Geöffnet im Corona-Lockdown: Bordell muss mit 5.000 Euro Strafe rechnen

Löhne. Der Bahnhof ist einer dieser Orte. Hier treffen jeden Tag viele Menschen aufeinander. Nur mit einer Maske dürfen Pendler und Reisenden den Bahnhof betreten, auch auf dem Gleis gilt Maskenpflicht und in den Zügen sowieso. Viele Menschen, viele Möglichkeiten zum Verstoß: Daher ist hier jeden Tag das Ordnungsamt unterwegs. Doch nicht nur der Verkehrsknotenpunkt ist eine Anlaufstelle. Der Außendienst durchpflügt momentan die Stadt. Sie gehen in die Geschäfte und kontrollieren, ob nicht zu viele Kunden drin sind. Fahren Gaststätten an, schauen, ob wirklich zu ist. Klingeln bei Menschen, die in Quarantäne sind. Eine Menge Arbeit für das Team des Ordnungsamts. Um die Aufgaben bändigen zu können, hat die Stadt das Ordnungsamt aufgestockt. Mittlerweile sind sechs Mitarbeiter im Außen- und sechs weitere im Innendienst tätig. "Sie alle beschäftigen sich mit Corona. Hinzu kommt die Hotline", sagt der Leiter des Ordnungsamts, Paul Urban. Über zu wenig Arbeit kann man sich hier nicht beschweren, im Gegenteil. Doch im Gegensatz zum "harten" Lockdown im Frühjahr, ist das Team routinierter. "Die festen Mitarbeiter haben Erfahrungen gesammelt, die hilfreich sind." 150 Euro für denjenigen, der ohne Maske Bus und Bahn fährt Doch, so Urban, sei das Frühjahr mit dem Lockdown light im November nicht zu vergleichen. "Im Frühjahr war es viel umfassender, heftiger. Viel mehr musste schließen. Aber nichtsdestotrotz ist es für die Betroffenen jetzt auch eine enorme Einschränkung." Generell, so ist das Fazit nach 18 Tagen im Teil-Lockdown, halten die Löhner sich gut an die Regeln. Es gab nur sechs Verstöße gegen die Maskenpflicht und der Bahnhof zählt als Hotspot nicht dazu. Hier laufe es gut. Dreimal wurde die Maske hingegen in der Gastronomie (die Läden sind geschlossen, dürfen aber Außer-Haus-Verkauf anbieten) nicht aufgezogen, einen Verstoß haben die Mitarbeiter auf einem Spielplatz festgehalten und zwei im Einzelhandel. 50 Euro Strafgeld sind dann fällig. Wer in öffentlichen Verkehrsmittel ohne Maske erwischt wird, muss mit 150 Euro Straße rechnen. 355 Menschen sind in Quarantäne Besonders teuer wird es jetzt wohl für einen Bordellbetreiber. Auch hier gilt: Die Häuser müssen aktuell geschlossen bleiben. Das hat ein Betreiber missachtet. Aus sicherer Quelle handelt es sich nicht um eines der bekanntesten Bordelle in Löhne. "Wir waren es nicht", sagt die Betreiberin der Werre Hotel- und Gaststätten GmbH. "Wir haben die Betriebe überprüft und ein geöffnetes Bordell vorgefunden", sagt Urban. Das kostet. Laut dem aktuellen Bußgeldkatalog sind 5.000 Euro fällig. Urban: "Es ist ein offensichtlicher Vorstoß." Daher geht der Leiter der Ordnungsbehörde auch davon aus, dass die Forderung beglichen werden muss. Anders könnte sich die Lage bei dem ein oder anderen Quarantänesünder entwickeln. 355 Personen müssen aktuell in Löhne zu Hause bleiben (Stand Dienstag). 85 Werrestädter gelten als infiziert, im ganzen Kreis gibt es 560 bestätigte Fälle. Das Ordnungsamt hat auch die Aufgabe, die Menschen in häuslicher Quarantäne zu kontaktieren. "Erst rufen wir an, wenn wir niemanden erreichen, fahren wir vorbei", sagt Urban. Zwölfmal wurde auch vor Ort niemand angetroffen. "Hier leiten wir Ordnungswidrigkeitsverfahren ein." Das Füllen der Stadtkasse ist nicht das Ziel Wie bei jedem Verfahren können sich die Personen zum Verstoß äußern. Die ein oder andere Begründung sei nachvollziehbar. "Einer schreibt, er war im Garten und hat die Klingel nicht gehört. Ein weiterer hat sich hingelegt und stellt dann immer die Klingel aus", nennt Urban zwei Beispiele. Ob es also zum Bußgeld komme, müsse noch geklärt werden. Jeglicher Cent der Corona-Strafen fließt übrigens in die Stadtkasse. Urban: "Das ist aber nicht das Ziel, sondern es geht darum, die Gesundheit aller Bürger zu schützen." Landrat Jürgen Müller hat zu Beginn des Lockdowns deutlich gemacht, dass Bürger sich gerne an die Behörden wenden sollen, sollte ihnen ein Verstoß auffallen. Von einem Denunziantentum will Paul Urban nicht sprechen. "Das Wort ist negativ besetzt und passt hier nicht." Schließlich gehe es hier nicht darum seinen Nachbarn anzuschwärzen, weil er seinen Rasen zur Mittagsruhe mäht, sondern um die Gesundheit aller. "Und wenn uns mal jemand anruft, dann steckt da auch was dahinter."

Meistgelesen