Todesursache steht fest: Hochlandrind wurde massiv gequält

Löhne. Ole ist gerade mal vier Wochen alt und schon ein Waisenkind. Seine Mutter Püppi, ein schottisches Hochlandrind, ist tot. Alles deutet darauf hin, dass die Kuh zu Tode gequält wurde. Besitzer Jörg Zünd ist auch zwei Wochen nach der Tat noch fassungslos. "Eine Bekannte klingelte am 31. März bei uns und sagte, da liegt eine Kuh bei dir auf der Weide, ich glaube die ist tot", sagt Zünd. Er lebt mit seiner Familie an der Schierholzstraße. Die Weide grenzt an sein Wohnhaus. Als er Püppi auf der Weide liegen sieht, da ahnt er schon, dass seine Bekannte mit ihrer Vermutung recht hat. "Da war nichts mehr zu machen. Die lag da, alle viere von sich gestreckt und war schon kalt", sagt er. "Die war am Tag vor ihrem Tod noch putzmunter" Die Kuh gehörte zu einer Herde von jetzt noch fünf schottischen Hochlandrindern, die Zünd auf seiner Weide hält. "Das ist ein Hobby von mir", sagt er. Er betreibt eine kleine Zucht. "Die Bullen verkaufe ich nach der Geburt, die Kühe leben bei uns bis sie schlachtreif sind oder auch länger", sagt Zünd. Er mag die Tiere, weil sie gutmütig und pflegeleicht sind. Auch das Fleisch sei sehr lecker. "Wenig Cholesterin und Fett", sagt Zünd. Püppi wurde elf Jahre alt. "Die war am Tag vor ihrem Tod noch putzmunter", sagt der Nebenerwerbslandwirt. Deshalb kommt ihm der plötzliche Tod von Anfang an seltsam vor. "Ich habe erst gedacht, dass sie Papier gefressen hat. Die Müllabfuhr hatte einen Tag vorher den Inhalt einer Papiertonne auf der Straße verteilt", sagt er. Er habe eine Veterinärin angerufen und sie gefragt, ob Kühe sterben können, wenn sie Papier fressen. "Das hat sie mir bestätigt. Das Papier kann in einem der Mägen der Kuh zu einem Ball verklumpen und die Luftröhre verstopfen." "Mit Hämatomen übersät" Als Zünd sich von seinem ersten Schock erholt hat, ruft er einen Abdecker an. Diese Unternehmen sind auf die Verwertung und Entsorgung von Tierkörpern spezialisiert. Püppi wurde von einer entsprechenden Firma abgeholt, die ihren Sitz in Lünen hat. Vor der Verwertung des Tierkörpers schaltete Jörg Zünd einen anderen Veterinär an, der die tote Kuh untersuchte. Das Ergebnis war nach Angaben von Zünd eindeutig. "In dem Bericht des Arztes steht, dass das Tier mit Hämatomen übersät war. Es ist unter anderem zu sulzigen Blutansammlungen am Euter, im Lendenbereich und am Hals gekommen", sagt Zünd. Der Tierarzt habe ihn dann gefragt, ob sich die Weide an der Schierholzstraße in einem Wolfsgebiet befinde oder ob ein Bulle Teil der Herde ist. "Beides trifft nicht zu", sagt Zünd. Dann könne es nach Einschätzung des Experten nur eine Erklärung geben: "Das Tier wurde von einem Menschen zu Tode gequält. Da hat jemand auf Püppi eingedroschen", sagt Zünd. Auch wenn sich sein Wohnhaus direkt neben der Weide befindet, habe er von der Gewalttat gar nichts hören können. "Diese Kühe muhen nicht, auch nicht, wenn sie große Schmerzen haben. Das kommt nur vor, wenn sie ein Kalb gebären, direkt nach der Geburt muhen sie", sagt Zünd. "Ich habe versucht, ihn mit der Flasche zu füttern" Püppi hinterlässt das erst vier Wochen alte Kälbchen Ole. "Ich habe versucht, ihn mit der Flasche zu füttern. Das hat ebenso wenig funktioniert wie durch einen Schlauch", sagt Zünd, der sich Sorgen machte, dass Ole den Tod seiner Mutter nicht überleben würde. "Das Kalb hat sich dann aber eine Adoptivmutter gesucht, die ihn sofort an ihr Euter gelassen hat", sagt der Landwirt. Diese Kuh heißt Smarty. Sie hat selber ein Kalb - Alaska. "Dieses Tier hat sich dann wiederum eine andere Kuh gesucht, wo es jetzt die Milch trinkt." Zünd hat die Polizei eingeschaltet, Anzeige gegen Unbekannt erstattet. "Einen solchen Fall hatten wir im Kreis Herford bisher nicht", sagt Polizeisprecher Uwe Maser. Die Ermittlungen würden laufen. Zu Gewalt gegen Tiere kommt es immer wieder. Allerdings selten zu Tieren auf einer Weide. "Vor ein paar Jahren hatte es im Kreis Herford jemand auf Pferde abgesehen", sagt Maser. In Bünde wurde im Jahr 2010 ein Pony schwer verletzt. Jörg Zünd will sich absichern. "Ich habe eine Wildkamera installiert, eine weitere habe ich bestellt", sagt er. Wildkameras sind lichtempfindlich und werden durch Bewegung aktiviert. Ruhig schlafen kann er zurzeit nicht. "Bei jedem kleinen Geräusch schrecke ich hoch. Ich mache mir große Sorgen, dass er bei nächster Gelegenheit wieder über das Tor steigt."

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