ICE-Trasse Bielefeld-Hannover: "Pro Bahn" widerspricht SPD-Abgeordneten

Löhne. Die Deutsche Bahn will erste Vorschläge zur superschnellen ICE-Trasse zwischen Bielefeld und Hannover Anfang 2023 vorstellen. Das erklärte der Projektleiter der Deutschen Bahn Carsten Alexander Müller am Samstag bei einem Vortrag in der Eisenbahnerstadt Löhne. Müller sprach auf Einladung des Fahrgastverbands &bdquo;Pro Bahn“. Derzeit erarbeitet ein DB-Projektteam Varianten für den Ausbau, den Neubau oder eine Kombination aus beidem. &bdquo;Wir fahren dreigleisig“, sagte Müller. Während des Treffens im Alten Wartesaal des Löhner Bahnhofs zum &bdquo;Tag der Schiene“ zeigten mehrere Bürgerinitiativen Präsenz. &bdquo;Widuland“ forderte einen Stopp der Planungen. Bahn-Reisende nahmen die Gelegenheit wahr, sich im Vorbeigehen bei dem Projektteam der Bahn oder bei Widuland über die ICE-Trasse zu informieren. Der Fahrgastverband &bdquo;Pro Bahn“ hat die Bahn nach Löhne eingeladen, um über die Chancen einer superschnellen ICE-Verbindung zu informieren. Der Verein bemüht sich um Fahrgastrechte, den Tarifdschungel oder Sicherheit im Bahnverkehr. &bdquo;Pro Bahn“ hat aber auch selbst am Entwurf des deutschlandweiten Taktfahrplans &bdquo;Deutschlandtakt“ mitgewirkt, der Grundlage für die Planungen zur ICE-Trasse Hannover-Bielefeld ist. Fahrgast-Preis für Konzept der S-Bahn OWL Das wichtigste Ergebnis des Deutschlandtakts könnte eine Verbesserung des Nahverkehrs in OWL sein. Wenn die superschnellen ICE auf der Hauptstrecke für Nahverkehrszüge Platz machen, könnte eine S-Bahn OWL die Städte abseits von Bielefeld mit attraktiven Bahnlinien verbinden. Das Projekt könnte eine Verkehrswende zwischen Teuto und Wesergebirge einläuten. Sieben Planer um Kai Schulte vom Bielefelder &bdquo;Kompetenzcenter Integraler Taktfahrplan“ haben ein Konzept dafür entwickelt. &bdquo;Pro Bahn“ zeichnete die Planer deshalb mit dem Fahrgastpreis 2022 aus. Kai Schulte betonte, die Planer schafften &bdquo;Optionen für Übermorgen“, seien aber nicht auf einen bestimmten Deutschlandtakt und die viel diskutierten 31 Minuten Fahrtzeit zwischen Bielefeld und Hannover festgelegt. Man müsse die Gesamtstrecke Hannover-Hamm in den Blick nehmen. Sollte sich der Deutschlandtakt ändern, werde sich auch die S-Bahn OWL verändern. Schulte: &bdquo;Wir friemeln immer an diesem Zielfahrplan herum.“ Rainer Engel vom Fahrgastverband &bdquo;Pro Bahn“ führte seinen Zuhörern vor Augen, was eine S-Bahn OWL der Werrestadt Löhne bringen könnte: Auf der Hauptstrecke könnte ein 15-Minuten Takt erreicht und der Bahnhof Gohfeld könnte wiederbelebt werden. Den Kritikern hielt Engel entgegen: &bdquo;Der Fahrplan wird nicht besser, wenn die ICE weiter durch den Löhner Bahnhof rollen.“ Pro Bahn widerspricht SPD-Abgeordneten Die ICE-Trasse Hamm-Hannover mache nicht nur die Zugfahrt von NRW nach Berlin schneller, sondern habe Auswirkungen auf den gesamten mitteleuropäischen Schienenverkehr. Engel widersprach deshalb der Forderung der SPD-Bundestagsabgeordneten aus OWL, die ebenfalls im Alten Wartesaal in Löhne gefordert hatten, eine Neubaustrecke zu verhindern. &bdquo;Natürlich ist eine Neubaustrecke nicht alternativlos“, sagte Engel, griff aber gleichzeitig die Machbarkeitsstudie der Bürgerinitiative &bdquo;Widuland“ an, die einen Ausbau der bestehenden Trasse empfehle, aber den Abriss von Häuserzeilen in Minden verschweige. &bdquo;Das Problem Dankersen taucht da nicht auf.“ Die Deutsche Bahn könne aber nicht einfach Wohngebiete überplanen, so Engel. Das löste in den Reihen der Zuhörer auch Widerspruch aus. In Gesprächen auf den Fluren verwiesen Kritiker der Neubautrasse darauf, dass &bdquo;Pro Bahn“ zwar immer wieder eine Häuserzeile in Dankersen anführe, aber die Auswirkungen einer Bahn-Großbaustelle in der freien Landschaft quer durch OWL verschweige. Neue Planungen für Bielefelder Hauptbahnhof Das Projektteam der Deutschen Bahn sucht seit Anfang 2021 zwischen Bielefeld-Brake und Seelze bei Hannover nach der optimalen Trasse für eine schnelle Zugverbindung. Bisher sollten die Planungen vor den Toren Bielefelds enden. Doch das könnte sich schon bald ändern. Das Projektteam will offenbar auch den Bielefelder Hauptbahnhof überplanen. Das wurde erstmals durch eine Nachfrage des Bielefelder Ratsherrn Bernd Vollmer (Linke) öffentlich. Er wollte von Projektleiter Müller wissen, wann die Bahn endlich zum lange angekündigten Regionaltreffen nach Bielefeld kommt, um die ICE-Trassenplanungen vorzustellen. Die Stadt stelle derzeit zahlreiche Projekte entlang der Schienen zurück. Der Bahnhof sei womöglich zu klein, um weiteren ICE-Verkehr aufzunehmen. Man benötige zusätzliche Gleise. In der Diskussion sei auch bereits eine Umfahrung des Viadukts Schildesche. Dann würde aber die renaturierte Johannisbachaue in Baumheide womöglich geopfert werden müssen. Müller ging auf diese Details nicht weiter ein, nannte aber die Beschränkung auf den Suchraum Brake-Seelze &bdquo;unglücklich“. Das Planungsteam habe sich deshalb im Bundesverkehrsministerium dafür stark gemacht, die Gesamtstrecke zwischen Bielefeld und Hannover im Kontext zu betrachten: &bdquo;Das müssen wir glattziehen mit dem Bund.“ Vor einer Woche habe man die Pläne für den Bahnhof Bielefeld bekommen. &bdquo;Ich nehme ihre Einladung gerne an.“ Rainer Engel vom Fahrgastverband &bdquo;Pro Bahn“ stellte sich vor den DB-Projektleiter und verwies darauf, dass der nun einmal an den geltenden Planungsauftrag gebunden sei. Engel schlug deshalb dem Bielefelder Kommunalpolitiker vor, selbst anstelle von Müller in Bielefeld Rede und Antwort zu stehen: &bdquo;Ich darf den Mund etwas weiter aufmachen.“

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