Trotz Sturmschäden: Ende April gibt es die ersten Löhner Erdbeeren

Löhne. Unter den Planen der Tunnel über den Ulenburger Erdbeerfeldern ist es noch einmal einige Grad wärmer als in der Frühlingssonne. Zwischen den Pflanzen summt es, neben den schneeweißen Blüten und kleinen Früchtchen hängen schon pralle Erdbeeren in einer Größe, in der sie wunderbar einen Kuchen zieren könnten. Nur grün sind sie aktuell noch - aber das wird sich bald ändern. "Wir rechnen damit, dass wir Ende April die ersten reifen Erdbeeren ernten können", sagt Katharina Eßer. Trotz eines ordentlichen Schreckens durch den Sturm und später Frostnächte, rechnet sie "endlich wieder" mit einem annähernd normalen Erntejahr. Natürlich kann es immer noch anders kommen. "Wenn zum Beispiel der Mai verregnet ist", sagt Eßer, die sich dennoch etwas vorsichtige Vorfreude nicht nehmen lassen will. Nachdem sie 2020 vier bis fünf Wochen alleine damit verbracht habe, dafür zu sorgen, dass die Saisonarbeiter überhaupt einreisen können, habe es lange gedauert, die verlorene Zeit wieder reinzuholen. "In der Zeit sind andere Dinge liegengeblieben." Das aufzuarbeiten sei bis heute nicht vollständig erledigt. Und während auch im vergangenen Jahr noch sehr viel Bürokratie wegen Corona zusätzlich zu berücksichtigen war, machen es die Lockerungen nun etwas leichter. Und in noch einem Punkt schätzt sich Katharina Eßer glücklich: "Fast 90 Prozent unserer Saisonarbeiter sind geimpft", berichtet sie. Die Tunnel wandern mit den Erdbeeren Die meisten der Kräfte, die aus Rumänien für die Ernte anreisen, kämen schon seit Jahren immer wieder. Und Katharina Eßer schätzt sie sehr. Dennoch mache ihr der kontinuierlich steigende Mindestlohn zu schaffen - wie den meisten anderen Erdbeerbauern auch. "Darum steigen immer mehr auf Gewächshäuser um. Da kann zwei Mal im Jahr geerntet werden." Eine Perspektive, die Eßer nicht gerne in Betracht ziehen würde. "Wir bauen unsere Erdbeeren nicht im Gewächshaus an, sondern mit diesen Wandertunneln, damit das Produkt möglichst naturnah bleibt", erklärt Katharina Eßer. Denn im Gewächshaus würden die Erdbeeren nicht mehr in der Erde, sondern in einem Substrat angebaut. Stattdessen wandern die Tunnel mit den Erdbeeren über die Felder. Die neuen werden ungefähr zur gleichen Zeit gepflanzt, wenn auch geerntet wird.Eine kritische Situation gab es in diesem Jahr jedoch schon. Die Sturmtief-Serie im Februar hat ihre Spuren hinterlassen. Die Wucht der Windböen ist immer noch klar zu erkennen: Außen an einem der Tunnel steht einer der Bögen, eigentlich aus massivem Stahl, nun ziemlich gestaucht und verbogen. "Wir dachten eigentlich, wir wären sturmerprobt", sagt Eßer. Wie die Pflanzen vor Frost geschützt werden Vier der Folien holt der Sturm schon in der ersten Nacht runter, die restlichen nehmen am Tag darauf die Ulenburger Landwirte selbst ab. Damit nicht am Ende ein Tunnel als Ganzes abhebt. Denn es windet einfach zu lange. Wenn der Wind lange an den mit den Planen bespannten Tunneln zerrt und der Regen die Erde aufweicht, drohen irgendwann die festverankerten Bögen sich zu lockern.Ohne die Planen jedoch geht der Treibhauseffekt verloren, den die Ulenburger Erdbeerbauern nutzen, um möglichst früh zu ernten. Durch den Sturm hat sich die Ernte also etwas nach hinten verschoben. "Hier im Tunnel beträgt die ideale Temperatur 25 Grad Celsius", sagt Katharina Eßer. An einem sonnigen Tag wie diesem sind die Planen unten offen, damit ein Luftaustausch stattfinden kann, und es nicht zu warm wird. Und wenn es nachts Bodenfrost gibt, wird die Plane geschlossen und die Erdbeeren stärker bewässert."Wasser ist ein Wärmespeicher", erklärt Eßer. Mehr Wasser im Boden und in der Luft bilden einen Puffer gegen kalte Temperaturen. Zusätzlich werden die Pflanzen noch mit einem Vlies zugedeckt. Dennoch sind diese nie vollständig gegen Frostschäden gefeit. Die hielten sich aber in diesem Jahr in Grenzen, sagt die Landwirtin.Fleißige Insekten sorgen für frühere Ernte Neben der Wärme unter den Tunneln gibt es auf den Ulenburger Erdbeerfeldern noch einen weiteren wichtigen Faktor, der für eine frühere Ernte sorgt. Das Geheimnis liegt in einer kleinen Kiste, die auf dem Stroh zwischen den Erdbeeren steht. Darin summt es und aus kleinen Löchern schauen dunkle Fühler heraus. Nein, hier sind keine Honigbienen im Einsatz, sondern andere fleißige Insekten. "Wir setzen auf Hummeln bei der Bestäubung, weil diese länger auf den Blüten verweilen als Bienen und so effizienter bestäuben." Außerdem fliegen Hummeln nicht so weit wie Bienen - ein Verirren zwischen den Tunneln werde so deutlich unwahrscheinlicher. "Und sie fangen deutlich eher im Jahr an." Alles zusammen trägt dazu bei, dass es in diesem Jahr - trotz Sturm - vielleicht schon Ende April die ersten Ulenburger Erdbeeren gibt. "Wir haben eine Kundin, die in der nächsten Woche ihren Geburtstag gerne mit einem Erdbeerkuchen feiern würde, das wollen wir natürlich möglich machen", sagt Katharina Eßer und lächelt.

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