Postenhändler aus Löhne betrügt mit fünf Lastwagen voll Elektrogeräten

Löhne. Fünf Lastwagen voller Waschmaschinen, Geschirrspüler, Kühlschränke und Elektroherde hat ein Postenhändler aus Löhne zum Schnäppchenpreis von 9.250 Euro über den Marktplatz von Facebook verkauft. Die Lastwagenladungen mit Markengeräten von Miele, Siemens oder AEG, stammten angeblich aus einer Insolvenz, die Geräte waren deshalb so günstig. Ein Internethändler aus Leipzig zahlte. Die weiße Ware kam jedoch nie bei ihm an. Der Postenhändler muss sich deshalb wegen Betrugs vorm Amtsgericht Bad Oeynhausen verantworten. Der Angeklagte und sein Rechtsanwalt aus Köln widersprechen. Die Ware habe tatsächlich existiert, was Fotos belegen sollen. Die Lieferung sei aber aus Gründen gescheitert, die der Verkäufer nicht habe beeinflussen können. Der Vater des Angeklagten machte mit dem Geschädigten merkwürdige Geschäfte Einzelheiten nennt der Angeklagte dazu trotz Nachfragen des Gerichts allerdings nicht, kündigt beim ersten Prozesstag Mitte Dezember aber an, weitere Belege vorzulegen. Die bleibt er aber auch beim Fortsetzungstermin am Dienstag schuldig. Stattdessen sagen der Vater des Angeklagten und dessen Geschäftspartner aus Gelsenkirchen aus. Der Internethändler aus Leipzig hat nach dem gescheiterten Geschäft mit den beiden Herren ein neues Geschäftsmodell aufgezogen: den Verkauf von Möbeln und Deko-Artikeln bei Ebay und Amazon. Das nötige Knowhow und zahlreiche gute Bewertungen bei den einschlägigen Verkaufsplattformen lieferte der Internethändler aus Leipzig. Er stellte die einzelnen Artikel online. Der Vater des Angeklagten und dessen Freund besorgten im Gegenzug Nachschub an Möbeln und Deko-Artikeln aus dem Postenhandel. Ihre Mitarbeiter verpackten und verschickten auch die Waren. Der Leipziger verkaufte also unter seinem Namen Möbel, die ihm nicht gehörten, strich dafür aber die Einnahmen ein. Haben sich zwei Geschäftspartner gegenseitig übers Ohr gehauen? Nach Darstellung des Internethändlers war das eine Art Kompensationsgeschäft für die nicht gelieferte weiße Ware. Allerdings habe das seine Kosten kaum gedeckt. Seine Firma rutschte in die Insolvenz. Und der Streit über die weiße Ware flammte wieder auf. Zwischenzeitlich zahlte der angeklagte Postenhändler zwar 2.000 Euro für die nicht gelieferten Lastwagenladungen voll Elektrogeräten zurück. Allerdings forderte nun der Vater für Kost, Logis und Untermiete in den Räumen seiner Firma ebenfalls Geld. &bdquo;Er hat uns abgezogen", behauptet der Vater des Angeklagten im Gerichtssaal über den Internethändler. Angeblich habe der Mann aus Leipzig eine fünfstellige Summe mit dem Möbelverkauf eingenommen. Haben sich da zwei Geschäftspartner gegenseitig übers Ohr gehauen? Der Angeklagte ist mehrfach vorbestraft Die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft, die den Fall von einer Kollegin übernommen hat, lässt sich von den ungewöhnlichen Geschäftsmodellen der Beteiligten nicht beirren. Sie fragt in ihrem Schlussvortrag noch einmal nach den fünf fehlenden Lastwagen mit weißer Ware und verweist auf mehrere Kurzmitteilungen. Der Angeklagte habe auf diese Weise dem Internethändler absichtlich vorgegaukelt, dass die Lkw gerade erst losgefahren seien. Die Anklägerin erkennt darin Betrug in einem besonders schweren Fall. Damit droht dem Angeklagten Haft. Der junge Postenhändler aus Löhne ist mehrfach vorbestraft. In den vergangenen sechs Jahren ist er acht Mal wegen verschiedener Straftaten verurteilt worden, darunter auch Hehlerei. Zuletzt ist eine fünfmonatige Haftstrafe wegen wiederholten vorsätzlichen Fahrens ohne Führerschein zur Bewährung ausgesetzt worden. Der Verteidiger stichelt gegen die Anklägerin und sorgt dann für einen Eklat Sein Verteidiger dagegen sieht den Betrug vor allem bei dem Internethändler aus Leipzig. Das habe die Beweisaufnahme klar ergeben. &bdquo;Sie waren wohl am ersten Tag nicht da?", stichelt er in Richtung Staatsanwaltschaft. Schaden sei vor allem im Hause des Angeklagten entstanden. Er beantragt Freispruch. Der Richter verurteilt den Angeklagten jedoch wie von der Vertreterin der Staatsanwaltschaft gefordert wegen Betrugs zu einem Jahr und drei Monaten Haft ohne Bewährung. Der Angeklagte muss außerdem die fehlenden 7.250 Euro an den Internethändler zurückzahlen. Als sich alle wieder hinsetzen, um die Urteilsbegründung zu erfahren, steht der Verteidiger demonstrativ auf, zieht seine Robe aus, knüllt sie in einen Pilotenkoffer und verlässt noch vor seinem Mandanten den Saal. Die Bitte des Richters, im Sinne seines Mandanten die Begründung abzuwarten, verhallt ungehört. Der Postenhändler lauscht der richterlichen Belehrung also allein auf der Anklagebank und fragt schließlich: &bdquo;Darf ich jetzt gehen?" Vor dem Amtsgerichtsgebäude trifft er dann auf seinen wartenden Rechtsanwalt. Beide kündigen auf Nachfrage an, Rechtsmittel gegen das Urteil einzulegen.

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