Tag der Architektur: Exklusiver Einblick in raffiniertes Stadthaus an der Werre in Löhne

Löhne. Nah am Wasser gebaut ist das Wohnhaus der Familie Binz. Von den meisten Räumen schaut die vierköpfige Familie auf die Werre. Rundum ist viel grün, der Ausblick erweckt den Eindruck, mitten in der Natur zu sein. Dabei ist die Löhner Innenstadt nur einen Katzensprung entfernt. Das Einfamilienhaus weist einige Besonderheiten auf, die zum Teil auch in der speziellen Lage begründet sind. Architekt Henning Bökamp hat zusammen mit der Familie 2021 das Domizil passgenau in die vorhandene, recht schmale Baulücke geplant. Zum Tag der Architektur am Sonntag, 18. Juni, kann das Haus an der Werre nun besichtigt werden. Es ist eines von 145 Bauprojekten, die in NRW an dem Juni-Wochenende präsentiert werden. Henning Bökamp spricht von einer "planerischen Herausforderung". Auf zwei Seiten begrenzen Nachbargrundstücke den Platz, zur Werre hin liegt die Böschungsgrenze. "Die Böschungskante musste auch erst ermittelt werden", erklärt der Architekt aus Bad Oeynhausen. Die Form des Hauses habe sich entsprechend der Baulücke entwickelt. Gerrit Binz deutet auf die Außenwände und betont: "Wir haben genau in die Grenzen reingebaut." Das Einfamilienhaus ist schmaler und länger als normalerweise üblich, eine Form, die die Familie aber nicht als Nachteil sehe, erklärt Gerrit Binz. Seine Frau Henrike nickt. "Das war total in Ordnung." Mehr zu Lifestyle-Themen im Kreis Herford und Kreis Minden-Lübbecke finden Sie in unserem Spezial "Lifestyle, Gastro, Shopping" Sitzbank mit Ausblick Rund 165 Quadratmeter verteilen sich auf Erd- und Obergeschoss. Mittelpunkt im Erdgeschoss ist der große Wohnbereich mit offener Küche. Vom Essplatz aus zieht ein großes Fenster mit kuschliger Sitzbank alle Blicke auf sich. "Ursprünglich war es der Wunsch meiner Frau, ein echtes Blumenfenster zu bauen", berichtet Gerrit Binz. Blumenfenster - besonders beliebt in der Architektur der 50er und 60er Jahre - ragen wie ein kleiner Erker aus der Wand heraus. Energetisch leider ein Alptraum. "Wenn man das dann aber dämmen will, kann das schnell klobig wirken", erklärt Architekt Bökamp. "Um das Sitzen im Fenster trotzdem möglich zu machen, haben wir ein sitzhohes Fenster mit Einbauschränken eingefasst. So wirkt es von innen wie ein Blumenfenster", sagt Bökamp. Eine Lösung, die von außen kaum auffällt und von innen ziemlich gemütlich wirkt - Blick auf die Werre inklusive. Sehr zur Freude von Henrike Binz. "Ich hab's gekriegt", sagt sie und lacht. Ebenfalls besonders sind die Decken. Die sind nicht wie üblich abgehängt sondern unbehandelt als reiner Beton belassen worden. Ein Boden in Betonoptik hätte zusätzliches Geld gekostet, die Decke nicht abzuhängen habe sogar Kosten gespart, erklärt Gerrit Binz. "Dadurch haben wir den doppelten Spareffekt und sogar ein bisschen mehr Raumhöhe gewonnen." Im Obergeschoss setzt sich die Optik fort. Hier sei die längliche Gebäudeform gleichzeitig Vorteil. "Wir haben dadurch einen abgetrennten Flur zu den Kinderzimmern", erklärt Gerrit Binz. Bodentiefe Fenster lassen viel Licht in die Zimmer der kleinsten Familienmitglieder - natürlich wieder mit Blick aufs Wasser. So lässt sich auch das Spielzeugschloss wunderbar in Szene setzen. Hoher energetischer Standard Energetisch entspricht das Einfamilienhaus hohen Ansprüchen nach KfW-55-Standard mit einer Luft-Wärme-Pumpe und einer Photovoltaik-Anlage. Einen Keller hat der Massivbau jedoch nicht. "Früher brauchte man diesen Platz für die Lagerhaltung, beispielsweise Einmachgläser, heute ist das gar nicht mehr so nötig", sagt Architekt Bökamp. Außerdem: "Mit Blick auf mögliche Hochwasser wäre ein Keller ziemlich sinnfrei gewesen." Zwar sei es wegen des Rückhaltebeckens flussaufwärts eher unwahrscheinlich, dass etwas passiert, aber eben trotzdem möglich, grenzt doch das Grundstück an ein Überflutungsgebiet. Auch die Folgen von Starkregen müssten bedacht werden - das Haus liegt niedriger als die umliegenden Grundstücke. Der Hauswirtschafts- und Hausanschlussraum seien entsprechend im Erdgeschoss untergebracht, Stauraum durch Einbauschränke geschaffen worden. Fehlt der Platz? "Eine kleine Herausforderung ist das schon", sagt Henrike Binz. Aber so häufe sich eben auch nicht so viel an. Stattdessen tauschten die beiden gerade Kindersachen eben schneller aus. "Platz kann man nie genug haben", meint Bökamp. Gerade im Hinblick auf die jetzt noch mehr steigenden Baukosten müssten sich viele aber bei einem Neubau auch die Frage stellen, was wirklich wichtig sei. Ressourcen zu schonen fange da schon an. "Manchmal ist dann weniger doch mehr."

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