Problem wegen G9-Rückkehr Knappe Anmeldefristen: Hier können Schüler im Kreis Herford ihr Abitur machen

Kreis Herford. Wenn am 7. August das Schuljahr 2023/2024 beginnt, steht für etliche Realschüler mit Qualifikationsvermerk ein Schulwechsel an. Auf dem Weg zur Hochschulreife aber stehen ihnen in diesem Jahr deutlich weniger Schulen zur Verfügung, als gewohnt. Die landesweite Rückkehr zu G9, also zu einer 13-jährigen Schulzeit bis zum Abitur, sorgt für zumindest eingeschränkte Wahlmöglichkeiten. Perspektiven aber gibt es im Kreis Herford reichlich. Und das auf höchst unterschiedliche Art und Weise. Lediglich die Zeit für eine Entscheidung wird langsam knapp. Der Hintergrund Knackpunkt sind zwei Entscheidungen der NRW-Landesregierung. Die erste wurde im Jahr 2005 getroffen und beinhaltete eine verkürzte Schulzeit an Gymnasien auf zwölf Jahre bis zum Abitur. Statt wie bis dato nach der 10. wechselten Gymnasiasten fortan bereits nach der 9. Klasse in die Einführungsphase der Oberstufe. Die 10. Klasse entfiel. Diese Regelung wurde zum Schuljahr 2019/2020 wieder revidiert, die Rückkehr zur 13-jährigen Schulzeit bis zum gymnasialen Abitur beschlossen. In der Folge wechseln Absolventen der 9. Klassen an Gymnasien im kommenden Schuljahr nicht mehr in die Oberstufe, sondern verbleiben erstmals wieder im Klassenverband in einer 10. Klasse. Mit dem Ergebnis, dass an Gymnasien folglich keine Jahrgangsstufe 11 gebildet werden kann. Zum Problem wird das jedoch für Sitzenbleiber und Realschüler mit Qualifikationsvermerk. Denen nämlich fehlt durch den einmaligen Wegfall der EF weitgehend die Möglichkeit für einen Wechsel in die gymnasiale Oberstufe. Die Gymnasien Um diesen Schülern dennoch ein Angebot zu unterbreiten, werden in ganz NRW sogenannte Bündelungsgymnasien eingerichtet. In jedem Kreis soll es demnach eine Schule geben, an denen die betroffenen Jugendlichen in einer einzigen Oberstufe gebündelt werden. Im Kreis Herford hat sich das Widukindgymnasium Enger bereit erklärt, eine solche Funktion zu übernehmen. Seit einigen Tagen wird die Schule auch von der Landesregierung ganz offiziell als Bündelungsgymnasium geführt. Betroffene Schüler aus dem Kreisgebiet finden hier eine Möglichkeit, das Abitur zu erlangen. Schulleiter Ulrich Henselmeyer geht davon aus, dass sich für den neuen Einführungsjahrgang zwischen 40 und 50 Kinder anmelden werden. &bdquo;Das ist für uns ein belastbarer Wert“, sagt er. Anmeldungen nimmt das Widukindgymnasium vom 4. bis 10. Februar entgegen. Eine weitere Möglichkeit eröffnet sich am Städtischen Gymnasium Löhne, das bereits vor zehn Jahren freiwillig zur 13-jährigen Schulzeit zurückgekehrt war und folglich auch eine reguläre Jahrgangsstufe 11 bereithält. Dort steht eine kleine Menge an Plätzen für externe Schülerinnen und Schüler zur Verfügung. Die Gesamtschulen Auch an den Gesamtschulen im Kreis Herford können Schülerinnen und Schüler Abitur machen. Im Unterschied zu den Gymnasien hatten die Gesamtschulen in NRW auch zu keinem Zeitpunkt die Schulzeit verkürzt. Folglich kann jede Gesamtschule auch im kommenden Schuljahr eine Einführungsphase in der Jahrgangsstufe 11 anbieten - nicht nur für die eigenen Oberstufenschülerinnen