmen wolle. Schröder war damals schon 64 und eigentlich fast auf dem Weg in die Rente. Statt Rentner wurde er zum alleinigen Geschäftsführer, der sich auch mit entsprechendem Eigenkapital engagiert hat. Erneut gab es mehr als zehn gute Jahre. "Seit dem letzten Herbst hat sich die Auftragslage verschlechtert. Die Zurückhaltung bei unseren Kunden ist seitdem noch größer geworden", sagt der heute 75-Jährige. Das liegt nicht daran, dass die Geschäfte der Kunden schlecht gehen würden. "Wir beliefern rund 450 Firmen weltweit. Viele davon kommen aus Lebensmittelindustrie. Dazu gehören auch Unternehmen wie Nestlé, Unilever oder Procter and Gamble", sagt der Geschäftsführer. Sie alle haben Produkte im Sortiment, die in Kunststoff-Folie verpackt werden. Die dafür erforderlichen Verpackungsmaschinen baut Petri. "Bei dem Einsatz von Kunststoff gibt es ein Nachhaltigkeitsproblem", sagt Schröder. Entsprechend würden immer wieder die entsprechenden Verpackungsverordnungen nicht nur in Deutschland verschärft. "Das führt dazu, dass unsere Kunden Neuanschaffungen lange hinauszögern". After Eight bis zu Abwinken Allerdings gebe es zahlreiche Produkte, die mit Petri-Technik verpackt werden, bei denen sich Kunststoff nicht vermeiden lässt. Das sind Kondome der Firma Durex. Eine Maschine von Petri umhüllt die Kondome des Unternehmens, die in China verkauft werden. Ohne Kunststoff ist der Verkauf von Teebeuteln ebenfalls nicht möglich. "Wenn der Tee nur in den Pappkartons ausgeliefert würde, dann wären da schnell Tiere drin", sagt Schröder. Die After-Eight-Pfefferminzblättchen werden ebenfalls mit Technik Made in Löhne verpackt. "Als wir die Maschine getestet haben, hatten wir riesige Mengen von After Eight hier in der Firma. Hinterher habe ich jede Menge Kartons davon zur Tafel gebracht", sagt Schröder. Neben Petri gibt es weltweit nur zwei weitere Unternehmen, die vergleichbare Maschinen anbieten. "Die sind auch am schwächeln." Weil der Markt sehr überschaubar ist, seien die Chancen auf einen Fortbestand des Unternehmens durch den möglichen Einstieg des Investors groß. "Der Bedarf ist da. Es ist nur eine Frage der Zeit, dann werden wieder neue Maschinen gekauft. Und die alten müssen wir ohnehin gelegentlich reparieren", sagt Schröder, der SPD-Ratsherr ist und viele Jahre Vorsitzender des SC-Aquarius war.

Meistgelesen