Warum das Ende der Maskenpflicht zu Unterrichtsausfall führt

Löhne. Seit Anfang November müssen Schülerinnen und Schüler in NRW keinen Mundschutz mehr im Unterricht tragen. Neben breiter Kritik, die Maskenpflicht ausgerechnet jetzt aufzuheben, da die Infektionszahlen steigen, gibt es jedoch noch weitere Konsequenzen. Einige Lehrkräfte dürfen nun keinen Präsenzunterricht mehr erteilen, darunter unter anderem Schwangere und solche mit bestimmten Vorerkrankungen, bei denen ein erhöhter Schutzbedarf festgestellt wurde. Besonders hart getroffen hat das das Städtische Gymnasium Löhne. Vier Lehrkräfte fallen weg. 88 Wochenstunden werden damit nicht mehr unterrichtet. Das geht aus einem Elternbrief hervor, der der Redaktion vorliegt. "Wir bemühen uns, für unsere Schüler vernünftige Lösungen zu finden", sagt Anja Backheuer, Schulleiterin des Gymnasiums, auf Anfrage der NW. Mehr möchte sie allerdings nicht dazu sagen, da es in dieser Sache um Personalangelegenheiten ginge. Aus dem Elternbrief geht hervor, dass das Gymnasium nun versucht, organisatorisch gegenzusteuern. Damit vor allem die Hauptfächer weiter ohne Verluste unterrichtet werden können und in den Abschlussjahrgängen nichts ausfällt, werde anderswo gekürzt. Der Kunst-Unterricht in den Jahrgängen 7 und 8 werde ausgesetzt, im Jahrgang 8 auch der Chemie-Unterricht. Und in der elften Klasse gebe es nun nur noch eine Wochenstunde Kunst. "Durch diese Kürzungen können Stunden erwirtschaftet werden, sodass der Rest der Stundentafel in den Jahrgängen wie vorgesehen unterrichtet werden kann", schreibt die Schulleiterin im Elternbrief. Das führe jedoch in vielen Lerngruppen zu Lehrerwechseln. Es gebe derzeit keine Alternative zu der Lösung. Die Schule arbeite gemeinsam mit der Bezirksregierung Detmold daran, die Kürzungen möglichst schnell rückgängig zu machen. Das sagt die Bezirksregierung Die Bezirksregierung als oberste Schulaufsichtsbehörde bestätigt auf Anfrage der NW die aktuell knappe Personalsituation. "Mit dem Wegfall der Maskenpflicht im Unterricht hat sich der Schutzbedarf der Schwangeren erhöht. Das hat unter anderem zur Folge, dass für die Schwangeren in der Regel kein Präsenzunterricht mehr zu verantworten ist", erklärt Sprecherin Juliane Fröhling. Das sei generell so, wenn ein erhöhter Schutzbedarf festgestellt werde, nicht nur im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie. "Die Schwangeren sind aber grundsätzlich weiterhin im Dienst und übernehmen Aufgaben, die nicht zwingend eine Präsenz erfordern", so Fröhling. Aktuell sei die Anzahl der Schwangeren am Gymnasium Löhne höher. "Parallel ist der unterrichtliche Einsatz von weiteren Lehrkräften nicht oder nur eingeschränkt möglich", fügt die Sprecherin hinzu. Grundsätzlich stünden den Schulen in solchen Situationen Hilfsinstrumente zur Verfügung, um Unterrichtsausfall zu vermeiden: Die Schulleitung könne vorübergehend Mehrarbeit anordnen oder, wie jetzt am Gymnasium Löhne, organisatorisch umstrukturieren. Zusätzlich könne die Bezirksregierung temporär auch für personelle Unterstützung sorgen. Das sei aktuell am SGL auch der Fall. "Darüber hinaus stehen Bezirksregierung und Schulleitung im engen Austausch", betont die Sprecherin. Aber ist das Löhner Gymnasium ein Einzelfall? "Je nach Schule hat die Aufhebung der Maskenpflicht unterschiedliche Auswirkungen, da im Hinblick auf die Personalsituation unterschiedliche Gegebenheiten vorhanden sind", heißt es von der Bezirksregierung. OWL-weit seien – die Corona-Pandemie als Ursache für einen Ausfall zugrunde gelegt – 98,7 Prozent der Lehrkräfte im Präsenzunterricht einsetzbar. Insgesamt seien die Gymnasien im Regierungsbezirk gut personell ausgestattet mit einer Quote von 102 Prozent. "Das kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt" In Löhne jedenfalls scheint keine andere Schule so stark betroffen zu sein. Bei den Grundschulen sei die Lage derzeit ruhig, sagt Matthias Döding vom Schulamt der Stadt Löhne. Und beim Kreis, der als Schulaufsichtsbehörde für die Grundschulen fungiert, bestätigt man diesen Eindruck. Es seien keine Fälle bei den Grundschulen bekannt, so Kreissprecher Patrick Albrecht. Und weder an den beiden Realschulen noch an der Gesamtschule berichten die Schulleiter von Fällen, die in direktem Zusammenhang mit der Aufhebung der Maskenpflicht stehen und zu Unterrichtseinbußen führen.Daniela Gehring von der Bertolt-Brecht-Gesamtschule erklärt: "Wir haben die betreffenden Lehrkräfte von vorneherein aus dem Präsenzunterricht genommen, das hat gar nichts mit der Maskenpflicht zu tun." Bis vor nicht allzu langer Zeit hätte es immerhin noch keine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission für Schwangere gegeben. Die Lehrkräfte hätten dann Aufgaben im Hintergrund übernommen, zugearbeitet, Planungen übernommen, Klausuren vorbereitet. "Die leisten also sozusagen Backstage wichtige Aufgaben." Aber auch sonst sei die Anzahl der Lehrkräfte nicht so hoch, die direkt von einem Berufsverbot wegen des Endes der Maskenpflicht betroffen sein könnten. Torge Sprado, Schulleiter der Goethe-Realschule betont aber auch: "Das Ende der Maskenpflicht kommt zu einem ungünstigen Zeitpunkt." Es käme aktuell wieder mehr zu Positivfällen, da insgesamt die Infektionszahlen stiegen. Und die Schüler? Da berichten die meisten Löhner Schulleiter, dass nicht wenige von sich aus weiter die Maske aufsetzen.

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