Nach schwerem Unfall: Geteilte Sicht zur Sicherheit der Ellerbuscher Straße

Löhne. So viel Aufmerksamkeit ist einer Straße in Löhne selten zuteil geworden. Seit in der vergangenen Woche aber ein 14-jähriges Mädchen von einem Pkw erfasst und lebensgefährlich verletzt wurde, ist die Ellerbuscher Straße plötzlich Gesprächsthema Nummer Eins. Insbesondere die Sicherheit von Radfahrern steht dabei im Mittelpunkt der Diskussion. Während Eltern, Zweiradfahrer und Teile der Politik für schärfere Maßnahmen im Bereich der Unfallstelle plädieren, haben Verkehrsexperten jetzt ihre Zweifel an deren Wirksamkeit erneuert. Und die jüngsten Erkenntnisse zum Unfallhergang scheinen ihnen Recht zu geben. Bernd Poggemöller wirkte emotional angefasst, als er am Mittwochabend auf die Ereignisse von vergangenem Montag angesprochen wurde. Eine Löhnerin hatte die Einwohnerfragestunde während der Ratssitzung genutzt, um den Unfall anzusprechen und ihrer Sorge Ausdruck zu verleihen. "Was gedenkt die Stadt an dieser Stelle zu tun?", fragte sie. Und erwischte das Stadtoberhaupt damit an einer schwachen Stelle. "Ein Tempolimit hätte an dem Unfall nichts geändert" Denn ganz so leicht lässt sich die Frage auch für Bernd Poggemöller nicht beantworten. Ja, der Unfall sei furchtbar gewesen und habe auch ihn schockiert. Und ja, man habe auch gehandelt und mit der Polizei und Straßen NRW als zuständiger Behörde die Unfallstelle in Augenschein genommen. Die Ergebnisse aber, so ließ er durchblicken, geben wenig Hoffnung auf großartige Veränderungen. Das liegt unter anderem an den Ermittlungsergebnissen der Kreispolizei. Offenbar, so berichtet Poggemöller vom Ortstermin, sei der Zusammenstoß am vergangenen Montag nicht auf erhöhte Geschwindigkeit zurückzuführen. Eher im Gegenteil: "Die Fahrerin des Autos war deutlich langsamer unterwegs als an dieser Stelle erlaubt, vermutlich mit etwa 50 Kilometern pro Stunde." Zudem legten die Spuren nahe, dass die Radfahrerin selbst vor der Überquerung der Ellerbuscher Straße angehalten haben muss, bevor sie dann doch auf die Fahrbahn fuhr. Für den Bürgermeister steht daher fest: "Ein Tempolimit von 50 km/h hätte an diesem Unfall überhaupt nichts geändert." Ähnlich sieht das auch der Landesbetrieb Straßen NRW, der für weitere Sicherheitsmaßnahmen an der Landesstraße zuständig wäre. Derlei Geschwindigkeitsreduzierungen, so heißt es aus der Behörde, seien nur zur Vermeidung von Unfällen oder Schäden zulässig. "Das ist hier aber offensichtlich nicht der Fall." Die geringen Unfallzahlen der vergangenen Jahre an Ort und Stelle werden dabei ebenfalls als Beleg gewertet. Meinungen gehen auseinander Kurt Begemann hat dafür allerdings wenig Verständnis. Als Mitglied vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC) und Vorsitzender des Fördervereins Radverkehr betrachtet er die Stelle an der Ellerbuscher Straße schon lange mit Sorge. "Da stoßen immerhin gleich vier Radwege auf die Hauptverkehrsstraße", sagt er, "deswegen queren an dieser Stelle wirklich viele Radfahrer die Fahrbahn." Für Autofahrer aber sei dieser Umstand nicht auf Anhieb ersichtlich. "Und das ist natürlich ein Problem." Dass Warnschilder und die Mittelinsel auf mögliche Querungen hinweisen räumt Begemann zwar ein. "Aber deswegen rechnen Autofahrer noch lange nicht mit einem so hohen Querungspotenzial. Denn dass dort so viele Radwege münden, ist vielen schlicht und einfach nicht bekannt." Die Behörden wollen zunächst nicht beim Autoverkehr, sondern bei den Radfahrern selbst ansetzen. "Als Sofortmaßnahme sollen jetzt die Vorfahrt-gewähren-Schilder für Radfahrer niedriger angebracht werden, damit sie sich auf Augenhöhe der Radler befinden und besser wahrgenommen werden", sagt Bernd Poggemöller. Die Hecke an der Einmündung des Radweges am Bach hingegen soll auf jeden Fall erhalten bleiben - aller Kritik zum Trotz, der dichte Bewuchs würde die Sicht für Radfahrer behindern. "Eine freie Sicht könnte die Fahrradfahrer dazu animieren, ohne anzuhalten direkt die Straße zu überqueren", zitiert Poggemöller die Experten von Straßen NRW. "Und das würde das Risiko nur noch erhöhen." "Wir bleiben da am Ball" Ein solches "Schwarze-Peter-Spiel", wer nun für welche Gefahr verantwortlich ist, möchte Kurt Begemann indes nicht mitspielen. "Das bringt uns ja nicht weiter", ist er überzeugt. "Wir müssen zusehen, dass wir das Gefahrenpotenzial reduzieren." Würden Auto- und Radverkehr gleichwertiger angesehen, wäre schon viel erreicht, meint er. "Wenn dann alle aufpassen, passiert auch weniger. Von daher weiß ich nicht, was gegen eine Temporeduzierung an dieser Stelle spricht." Eine solche hatte zuletzt insbesondere die Grünen-Fraktion im Löhner Stadtrat gefordert. Auch andere Maßnahmen waren dabei ins Spiel gebracht worden. Mit den Ausführungen von Bernd Poggemöller möchte sich Fraktionschefin Silke Glander-Wehmeier daher auch nicht zufrieden geben. "Wir bleiben da am Ball", sagt sie.

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