Bau von Mehrfamilienhäusern in Löhne von der Wohnstadt auf Eis gelegt

Löhne. Gräser und Sträucher werden sich auf dem Grundstück der Wohnstadt an der Schützenstraße auch in Zukunft weiter ausbreiten können. Biotop statt Baustelle ist die Reaktion des städtischen Wohnungsbauunternehmens auf die massiv gestiegenen Kosten auf dem Bau. Ursprünglich sollten die Bauarbeiten für zwei Mehrfamilienhäuser dort bald starten. Stattdessen konzentriert sich die Wohnstadt auf die Sanierung der Wohnungen im Bestand des Unternehmens. Es wäre der erste Neubau der Wohnstadt gewesen, die Anfang 2020 als städtischer Eigenbetrieb gegründet wurde und die rund 400 städtische Mietwohnungen verwaltet und Schritt für Schritt saniert. Noch im August war Spieker optimistisch, dass auf dem Grundstück der Bau der Häuser mit insgesamt zwölf Wohnungen trotz der gestiegenen Kosten weiterhin möglich ist. Seitdem haben sich die Rahmenbedingungen weiter verschlechtert. "Die steigenden Baukosten und die hohen Zinsen lassen aktuell keine Finanzierung über eine bezahlbare Kaltmiete zu. Deshalb haben wir uns entschieden, den Baubeginn zu verschieben", sagt Wohnstadt-Betriebsleiter Stephan Spieker. Die Baukosten sind um knapp 30 Prozent gestiegen Aufgabe der Wohnstadt sei, bezahlbaren Wohnraum für Menschen mit mittlerem und niedrigem Einkommen zu schaffen. Bei den gegenwärtigen Preisen könne die Wohnstadt dieses Ziel mit einem Neubau nicht erreichen. "Die Baukosten sind seit dem zweiten Quartal um 28,8 Prozent gestiegen. Auch die Zinskosten haben sich innerhalb von neun Monaten fast verdreifacht", sagt Spieker. Mit drei Zahlen macht er das Problem deutlich: "Wenn eine Wohnung zurzeit zehn Euro Miete pro Quadratmeter kostet, dann müssten wir bei einem Neubau in Zukunft drei Euro für die höheren Zinsen und drei Euro für die gestiegenen Materialkosten draufpacken. Das ist nicht mehr darstellbar". Wann mit dem Neubau begonnen wird, sei nicht absehbar. Die Wohnstadt will sich jetzt auf die Sanierung der Bestandswohnungen konzentrieren. Das Unternehmen will den Markt weiterhin genau im Blick behalten. "Dabei hängt die Realisierung des Projekts neben der zukünftigen Entwicklung der Baupreise, Zinsen und staatlichen Förderung, auch vom verfügbaren Einkommen der Bürgerinnen und Bürger für ihre Wohnungsmieten ab", sagt Spieker Arbeiten weit fortgeschritten Weit fortgeschritten sind die Arbeiten am Mehrfamilienhaus Brunnenstraße 1/1a. Auch bei einem vergleichbaren Objekt am Ulenburger Weg wird kräftig gebaut. "Die beiden Häuser werden in Zukunft mindestens 70 Prozent weniger Energie benötigen", sagt Spieker. Darüber hinaus würden in den Objekten sieben leer stehende Wohnungen technisch erneuert und dann dem Wohnungsmarkt wieder zur Verfügung gestellt. In den Dachgeschossen der Gebäude entstehen fünf neue Wohnungen. "Die wurden früher zum Wäsche trocknen genutzt, das ist aber schon lange nicht mehr der Fall." Beim Haus an der Brunnenstraße ist die energetische Sanierung der Gebäudehülle bereits abgeschlossen. Zurzeit sind die Handwerker mit dem Innenausbau beschäftigt. "In den kommenden Monaten werden die leer stehenden Wohnungen modernisiert und die Dachgeschosswohnungen fertiggestellt", sagt der Chef der Wohnstadt. In die Objekte investiert die Wohnstadt rund 1,26 Millionen Euro, rund 150.000 Euro mehr als geplant. 80 Prozent Auftragseinbruch Mit der Projektleitung der Sanierung hat die Wohnstadt das "plankontor8" aus Lübbecke beauftragt. Geschäftsführer Denis Albrecht ist mit dem Baufortschritt zufrieden, blickt aber mit Sorgen in die Zukunft der Branche. "Die Planungsaufträge im Neubaubereich sind in den letzten Monaten um 80 Prozent zurückgegangen", sagt er. Wie teuer das Bauen geworden ist, macht er an zwei Beispielen deutlich. Die Preise für Beton und Dachpfannen sind um 30 Prozent gestiegen." Für viele Familien werde das Bauen unbezahlbar. "Da hat man sich 300.000 Euro von der Bank geliehen und beim Richtfest fällt auf, dass noch 100.000 Euro fehlen, bis das Haus fertig ist", sagt Albrecht. Mittlerweile würden mehr und mehr junge Familien ihre noch nicht bebauten Grundstücke an die Kommunen zurückgeben, weil sie ihren Traum vom Eigenheim nicht mehr finanzieren könnten. Albrecht geht davon aus, dass in Zukunft weniger Altbauten abgerissen werden. "Mehr Bauherren werden sich entscheiden, Omas Häuschen zu sanieren, auch wenn sie dabei Konzessionen im Vergleich zum Neubau machen müssen", sagt er.

Meistgelesen