"Dramatische Eindrücke": Löhner Feuerwehr hilft in Hochwassergebieten

Löhne/Altena/Werdohl. Thomas Arning, Löschgruppenführer in Löhne-Ort, ringt nach Worten, um seine Eindrücke vom Einsatz in den Hochwassergebieten in NRW zu beschreiben. "Das sind Bilder, die kann man gar nicht beschreiben. Da stehen Menschen vor ihren Häusern, da ist das Wasser vorne rein und hinten wieder raus - und das nicht nur durch den Keller. Die Menschen stehen vor dem Nichts. Da sind Straßen zum Teil komplett weggerissen. So etwas habe ich auch noch nie erlebt." Arning ist von Mittwochabend an als Zugführer eines Zuges der Bezirksreserve vor Ort gewesen. Die Löhner Einsatzkräfte waren von Altena aus spätabends nach Werdohl im Märkischen Kreis geschickt worden. Insgesamt waren rund 25 Feuerwehrleute aus Löhne im Einsatz.Familie macht sich Sorgen "Wir hatten um 16.30 Uhr schon einen Voralarm", sagt Arning. Normalerweise dauere es dann noch einige Zeit, bis es tatsächlich losgeht. Kurz darauf sei aber schon der Soforteinsatz ausgerufen worden. "Da kann man dann nur noch schnell die Tasche packen und los." In kurzer Zeit muss vieles schnell geregelt werden, der Arbeitgeber benachrichtigt, der Familie Bescheid gesagt werden. Viel Verständnis sei da gefragt - vor allem auch von der Familie. "Die hören ja auch, was da los ist. Das macht dann schon Sorgen." Gemeinsam mit insgesamt 200 Einsatzkräften aus Herford und Minden-Lübbecke fuhren auch die Löhner Feuerwehrleute nach Altena. Am Sammelpunkt dort sei bei ihrer Ankunft vom Ausmaß der Katastrophe noch nicht so viel zu sehen gewesen, berichtet Arning. Das änderte sich jedoch auf dem Weg nach Werdohl. "Wir hatten Erdrutsche an der Seite und Geröll auf der Straße." Massen von Geröll auf einer Bundesstraße In der Nacht übernahm sein Zug den Grundschutz für die Stadt Werdohl. "Die eigenen Einsatzkräfte waren völlig erschöpft und mussten auch den Tod eines ihrer Kameraden verkraften", sagt Arning. Ein Feuerwehrmann aus Werdohl war kollabiert und konnte nicht mehr rechtzeitig behandelt werden. "Die waren natürlich stark betroffen und brauchten mal ein paar Stunden Ruhe." Werdohl ist einer der Orte, in denen das Hochwasser stark gewütet hat. Arning beschreibt, dass Massen von Geröll aus den Hängen gespült wurden, die unter anderem die örtliche Bundesstraße stellenweise komplett unter sich begraben hatten. Am nächsten Tag hätten die Löhner Einsatzkräfte zahlreiche Keller ausgepumpt. "Wir waren vorher darauf vorbereitet worden, dass wir dabei auch auf Verunglückte stoßen könnten. Das ist uns zum Glück nicht passiert." Aber obwohl sie selbst mit diesem schlimmsten Fall nicht konfrontiert waren, haben sich die Bilder des Hochwassers eingebrannt. Arning spricht von Autos, die wie Streichholzschachteln über Leitplanken getrieben wurden, von Flutwellen, die über ein Meter hoch über Brücken hinwegspülen. "Man kann sich kaum vorstellen, was das für Wassermassen waren." "Es mussten ja ganze Ortsteile aufgegeben werden" Die Möglichkeit, beim Auspumpen eines Kellers jemanden zu finden, der den Wassermassen nicht mehr entkommen konnte, sei natürlich eine starke Belastung für die Einsatzkräfte, berichtet auch Christian Ehlert, der den Einsatz als stellvertretender Leiter der Löhner Feuerwehr von Löhne aus koordiniert hat. "Die Eindrücke, die die Kameraden dort erlebt haben, sind dramatisch. Es mussten ja ganze Ortsteile aufgegeben werden, weil die Einsatzkräfte dorthin nicht mehr durchkamen." Und aufgeben, das sei für einen Feuerwehrmann eigentlich etwas, was er auf keinen Fall tun will. Für den Fall, dass die Freiwilligen Hilfe beim Verarbeiten brauchen, gebe es eine spezielle Einheit im Kreis Herford für die psychosoziale Unterstützung. "Da haben wir in Löhne auch ausgebildete Kräfte. Die können in solchen Fällen Nachbesprechungen durchführen", erklärt Ehlert. Seit Donnerstagabend sind die Löhner Feuerwehrleute von ihrem Einsatz wieder da, halten sich aber bereit, denn eine weitere Alarmierung ist nicht ausgeschlossen. "Es würde mich nicht überraschen", sagt Ehlert, der aber betont: "Die eigene Gemeinde und deren Grundschutz bleiben immer berücksichtigt."

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