Hunger und Not in Afghanistan: Löhnerin sucht wieder Spenden für Winterhilfe

Löhne. Hunger und Armut, ein Regime, das seine eigene Bevölkerung plündert und verzweifelte Flucht vom Umland in die Hauptstadt, in der die Lage aber auch nicht viel besser ist. Das, was Gisela Bröenhorst über die lokalen Mitarbeiter des Vereins "Kinder brauchen uns" (KBU) aus Kabul mitbekommt, malt ein düsteres Bild. Der Verein, der eigentlich schwerkranke Kinder für lebensrettende Operationen aus Afghanistan nach Deutschland holt, organisiert sich seit der Machtübernahme der Taliban auch zunehmend in der humanitären Hilfe vor Ort. Vergangenes Jahr hatte KBU aufgrund der großen Not eine Winterhilfe in Kabul organisiert und für Familien Pakete aus Nahrung, warmer Kleidung und Decken gepackt. "Und dieses Jahr ist es noch viel schlimmer", berichtet Bröenhorst. Darum wolle der Verein auch in diesem Jahr wieder für eine Winterhilfe sammeln. Und die Löhnerin Gisela Bröenhorst, seit vielen Jahren bei KBU ehrenamtlich engagiert, rührt dafür erneut die Trommel. "Das sind wirklich ergreifende Szenen, die sich da abspielen", berichtet sie. Weil der Westen Afghanistan sanktioniert, beute das Regime die Menschen vor Ort aus. Hilfe zu leisten sei auch entsprechend schwierig, aber der Verein habe sich Verbindungen zu gemäßigten Taliban zunutze gemacht, um Hilfsaktionen ohne Angst vor Problemen mit der Regierung durchführen zu können. Als eine der wenigen Organisationen sei KBU im vergangenen Jahr nach dem Abzug der USA in Afghanistan geblieben. 700 Hilfspakete gepackt Und weil der rein ehrenamtlich organisierte Verein helfen konnte, sei die Idee für die Winterhilfe entstanden. Rund 700 Hilfspakete seien im Winter 21/22 verteilt worden. Ein Paket habe Nahrung und mehr für eine fünfköpfige Familie für vier Wochen enthalten. Danach hat KBU weitere Aktionen organisiert: Eine im Frühjahr und nach dem verheerenden Erdbeben im Juni eine Nothilfe auch weit über die Grenzen von Kabul hinaus. Außerdem beschäftige KBU vor Ort mehrere Frauen, die für die Hilfspakete unter anderem Decken nähen und dafür auch entlohnt werden. Möglich sei das alles auch gewesen durch die vielen Spenden aus Löhne. "Dafür möchte ich noch einmal danken. Ich bin ja nur jemand, der den Stein ins Rollen bringt", betont Gisela Bröenhorst. Das gelte auch für die Kernaufgabe von KBU, für die Bröenhorst schon seit vielen Jahren sammelt. Erst im August sind 14 Kinder in Deutschland zur Behandlung angekommen. Sie leiden größtenteils an fortgeschrittener Osteomyelitis, einer Entzündung, die den Knochen zerstört. "Das ist eine Krankheit, die wir hier kaum kennen, weil sie meist viel frühzeitiger behandelt wird", erklärt die Löhnerin. Von den 14 sind nun einige wieder so weit, dass sie zurückfliegen können. Aber im Kinderkrankenhaus Kabul seien aktuell mindestens zwölf Kinder, die das Jahr dort nicht überleben würden, berichtet Bröenhorst. KBU versuche zu helfen, aber es sei nicht klar, wie viele von ihnen nach Deutschland gebracht werden können. Die Flüge seien teuer und inzwischen noch teurer geworden. Auch dafür nehme der Verein natürlich noch gerne Spenden an - wie auch für die nun erneut startende Winterhilfe. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung leidet Hunger "Es droht wieder ein Winterhunger", sagt Bröenhorst mit schwerer Stimme. Die ohnehin schon dramatische Situation sei unter anderem durch den Ukraine-Krieg noch einmal verschärft worden. "Auch Afghanistan hat aus der Ukraine Weizen eingeführt." Laut Einschätzung der Vereinten Nationen leiden in Afghanistan aktuell rund 24 Millionen Menschen Hunger, das ist mehr als die Hälfte der Bevölkerung. "KBU will weiterhin das tun, was möglich ist." Um diese Hilfsaktionen durchzuführen, die über das Kerngebiet der KBU hinaus gehen, hat sich gerade erst eine neue Organisation gegründet, die als NGO (Nichtregierungsorganisation) in Afghanistan anerkannt wurde. Vorsitzender von COFO ("Children are Our Future Organization") ist der KBU-Vorsitzende Markus Dewender. Bei der Winterhilfe sollen wieder Pakete aus Lebensmitteln, warmer Kleidung und Decken gepackt und an Familien in Kabul verteilt werden. Die Materialien werden vor Ort eingekauft. "Wir haben jetzt ja schon eine Menge Erfahrungen gesammelt und können das sogar noch besser durchführen", meint Bröenhorst. Wer spenden will oder mehr wissen möchte, wendet sich an Gisela Bröenhorst, unter Tel. 05732 3000 oder gisela.broeenhorst@gmx.de. Aktuelle Infos gibt es auf der Facebook-Präsenz von &bdquo;Kinder brauchen uns“.

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