Lehrkräftemangel: Sorgen trotz wenigen unbesetzten Stellen in Löhne

Löhne. Während akut gerade eine Technik-Panne des Schulministeriums NRW für Kopfschütteln sorgt, gibt es auch Probleme, die das Bildungssystem in NRW seit längerem belasten und weiter werden. Der Lehrkräftemangel an den Schulen in NRW verschärft sich. Nicht nur sind etwa 8.000 Stellen im Schuldienst unbesetzt, es steigen auch immer mehr Beschäftigte aus dem Job aus. Ihre Zahl hat sich in den vergangenen Jahren verdreifacht. Das zeigen Daten, die das Schulministerium des Landes kurz vor den Osterferien auf Anfrage des "WDR" veröffentlicht hatte. Die "Neue Westfälische" hat jetzt lokal noch einmal genauer recherchiert. Wie sieht es an den Schulen in Löhne aus? Welche Fächer machen Probleme? Und wie gehen sie mit Personalengpässen um? Die gute Nachricht zuerst: Die Werrestadt steht im landesweiten Vergleich relativ gut da. Insgesamt lag die Personalausstattungsquote laut Schulministerium zum Stichtag, 1. Dezember 2022, landesweit bei 95,12 Prozent, im Regierungsbezirk Detmold bei 96,34 Prozent, im Kreis Herford bei 98,06 Prozent und in der Stadt Löhne bei 97,74 Prozent. Die Gesamtsituation stelle sich also in OWL besser dar als im Landesdurchschnitt. "Die Zahlen für die Stadt Löhne und den Kreis Herford wiederum übertreffen noch einmal die für OWL insgesamt", heißt es auf "nw.de"-Anfrage aus dem Schulministerium. Guter Ruf bringt Lehrkräfte nach Löhne Genaue lokale Zahlen für die Kündigungen nennt das Ministerium nicht, nur bei den unbesetzten Stellen gibt es Details: Es sind circa 700 Stellen im Regierungsbezirk unbesetzt, 47 im Kreis Herford und in Löhne waren es zum Stichtag acht Stellen. In bloßen Zahlen gesehen sei das nicht besonders viel, meint Torge Sprado, Schulleiter der Goethe-Realschule. Er habe derzeit keine unbesetzte Stelle bei sich an der Schule. Die Goethe-Realschule, aber auch die anderen Schulen in Löhne, seien bei den Lehrkräften sehr beliebt. "Wir sind hier sogar in der Situation, dass wir mehr Anfragen haben und filtern können", erklärt er. Das Klima im Kollegium sei sehr gut, "und wenn mal einer geht, dann hat das eher private Gründe". Das ändere aber nichts am allgemeinen Problem. "Es gibt ja insgesamt trotzdem viele Schulen, die unterbesetzt sind." Und die Arbeit müsse dann meist im Kollegium aufgefangen werden. Der Lehrermangel könne schnell so zu einem Teufelskreis führen, der gerade die jungen Lehrer vergrelle. "Die werden so verbrannt. Und das darf nicht passieren." Außerdem könne sich auch die Situation an der Realschule in Gohfeld schnell ändern. Vor allem, wenn dann mal eine Stelle in einem Mangelfach frei werde. Musik, Physik oder Chemie seien besonders schwierig. Kompensation mit Überstunden An der Bertolt-Brecht-Gesamtschule (BBG) ist das gerade der Fall. Das Mangelfach, in dem hier gerade eine Lehrkraft fehlt, ist Hauswirtschaftslehre. "Der nächste Studienort dafür ist in Paderborn", berichtet Schulleiterin Daniela Gehring. Wenn nicht jemand aus der Gegend komme und nach dem Studium zurück in die Heimat wolle, falle es schwer, Menschen hierher zu locken. "Und mehrere andere Schulen suchen auch in diesem Bereich." Um das dennoch aufzufangen, sollen im Kollegium jetzt einige Lehrer eine Weiterbildung machen, damit sie das Fach auch unterrichten können. Überhaupt seien es meist die Kollegen, die letztendlich mehr übernehmen oder - sofern das möglich ist - fachfremd unterrichten, wenn jemand ausfällt - etwa wegen Elternzeit. Das berichtet auch Katharina Stürmer, Leiterin der Grundschule Obernbeck. "Bei uns ist gerade auch eine Kollegin in Mutterschutz. Die fehlt uns natürlich. Das kompensiert im Moment das Kollegium." An den Grundschulen sei das leichter, da viele der Fächer auch von den Lehrkräften übernommen werden könnten, die eigentlich fachfremd sind. Dennoch häuften sich dadurch natürlich Überstunden an. Speziell die Grundschulen will das NRW-Schulministerium demnächst entlasten, indem dort zusätzliche Alltagshelfer eingestellt werden können. Sie sollen Lehrkräften Unterstützung anbieten, indem sie verschiedene Alltagsaufgaben übernehmen. Eine formelle Qualifikation müssen Bewerber nicht nachweisen. Eine solche Entlastung sei zwar sinnvoll, meint dazu etwa die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW), aber nicht als Mittel gegen den Lehrkräftemangel. Hier müssten viel stärker Studiengänge und Berufseinstieg in den Blick genommen werden. Der Lehrerberuf müsste insgesamt attraktiver werden. Wunsch nach mehr Praxis im Studium Das wünscht sich auch Stürmer. Viel früher müssten die Lehramtsanwärter mit dem Schulleben in Kontakt kommen. Schon während des Studiums. "Praxis, Praxis, Praxis", sagt die Grundschulleiterin. In den Stellen um den Lehrbereich herum sieht unter anderem Gesamtschulleiterin Daniela Gehring viel Potenzial. Denn nur weil alle Stellen nach Plan besetzt seien, hieße das nicht, dass das auch optimale Bildung gewährleiste. Wenn sich die Lehrkräfte jedoch mehr auf ihren Kernbereich konzentrieren könnten, wäre das eine echte Entlastung. Als Beispiel nennt sie Verwaltungsassistenten, die die bürokratischen Aufgaben übernehmen, Alltagshelfer, die die Kinder in der Klasse zusätzlich betreuen, Schulassistenten, die für eine bessere Inklusion von Kindern mit Behinderungen sorgen. "Am besten wissen die Schulen selbst, was sie da brauchen. Es wäre gut, wenn solche Bedarfe in den Gremien entschieden werden und dann auch besetzt werden könnten." Für die BBG käme sie auf insgesamt zwölf zusätzliche Stellen, die sie gebrauchen könnte - und zwar nicht nur bei den Lehrkräften. "Laut Land sind wir gut ausgestattet. Das ist aber eine Rechnung, die mit der Realität nicht immer viel zu tun hat", sagt Gehring.

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