Werre in Löhne: Große Veränderungen im Fluss

Löhne. Ralf Isemann steht auf der Heinrich-Schneider-Brücke, unter ihm fließt die Werre etwa mit soviel Dynamik wie in Deutschland gegen Corona geimpft wird, ganz langsam. Beim Impfen und bei der Werre soll die Geschwindigkeit zunehmen. Beim Impfen bald, bei der Werre wird es noch ein paar Jahre dauern. "Aber wir haben endlich einen Zeitplan", sagt Ralf Isemann von der Stadt Löhne. Er begleitet das Projekt der Umgestaltung der Werre schon seit Jahrzehnten. Im Februar hat der Planungsausschuss die Vorbereitung für die europaweite Ausschreibung auf den Weg gebracht. "Wir rechnen damit, dass im Frühjahr 2023 der erste Bauabschnitt beginnt", sagt Isemann. Sollte es dazu kommen, hätte es rund 17 Jahre von der ersten Probeabsenkung der Werre bis zum Start der Umgestaltung gedauert. Anfang August 2006 waren vielen Löhner und Bad Oeynhausener schockiert, als sie sahen, was von der Werre übrig geblieben war, nachdem die Verantwortlichen den Stöpsel gezogen hatten. Das Sielwehr wurde komplett geöffnet und nach ein paar Stunden war die Werre leergelaufen wie eine Badewanne und nur ein Gewässer mit sehr überschaubarer Breite war übrig geblieben. Ziel war damals, zu simulieren, wie es wäre, wenn die Werre ohne Wehr wäre. Schnell kam es zu einer Erkenntnis: "Zu tief darf man die Werre nicht absenken. Das hätte Folgen für das Grundwasser. Wenn der Grundwasserspiegel rund um die Werre sinkt, dann können Häuser Schaden nehmen. Betroffen davon wären in Löhne rund 500 Häuser. Die Auswirkungen wären bis zur Werster Straße zu spüren", sagt Isemann. 13 Millionen Euro Gesamtkosten Beginnen wird das riesige Wasserbauprojekt in Bad Oeynhausen. Das Sielwehr wird abgerissen, bereits vor dem Abriss soll in diesem Jahr der Bau der neuen Werrebrücke im Siel beginnen. &bdquo;Das ist möglich, weil diese Projekte unabhängig voneinander laufen", sagt Isemann. Noch vor dem Abriss des Sielwehrs wird auf Höhe des Werreknies eine Schwelle eingebaut. &bdquo;Das ist im unmittelbaren Grenzbereich zwischen Löhne und Bad Oeynhausen. Mit der Schwelle soll verhindert werden, dass der Werrepegel in Löhne zu stark sinkt", sagt Isemann. Dass es nach dem ersten Bauabschnitt dann direkt weiter geht, zeigt auch der eindeutige Hinweis der Bezirksregierung. &bdquo;Fördermittel werden nur bewilligt, wenn die gesamte Maßnahme umgesetzt wird. Deshalb haben wir mit den Vorplanungen für den zweiten Bauabschnitt zwischen Werreknie flussaufwärts bis zur Albert-Schweitzer-Straße begonnen", sagt Isemann. Die Gesamtkosten für das Gemeinschaftsprojekt der Städte Löhne und Bad Oeynhausen liegen bei rund 13 Millionen Euro. Bei dieser Größenordnung ist eine europaweite Ausschreibung erforderlich. Abgeschlossen sein könnten die Bauarbeiten im Jahr 2028. &bdquo;Wenn wir dieses Projekt komplett umgesetzt haben, dann hat sich die Werre entscheidend verändert", sagt der Gewässerexperte. Isemann steht auf der Heinrich-Schneider-Brücke zwischen Ostscheid und Gohfeld. Stromaufwärts geht sein Blick. "Nach dem Umbau wird das Flussbett wesentlich breiter und flacher sein", sagt er. Die Werre soll dann bis an die unteren Ränder des Werredeichs fließen. Das Wasser könnte dann an einigen Stellen so flach sein, dass man durch den Fluss ans andere Ufer waten kann. "Unser Ziel ist, die Werre erlebbarer zu machen", sagt Isemann. Ein entscheidender Punkt sei die Umgestaltung der Ufer. "Wenn heute ein Angler ins Wasser fällt, hat er Mühe wieder aus dem Wasser zu kommen, so steil sind die Kanten." Nicht nur für die Menschen wird die Werre ein besserer Fluss, auch für die Tiere. "Die Fließgeschwindigkeit der Werre wird sich erhöhen. Dadurch verbessert sich die Wasserqualität und die Lebensgrundlage für Fische und andere Tiere", sagt Isemann. "Wir wollen die Altarme wieder anbinden" Die Umgestaltung der Werre beschränkt sich nicht auf den Fluss und seine unmittelbare Umgebung. "Wir wollen auch die Altarme wieder anbinden, soweit das möglich ist", sagt Isemann. Die toten Arme des Flusses wurden vor mehr als 100 Jahren amputiert. Einige existieren heute noch. Zum Beispiel hinter dem Hundeplatz an der Werre oder in Ostscheid, nicht weit entfernt von der Heinrich-Schneider-Brücke. Geplant ist auch, landwirtschaftliche Flächen in Flussnähe zu kaufen. "Die können wir in den Naturraum mit einbeziehen. Denkbar wäre, dass wir dort Teiche anlegen."

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