Populäre Pendlerstrecke in Löhne wird zur Einbahnstraße

Löhne. Die Werrestadt ist seit Kurzem um eine Einbahnstraße reicher - wenn auch um eine unechte. Der "Neue Weg" in Bischofshagen wurde jetzt zu einem Großteil für den Durchgangsverkehr gesperrt. Damit reagiert die Stadt nicht nur auf die zunehmenden Beschädigungen der Straßenränder, sondern auch auf gefährliche Situationen vor Ort. Und für der Zukunft könnten sich die Verantwortlichen sogar noch drastischere Schritte vorstellen. Es sind nur rund zweieinhalb Kilometer, auf denen sich der Neue Weg erstreckt. Im Löhner Süden geht er nach Westen von der Häger Straße ab, führt am Sportplatz des SV Bischofshagen-Wittel vorbei durch Felder und Wiesen und stößt im Süden auf die Bischofshagener Straße in Falkendiek. Beliebt ist die Strecke insbesondere unter Pendlern zwischen Löhne und Herford: Rund 400 Fahrzeuge, so ergab eine Zählung im November vergangenen Jahres, befahren die Straße täglich in beiden Richtungen. Bei einer regulären Fahrt über die Hauptstraßen müssten sie rund eineinhalb Kilometer mehr in Kauf nehmen. Nur drei Meter breit Noch geringer als die Länge fällt allerdings die Breite der Straße aus. Gerade einmal drei Meter Platz haben Spaziergänger, Autos, Fahrräder und sonstige Fahrzeuge. Insbesondere bei Begegnungsverkehr, also wenn zwei Kraftfahrzeuge in entgegengesetzter Fahrtrichtung aufeinander treffen, führte das in der Vergangenheit immer wieder zu Problemen. Zum einen, weil etliche Verkehrsteilnehmer in hohem Tempo unterwegs waren, zum anderen mussten immer wieder Ausweichmanöver vollzogen werden. Fast schon zwangsläufig, so heißt es aus dem Löhner Rathaus, ging es dann für viele Autofahrer auf die Bankette am Rand der asphaltierten Strecke. Das Ergebnis präsentiert sich mittlerweile nicht mehr nur dem Beobachter, sondern auch den betroffenen Fahrern selbst: Die Bankette hat sich im Lauf der Jahre immer weiter abgesenkt. Aktuelle Messungen zeigen Absatzkanten von 15 bis 20 Zentimetern Höhe. Schon jetzt sind deutliche Schleifspuren von aufsetzenden Pkw an den Rändern zu erkennen. Und für die Zukunft rechnet die Stadtverwaltung mit einer weiteren Zunahme. "Bei unveränderter Nutzung der Bankette", so sagen die Fachleute im Rathaus, sei "auch aufgrund der fehlenden Straßenbeleuchtung mit Verkehrsunfällen und Fahrzeugschäden zu rechnen". Verkehrsschild ohne Wirkung Für die Verwaltung ist damit klar, dass gehandelt werden muss. Schon Ende 2020 hatte sie in einem ersten Schritt die zulässige Höchstgeschwindigkeit auf 50 km/h beschränkt und mit Schildern auf die Schäden hingewiesen. An der Situation aber änderte sich im Folgenden nur wenig, weswegen nun weitere Ansätze gebraucht wurden. Gleich mehrere Szenarien haben die Verantwortlichen bei ihrer Lösungssuche durchgespielt. Die erste, eine Behebung der Banketten-Absenkung, stellte sich dabei schon schnell als sinnlos heraus. Der Versuch einer Auffüllung scheiterte. "Das hält einfach nicht", sagt Eberhard Lindemann vom Amt für Straßenbau und Verkehr. "Um das hinzubekommen müssten wir zuerst den Untergrund aufwendig verdichten." Auch die Schaffung von Haltebuchten, wie sie etwa Dieter Kloss von den Grünen ins Spiel gebracht hatte, kommt nach Ansicht der Verwaltung nicht in Frage. "Da müssten wir ja die ganze Straße angehen", sagt Lindemann. Ein zu kostspieliges Unterfangen für eine Straße, an der nur wenige Löhner Bürger wohnen. Begegnungsverkehr unterbinden Als letzte Möglichkeit bleibe daher lediglich, den Begegnungsverkehr weitgehend zu unterbinden. Ein einseitiges Durchfahrtverbot soll künftig dafür sorgen, dass Autofahrer gar nicht erst auf die Bankette ausweichen müssen. Wer von der Häger Straße aus in den Neuen Weg einbiegt, steht daher seit kurzer Zeit nach wenigen Metern vor einem "Verbot der Einfahrt"-Schild. Für die örtlichen Fußballer hingegen ändert sich vorerst nichts, ihr Sportplatz bleibt weiterhin aus beiden Richtungen erreichbar. Gleiches gilt für die Anwohner des Neuen Wegs, denen eine weiträumige Umfahrung erspart und ein Sonderrecht eingeräumt wird. Ein Problem sieht die Verwaltung darin aber ohnehin nicht, da den Anliegern "die örtlichen Gegebenheiten hinreichend bekannt sind und ein dementsprechend angepasstes Verhalten zu erwarten" sei. Zufrieden mit dieser Entscheidung zeigen sich nicht nur Bewohner und Verwaltung, sondern auch die Löhner Politik. Einwände jedenfalls wurden im Bauausschuss keine geäußert. Im Gegenteil bezeichnete etwa Burkhard Schröder von der SPD den Schritt als "längst überfällig". Beim neuen Weg handele es sich schließlich um einen ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Weg, der lediglich im Sinne der wenigen Anwohner asphaltiert worden sei. "Abgesehen von denen sollten da eigentlich gar keine Autos lang fahren", findet der Sozialdemokrat. Seine Anregung, die Strecke zu einer Fahrradstraße zu machen, stößt bei der Verwaltung derweil auf offene Ohren. "Das könnten wir uns durchaus vorstellen", sagt Baudezernent Ulrich Niemeyer. "Derzeit suchen wir ja ohnehin nach Straßen, die sich dafür eignen."

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