Ärchaologischer Fund beeinflusst Baupläne in Gohfeld

Löhne. Mitten im Mittelalter, um das Jahr 1.000, waren in Gohfeld schon Landwirte aktiv. Die Spuren der Bauern sorgen jetzt für Verzögerungen bei der Bebauung des Baugebiets "Zum Flachsland". Denn bevor die Bauarbeiten dort beginnen können, wird die Fläche genau untersucht. Archäologe Sven Spiong und sein Team haben die Reste einer Hofstelle gefunden. Der Fund beeinflusst auch die Planung des Baugebiets. Auf der Fläche sollen ein Mehrfamilienhaus und vier Einfamilienhäuser gebaut werden. Bei Bauprojekten dieser Größe ist es vorgeschrieben, dass Archäologen eingeschaltet werden. "Die Topographie und alte Karten ließen vermuten, dass wir hier etwas finden würden", sagt Sven Spiong. Im ersten Schritt hat ein Bagger mit seiner großen Schaufel die Erde abgezogen. Archäologen sprechen von Suchschnitten. "Dabei wurden wir schnell fündig. Auf dem Gelände hat sich um das Jahr 1.000 eine große Hofstelle mit mehreren Gebäuden befunden", sagt der Archäologe. Eine Anlage in dieser Größe hatten die Experten nicht erwartet. "Das ist die erste mittelalterliche Hofstelle, die bisher in Löhne entdeckt wurde", sagt Spiong. Das sei für eine Stadt wie Löhne ein bedeutender Fund. "Der Wert eines Denkmals definiert sich aus der Lage." 1.000 Jahre alte Keramik Noch sind die Arbeiten einer archäologischen Fachfirma ganz am Anfang. Drei Männer arbeiten mit ihren Spaten auf der künftigen Baufläche und haben schon verschiedene knietiefe Löcher ausgehoben. Dort befinden sich unterschiedliche Fundstellen. Auch die Auswertung der Funde ist noch in der Frühphase. "Ich kann leider noch nicht viel sagen. Gefunden wurde zum Beispiel 1.000 Jahre alte Keramik", sagt der Archäologe. Auch Pfosten, die zu den Gebäuden gehörten, wurden entdeckt. "Fündig wird man meistens in den Lehm-Entnahmegruben auf solche Geländen. Dort wurde der Lehm herausgeholt, der in die Flechtwerkwände geschmiert wurde", sagt Spiong. Wann die Hofstelle gebaut wurde und wie weit sie sich auf der Fläche erstreckte, steht noch nicht fest. Für die aktuellen Baupläne hat der Fund Konsequenzen. "Die Kosten für die archäologischen Arbeiten trägt leider die Investorin" sagt Spiong. Das ist gesetzlich so festgelegt. Um die Kosten zu reduzieren wird ein Großteil des Fundes als Denkmal im Boden bleiben. "Nur die Bereiche, wo Unterkellerungen vorgesehen sind, untersuchen wir", sagt der Archäologe. Da sei es von Vorteil, dass moderne Häuser eher selten mit Kellern geplant würden. Die Vergangenheit von Gohfeld besser einordnen Dort wo die Häuser nur mit einem Fundament gebaut werden und nicht in der Erde tief gebuddelt wird, werden die Archäologen nicht aktiv. "Wir haben kein Problem, dass ein Bodendenkmal überbaut wird. Im Gegenteil, dann ist es ja noch besser geschützt", sagt Spiong. Geschützt für die ferne Nachwelt. Denn, dass ein Haus eines Tages abgerissen werden muss, weil sich ein Balken eines Bauernhofes aus dem Mittelalter unterm Wohnzimmerfußboden befindet, ist ausgeschlossen. "Entscheidend ist, dass wir wissen, dass sich dort ein Bodendenkmal befindet." Das helfe, die Vergangenheit von Gohfeld ein Stück weit besser einzuordnen. Beim Projektentwickler, der die Fläche im Auftrag der Investorin bebauen will, hält sich die Begeisterung in engen Grenzen. "Die Funde sind nicht unproblematisch, weil sie das Projekt verteuern und für eine zeitliche Verzögerung sorgen", sagt eine Mitarbeiterin des Unternehmens, das nicht genannt werden möchte. Baudezernent Ulrich Niemeyer kennt aus den letzten Jahren keinen vergleichbaren Fall in Löhne, bei dem ein Baugebiet mit Wohnhäusern betroffen war. "Bei den Erschließungsarbeiten für das Gewerbegebiet Mahner Feld gab es einen Verdachtsfall, dass sich dort ein Bodendenkmal befunden hat. Der hat sich aber nicht erhärtet." Außergewöhnliche Funde machten Archäologen auf dem Hermes-Gelände am Scheidkamp. Dort befand sich ein Gräberfeld, das Archäologen im Jahr 2013 vor dem Beginn der Bauarbeiten für das Logistik-Zentrum sicherten.

Meistgelesen