Partnersuche per App: Wie's beim Online-Dating romantisch bleibt

Löhne. Pia Kabitzsch findet Online-Dating zwar auf Dauer durchaus anstrengend, aber eigentlich so gar nicht unromantisch. Warum? "Da steht einem die ganze Welt offen. Es gibt unendlich viele Möglichkeiten. Sich da zu finden, zu matchen und dann zu treffen - das ist doch eigentlich ziemlich romantisch", sagt sie. Die Psychologin aus Berlin kennt sich aus. Sie hat sich die Welt der Dating-Apps angeschaut - nicht nur privat, sondern auch aus wissenschaftlicher Perspektive - und darüber geschrieben. Authentisch auftreten Ein paar Bilder und einige kurze Infos sind meist alles, was zunächst darüber entscheidet, ob man jemandem beim Online-Dating eine Chance gibt. Recht oberflächlich und verführerisch, sich hier nur von seiner besten Seite zu zeigen. Das sei aber nicht unbedingt die beste Wahl, meint Pia Kabitzsch. "Es ist ganz gut, auch Bilder aus dem Alltag zu zeigen und sich eben nicht nur von der Schokoladenseite zu präsentieren." Manch einer geht noch weiter und schummelt etwas bei seinen Angaben. Die Dating-Apps machten es ja auch ziemlich leicht zu lügen, sagt Kabitzsch. "Es gibt Studien dazu, dass 80 Prozent der Nutzer bei mindestens einer Angabe lügen. Meist sind das nur Kleinigkeiten. Da macht sich der eine ein bisschen größer, die andere etwas schlanker. Aber das bringt nichts." Denn am Ende komme das sowieso raus. Beim ersten, spätestens beim zweiten Date. Und dann sei die Romantik wirklich futsch. "Das ist ja ein Vertrauensbruch." Entsprechend sei es auch gut, mit den eigenen Intentionen offen umzugehen. "Bei Tinder etwa kann man angeben, ob man eine Beziehung sucht oder eher was Unverbindliches oder es noch nicht weiß", erklärt Pia Kabitzsch. Entsprechend können die Suchenden die Auswahl, die ihnen angezeigt wird, auch filtern. "Das habe ich dann auch gemacht." Auch nach vielen anderen Kategorien wie Raucher/Nichtraucher, Kinder oder auch keine Kinder, oder Ähnlichem könne natürlich gefiltert werden. "Das ist zwar wie in einem Katalog, aber trotzdem spielt ja immer noch ganz viel der Zufall oder auch das Schicksal eine Rolle." Aufmerksam texten Haben sich Zwei dann online gefunden, ist es an der Zeit, sich kennenzulernen. Das passiere meistens zunächst über Textnachrichten, und da, meint Kabitzsch, könne es auch schnell sehr romantisch werden. "Es ist so, das ist mittlerweile auch ganz gut erforscht, dass man sich beim Schreiben emotional schneller öffnet. Das hat vielleicht mit der Anonymität zu tun oder dass man sich Zeit lassen kann", überlegt die Psychologin. Außerdem sei es in den eigenen vier Wänden auf dem Sofa deutlich entspannter als eine Interaktion im "Offline-Leben". Im Gegensatz zu der Vorstellung, dass Online-Dating oberflächlich sei, lerne man so eigentlich zuerst das Innere des Anderen kennen. "Noch bevor Stimme, Gestik, Mimik oder Geruch eine Rolle spielen", sagt Kabitzsch. Und wie funktioniert die Kontaktaufnahme am besten? "Es sollte keine Kettenmail sein, also nichts, was einfach zu kopieren ist und jedem geschickt werden kann. Sein Gegenüber mit dem Vornamen anschreiben ist eine gute Idee, und auch Bezug zu nehmen auf etwas, was man im Profil gesehen hat. Das macht klar: Diese Nachricht geht nur an dich." Im Verlauf sei es außerdem gut, Fragen zu stellen und Interesse zu zeigen, aber auch mal etwas länger von sich selbst zu erzählen. "Da muss man am Ball bleiben. Aber man kann es auch nicht erzwingen." Wenn nur kurze oder wenige Antworten zurückkommen, müsse man sich eben eingestehen, dass der oder die andere vielleicht doch kein Interesse hat. Das Kennenlernen genießen Gleiches gelte auch beim Treffen in der Offline-Welt. Für das erste Treffen sei es ratsam, das in einer öffentlichen Umgebung zu vereinbaren. "Schließlich weiß ich ja vorher tatsächlich nicht, wer am Ende vor mir steht." Ansonsten rät die Psychologin aber, sich nicht allzu strikt an diverse Dating-Regeln zu klammern. "Wer sagt denn, dass man sich beim ersten Date nicht küssen oder keinen Sex haben darf? Es ist wichtig, da auf das eigene Bauchgefühl zu hören." Und natürlich, dass sich beide Parteien damit gut fühlen. Entsprechend müssen die Grenzen des oder der Anderen beachtet werden. "Wenn sich mein Gegenüber zurücklehnt, wenn ich einen Kuss versuche, dann ist das zum Beispiel ein klares Nein." Am Ende entscheide jeder selbst darüber, was er romantisch findet. "Romantik ist ja immer auch subjektiv. Und unsere Vorstellung darüber hat sich ja mit der Zeit auch verändert. Online ist inzwischen das neue Klassisch", betont Kabitzsch. Inzwischen gebe es so viele Paare, die sich online kennengelernt haben, dass das ganz normal sei. "Das ist immer mehr im Kommen - auch bei den Älteren." Einen großen Schub habe das Online-Dating in Deutschland auch durch Corona bekommen - da ging außerhalb des Virtuellen eben nicht ganz so viel. Ein paar Tipps fürs erste Date gibt Pia Kabitzsch auch auf ihrem Youtube-Kanal psychologeek:

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