Haft für Familienvater nach Streit um Parkplatz

Löhne. Ein tiefer Stich in den Oberarm, Schnitte am Hals, im Nackenbereich und an der Augenbraue. Der Streit unter Nachbarn endete blutig. Zahlreiche Streifenwagen der Polizei mussten am Mittwochabend, 14. Oktober 2020, gegen 21 Uhr in die Breslauer Straße eilen, um drei Männer zu trennen, die sich eigentlich nur über einen Parkplatz stritten. Angeklagt ist ein 45-jähriger, vierfacher Familienvater wegen gefährlicher Körperverletzung. Er soll im Kampf zwei Brüder mit einem Cuttermesser verletzt haben. Der Strafprozess vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen ist am Mittwoch fortgesetzt worden. Das Gericht hörte unter anderem den damaligen Einsatzleiter der Polizei, der von einer &bdquo;tumultartigen Lage“ sprach. Über mehrere Stunden sei unklar gewesen, wer eigentlich gegen wen kämpfte. Alle Beteiligten trugen Verletzungen davon. Darunter auch die Kinder der beteiligten Familienväter. Eindringlich beschreibt der Einsatzleiter die damalige Lage. &bdquo;Die Kinder haben geschrien wie am Spieß“, sagt er auf Nachfrage des Gerichts. Die Ehefrauen seien &bdquo;sehr aufgebracht“ gewesen. Kinder und Mütter haben sich offenbar Steine werfend in den Streit der Männer eingemischt. &bdquo;Uns ging es aber zuerst ums Messer.“ Das Tatwerkzeug war ein Cuttermesser. Ermittler fanden es später im Gebüsch. Und der Mann, der diese Waffe benutzt haben soll, lag verletzt im Rettungswagen. Es ist der Angeklagte, der vierfache Familienvater. Weil aber alle Beteiligten Verletzungen hatten, ging die Polizei zunächst davon aus, dass auch alle Beteiligten als Tatverdächtige zu behandeln sind. Wer in dem Parkplatzstreit aber letztlich wen und vor allem wie verletzt hat, darüber gibt es sehr unterschiedliche Darstellungen. Unstrittig ist bloß der Anlass. Angeklagt ist nur der vierfache Familienvater. Seine mutmaßlichen Opfer, der Nachbar und dessen Bruder sagten bereits beim ersten Termin als Zeugen aus. Die Hutablage als Waffe Für die Staatsanwältin ist die Sache klar. Sie sagt zum Angeklagten: &bdquo;Sie waren der eigentlich gefährliche Aggressor.“ Der Angeklagte habe beide Brüder verletzt, aus nichtigem Grund. Der Streit sei &bdquo;absolut überflüssig“ gewesen: &bdquo;Dass so etwas so eskaliert ist unfassbar!“ Das Cuttermesser sei eine besonders gefährliche Waffe. Die Staatsanwältin forderte deshalb eine Haftstrafe deutlich über den sechs Monaten Mindeststrafe für gefährliche Körperverletzung: ein Jahr und sechs Monate Haft. Spielraum für Bewährung sah die Staatsanwältin nicht, auch wenn der 45-jährige vierfache Familienvater keine Vorstrafen hat. Der Verteidiger dagegen forderte Freispruch. Sein Mandant habe verletzt im Rettungswagen gelegen. &bdquo;Wir müssen davon weg, dass derjenige mit den schlimmsten Verletzungen das Opfer ist“, sagte der Verteidiger. Auffällig sei doch gewesen, dass die Polizei bei einem der Brüder mehrere Cuttermesser in der Handwerkerausrüstung gefunden habe. &bdquo;Mein Mandant hat in großer Angst zur Hutablage gegriffen“, so der Verteidiger. Das Messer habe er bei der Rangelei vom Boden aufgehoben und damit versucht, die Brüder auf Abstand zu halten. Deren Angaben seien nicht glaubwürdig. Wer der eigentlich Aggressive gewesen ist, sei nicht abschließend geklärt. Für seinen Mandanten sei das eine Notwehrsituation gewesen. Der Richter verurteilte den Angeklagten jedoch wie von der Staatsanwältin gefordert zu einem Jahr und sechs Monaten Haft. Der Parkplatzstreit sei nachvollziehbar, stehe aber in keinem Verhältnis zu den Folgen. Die Verletzungen seien durch gezielte Stiche und Schnitte erfolgt. Eine Notwehrsituation sei daraus nicht zu erkennen. Der Angeklagte sei auch zu keinem Zeitpunkt zu Boden gegangen oder an eine Wand gedrängt worden. &bdquo;Sie haben den Streit nicht begonnen“, sagte der Richter zum Angeklagten in seiner Urteilsbegründung. Die Verletzungen gingen aber deutlich über einen bloßen Streit hinaus. Nur durch Zufall sei es nicht zu schlimmeren Verletzungen gekommen. Raum für eine positive Sozialprognose und damit für Bewährung sehe er genauso wenig wie die Staatsanwältin. Der Angeklagte hat eine Woche Zeit, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.

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