und Oberstufenschüler, sondern auch für "Neuzugänge". Die gymnasiale Oberstufe an Gesamtschulen ist identisch mit der an Gymnasien und folgt den gleichen Vorgaben. Sie schließt mit der Abiturprüfung ab, mit der die Schülerinnen und Schüler die allgemeine Hochschulreife erwerben, die unter anderem zum Studium an einer Hochschule befähigt. Die Erich-Kästner-Gesamtschule bietet die gymnasiale Oberstufe nur am Standort in Bünde, nicht aber in Kirchlengern an. Die Anmeldephase startet hier am Samstag, 4. Februar, und endet am Donnerstag, 9. Februar. In Löhne steht die Bertolt-Brecht-Gesamtschule zur Verfügung, sie nimmt Anmeldungen vom 6. bis zum 10. Februar entgegen. Etwas später, nämlich vom 11. bis zum 17. Februar, läuft die Anmeldephase an der Gesamtschule Friedenstal in Herford. An der Olof-Palme-Gesamtschule in Hiddenhausen können sich interessierte Schülerinnen und Schüler zwischen dem 13. und 15. Februar anmelden. Die späteste Anmeldephase bietet die Regenbogen Gesamtschule in Spenge an. Dort sind Anmeldungen am 18. Februar und vom 20. bis zum 24. Februar möglich. An der Gesamtschule Rödinghausen ist die offizielle Anmeldephase bereits abgeschlossen, Nachmeldungen sind in Einzelfällen auf Anfrage aber noch möglich. Die Berufskollegs Sie sind eine etablierte Alternative zu den Gymnasien und ermöglichen darüber hinaus vertiefende Einblicke in bestimmte Fachrichtungen. Gleich mehrere Berufskollegs in Trägerschaft des Kreises Herford bieten ein berufliches Gymnasium und damit einen Weg zum Abitur an. Voraussetzung ist ein mittlerer Schulabschluss mit Berechtigung zum Besuch der gymnasialen Oberstufe (Qualifikationsvermerk). Diese dauert ebenso wie an Gymnasium und Gesamtschule drei Jahre, auch die Wahl von Grund- und Leistungskursen unterscheidet sich nicht von den anderen Schulformen. Durch die fachlichen Schwerpunkte der einzelnen Berufskollegs aber erlangen die Absolventen zusätzlich zur allgemeinen Hochschulreife spezielle Kenntnisse. Das Erich-Gutenberg-Berufskolleg in Bünde hat einen kaufmännischen und wirtschaftlichen Schwerpunkt. Auch das Herforder Friedrich-List-Berufskolleg ist wirtschaftlich geprägt, hat aber auch einen Verwaltungsschwerpunkt. Beim August-Griese-Berufskolleg in Löhne hingegen stehen gewerblich-technische Berufsfelder wie Elektrotechnik, Fahrzeugtechnik, Informationstechnik und Metalltechnik im Mittelpunkt, während das Anna-Siemsen-Berufskolleg in Herford auf Erziehung, Gesundheit und Freizeitsport als Schwerpunkt setzt. Das Wilhelm-Normann-Berufskolleg bietet derweil in Herford ein berufliches Gymnasium mit den Leistungsfächern Kunst und Englisch. Die Anmeldephase an diesen Berufskollegs hat bereits begonnen, bis zum 11. Februar haben Schülerinnen und Schüler noch Zeit, sich für eines von ihnen zu entscheiden. Hinzu kommen noch zwei weitere Angebote: Das Berufskolleg am Wilhelmsplatz in Herford bietet wirtschaftswissenschaftliche und fremdsprachliche Schwerpunkte und befindet sich in Trägerschaft der Deutschen Angestellten-Akademie. Das Elisabeth von der Pfalz Berufskolleg mit Schwerpunkt Gesundheit und Soziales gehört zum Kirchenkreis Herford.

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