Der Plan gegen die Hochwasserkatastrophe

Löhne. Die Flutkatastrophen im Ahrtal und anderen Teilen von Nordrhein-Westfalen sowie in Rheinland Pfalz vor drei Monaten haben gezeigt, wie schnell aus kleinen Bächen reißende Flüsse werden. Auch dort, wo es noch Jahre dauern wird, bis die Folgen beseitigt sind, haben sich die Menschen sicher gefühlt. In Löhne und Bad Oeynhausen hat unter anderem das Pfingsthochwasser 1997 schwere Schäden angerichtet. "Mit Starkregenereignissen müssen wir in Zukunft häufiger rechnen", sagt Michael Kamphans von Bockermann-Fritze-Ingenieurconsult. Um die Folgen von riesigen Regenmengen innerhalb von kurzer Zeit besser bewältigen zu können, hat die Stadt das Unternehmen beauftragt, ein Konzept zum Starkregenrisikomanagement zu erstellen. Im Planungsausschuss präsentierte Michael Kamphans einen Zwischenstand. Die Stadt hat die Erstellung des Konzepts vor einem Jahr in Auftrag gegeben. Der gute alte Landregen wird immer mal wieder vom Platzregen abgelöst, der in kurzer Zeit einen überschaubaren Bereich mit Regenmengen flutet, die sonst im ganzen Monat nicht fallen. Ein solches Ereignis gab es zwischen Bünde, Hiddenhausen und Enger am 5. Juni. "Auf einer Fläche mit einer Süd-Ost-Ausdehnung von 4,5 Kilometer und einer Ost-West-Ausdehnung von 2,5 Kilometern fielen in einer Stunde 50 bis 60 Millimeter Niederschlag, während im wenige Kilometer entfernten Bünde-Dünne nur ein leichter Regen niederging", sagt Kamphans. Auf solche Extremwetterlagen müssten sich die Kommunen einstellen und sich darum kümmern, dass sich die Schäden möglichst in Grenzen halten. "Sie können in ganz Löhne sehen, wie hoch das Wasser steht" Die Experten untersuchen mit Hilfe von Luftaufnahmen das gesamte Stadtgebiet. "Wir schauen uns den Weg des Wassertropfens auf dem Weg zur Werre an", sagt der Fachmann. Dank der Aufnahmen könne man Gefahren identifizieren und das Schadenspotenzial erheben. Die topografische Situation wird betrachtet. Wo kann Gefälle für Gefahren sorgen, wo sammelt sich das Wasser in Senken? Für jeden Punkt im Stadtgebiet wird ein hundertjährlicher Regen simuliert. "Wir beobachten, wie sich eine Fläche während des Regens und in den 60 Minuten danach entwickelt. So entstehen belastungsfähige Starkregenkarten. Sie können dann in ganz Löhne sehen, wie hoch das Wasser steht", sagt er. Auf das Kanalnetz darf man bei einem solchen Ereignis nicht setzen. "Das fließt in unsere Berechnungen nicht ein, weil es bei derartig starken Regenfällen ohnehin völlig überlastet ist." Das Ziel sind Priorisierungen Das Konzept macht er am Beispiel der Bergkirchener Straße deutlich. Dort könne es bei einem hundertjährlichen Regen dazu kommen, dass Wasser aufgrund der topografischen Situation nach Westen fließt und in den Siedlungen Schäden anrichtet. "Mitarbeiter aller Behörden können diese Informationen bei jeder zukünftigen Infrastrukturmaßnahme berücksichtigen. Es lassen sich auch wichtige Objekte wie Kitas, Schulen und Altenheime auf ihr Gefährdungspotenzial einschätzen", sagt er. Ziel müsse sein, eine Priorisierung vorzunehmen, um im Katastrophenfall sofort handlungsfähig zu sein. Die Daten sind auch für Versorger wie Strom- und Handynetzbetreiber wichtig. "Oft reicht es, einen Mobilfunkmast auf einen 50 Zentimeter hohen Betonsockel zu stellen, wenn er an einer problematischen Stelle steht", sagt Kamphans. Der Zusammenbruch des Mobilfunknetzes in Teilen des Katastrophengebiets hat die Probleme der Menschen dort noch verschärft. Warnung vor Hochwasserdemenz Auch die Hausbesitzer können durch die Karten erkennen, ob es für Haus und Grund Probleme gibt. "Häufig lässt sich durch kleine Maßnahmen viel erreichen, zum Beispiel kann man den Lichtschacht mit einer Reihe Steine ummauern." Der Experte rät, dass die Kommune einen Ansprechpartner für die Bürger hat, der die Hausbesitzer vor Ort berät. "Man kann ein Beratungsprogramm aufsetzen. Pro Beratung könnte man zum Beispiel eine Gebühr von 100 Euro nehmen und bei Umsetzung der Ratschläge 50 Euro erstatten. Wichtig sei, dass das Konzept nicht in der Schublade verschwinde. "Wir reden da von Hochwasserdemenz. Hat es gerade stark geregnet, ist der Wille für Veränderungen groß. Zwei Jahre später interessiert das dann keinen mehr."

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