Küchen für Super-Reiche: Das Sturmgewehr neben den Suppenlöffeln

Löhne. In der Weltstadt der Küchen gibt es ein neues Ausstellungszentrum, das sich zur festen Adresse in der Branche etablieren könnte. Kai Schäffer hat an der Straße In den Fichten einen Teil der ehemaligen Möbelfabrik, die dort lange von seiner Familie betrieben wurde, umgebaut. Der Eingang von IDF 34 befindet sich am Ende des langen Hallenkomplexes, nur wenige 100 Meter von der Werre entfernt. IDF steht nicht nur für "In den Fichten", sondern auch für "Innovation, Design & Friends". "Einen eigenen Messe-Hub in Löhne aufzubauen war schon länger mein Traum", sagt Schäffer. Passend zur Küchenmeile haben sich im IDF34 erstmalig etablierte Marken und Startups der Möbelindustrie präsentiert. Aufsehen erregte in der Branche die Premiere des Luxusküchenherstellers BT45, der seinen Sitz nach Löhne verlegt hat. Die Fertigung befindet sich im selben Gebäudekomplex wie der Showroom im neuen IDF 34. "Wir fangen dort an, wo SieMatic und Poggenpohl aufhören", sagt Stefan Albert von der Firma BT45. Das Unternehmen wurde vor sieben Jahren in den USA gegründet und hat jetzt seinen Sitz in Löhne. Mit ihrem Angebot richtet sich BT45 an eine Zielgruppe, die ihre Küchen für zu Hause nicht persönlich aussucht, sondern damit Innenarchitekten und Designer beauftragt. "Die zeigen ihren Kunden die Entwürfe und Muster und arbeiten mit uns direkt zusammen", sagt Albert. Etwa 100 Küchen werden pro Jahr weltweit ausgeliefert. Happiness Hero und Vibe Manager Wer mit Kunden in dieser Liga spielt, der ist natürlich nicht einfach nur ein Verkaufsberater. Auf Stefan Alberts Visitenkarte steht "Happiness Hero". Seine Kollegin Alexandra Wolff ist "Vibe Manager". Die Kunden für BT45 finden sich weltweit. Der deutsche Markt steht für das Unternehmen nicht im Fokus. "Viel entscheidender ist das Label Made in Germany. Das hat gerade im Luxusküchenbereich eine große Bedeutung", sagt Albert. Löhne sei als Standort in der Küchenwelt von großer Bedeutung. "Die Nähe zu den Zulieferern ist ein ganz wichtiger Trumpf." Edelste Materialien werden in den Küchen verbaut. "Wir sorgen auf Kundenwunsch auch für die Ausstattung", sagt Alexandra Wolff. Die Küchen werden nicht nur aufgebaut, sondern auch komplett bestückt geliefert. Zum Beispiel mit Meißner Porzellan und Kristallgläsern im Schrank. Einen Markt für die Edelküchen gibt es auch in den USA und Russland. Dort haben nicht wenige Menschen ein relativ entspanntes Verhältnis zu Waffen. Auch für diese Klientel hat BT45 das passende Angebot. "Ich zeige Ihnen mal die AK45", sagt Alexandra Wolff. Dass sie damit nicht eine besonders raffinierte Küchenfront meint, zeigt sich, als sie unter einem Tresen ein Schubfach aufzieht. Darin liegt in einer maßgefertigten Form ein Sturmgewehr, eine vergoldete Kalaschnikow AK45. Wer es etwas filigraner mag, der kann sich einen Schubkasteneinsatz für eine James-Bond-Pistole mit Schalldämpfer bestellen. Fetisch um Hauswirtschaftsraum Sehr kreativ gehen die Designer auch mit dem Thema Hauswirtschaftsraum um. Durchschnittsküchennutzer haben dort Waschmaschine, Trockner und Regale. Luxusküchenbesitzer beschäftigen sich nicht mit derartig profanen Dingen. Und so gibt es einen ganz besonderen Vorschlag für den an die Küche angrenzenden Raum. Hinter einem Regal, das sich in die Wand verschieben lässt, befindet sich ein ganz in Rot gehaltener Raum. An der Wand hängen Peitschen und Handschellen. Auf einem Liegestuhl kann man sich einer ganz anderen Form der Hausarbeit hingeben. Ob es diese Variante von Hauswirtschaftsräumen bei dem einen oder anderen Kunden schon gibt, darüber schweigen die Mitarbeiter. Mit dem Messeauftritt ist Happiness Hero Stefan Albert absolut zufrieden. "Mein Chef hat zu mir gesagt, dass es für unsere Küchen in Deutschland höchstens kaum einen Markt gibt. Das glaube ich nicht", sagt er und zeigt einen Stapel von Visitenkarten. Da stecke sicherlich auch der eine oder andere Abschluss drin. Dass die dann mit Kalaschnikow-Fach geliefert werden, ist eher unwahrscheinlich. Bei den strengen deutschen Waffengesetzen würde es eher für eine Wasserpistole reichen. Start Up im Sortiment von Porta Möbel Kai Schäffer freut sich über den guten Start des neuen Ausstellungszentrums. Dafür hat nicht nur BT45 gesorgt. Die Firmen Gutmann und Edesa haben ebenfalls einen gemeinsamen Showroom gestaltet, den sie dauerhaft nutzen wollen. Im Frühjahr 2022 wird das spanische Unternehmen Neolith, das Arbeitsplatten aus Stein herstellt, im neuen Zentrum seinen Showroom eröffnen. Nach Überzeugung von Kai Schäffer ergänzt das IDF34 Messen wie die Area30 perfekt. "Wir bieten das perfekte Umfeld für Unternehmen, die ganzjährig ausstellen wollen. Die Nachfrage ist da." Neben den dauerhaft genutzten Showrooms möchte Schäffer auch Startups ein Forum bieten. Das ist ihm auch in diesen Tagen gelungen. Das junge Unternehmen Lareh präsentiert seine Outdoorküchen im Zentrum. Die Küchen des Startups fanden weit mehr als nur Anerkennung durch die Fachwelt. "Die Geschäftsführung von Porta Möbel war hier und hat sich nach kurzer Beratung entschieden, die Küchen ins Sortiment aufzunehmen. Das ist toll für Lareh und eine Bestätigung für unser Konzept", sagt Schäffer. Es gehe ihm auch ums Netzwerken und das Zusammenführen von Menschen, die sich mit dem Thema Möbel beschäftigen. Da sei er dem Designer und Messespezialisten Niko Ott für seine Unterstützung besonders dankbar.

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