Das Löhner Rathaus braucht eine neue Fassade

Löhne. Die Fassade des Löhner Rathauses bleibt weiter ein schwerer Pflegefall. Die Schäden durch Pfusch am Bau sind wohl größer als befürchtet - aber nicht irreparabel. Die Verwaltung schreibt in einer knappen schriftlichen Mitteilung zur Ratssitzung in der nächsten Woche vom "Wiederaufbau der Fassade". Demnach müssen nicht nur die grauen Außenbleche ersetzt, es muss auch die Unterkonstruktion "ertüchtigt" werden. Ob diese Mängel bereits bei der Bauabnahme hätten auffallen können, ist weiter ungeklärt. Der Pfusch bei den Arbeiten am eigenen Gebäude beschäftigt die Verwaltung nach eigener Darstellung seit fünf Jahren. Öffentlich wurde der Fassadenpfusch erst durch einen Pressetermin im Bürgermeisterbüro. Während Bernd Poggemöller den neuen Amtsleiter für Stadtentwicklung vorstellte, tauchten Fassadenarbeiter am Fenster auf. Die Rathausfassade wurde bis Anfang 2013 im Passivhausstandard umgerüstet. Die schwarzen Klinker wurden abgerissen und durch ein Wärmedämmverbundsystem ersetzt. Rund 1,6 Millionen Euro hat das gekostet. Die grauen Außenbleche wurden auf einer Unterkonstruktion mit der Wärmedämmung verschraubt. Diese Handwerkerarbeiten waren Pfusch. Fensterputzer entdeckten lose Schrauben Der Handwerksbetrieb verwendete offenbar zu kleine Schrauben. Die Bleche an der Fassade hätten sich deshalb verformen und womöglich auch herunterfallen können. Das ist der Verwaltung allerdings nicht schon bei der Bauabnahme, sondern erst im Jahr 2015 aufgefallen - nachdem Fensterputzer in der Fassade lose Schrauben entdeckt hatten. Nach Informationen der NW wird derzeit mithilfe eines externen Anwalts geprüft, ob der Pfusch an der Fassade einem oder mehreren Verantwortlichen in der Stadtverwaltung nicht schon viel früher hätte auffallen müssen. Sollte ein Fehlverhalten eines Verwaltungsmitarbeiters vorliegen, könnte dann eine Versicherung wenigstens teilweise für den Schaden aufkommen. Der mangelhafte Fassadenbau fiel zwar noch innerhalb der vierjährigen Gewährleistungsfrist auf. Doch sämtliche Einigungsversuche mit dem Handwerksbetrieb schlugen fehl. Die Stadtverwaltung zog deshalb mit einer Schadenersatzklage vor Gericht. Der Handwerksbetrieb ging jedoch in die Insolvenz. Gerichtlicher Gutachter stellt Mängel fest Inzwischen hat ein gerichtlich bestellter Sachverständiger den Schaden ermittelt und ein Gutachten vorgelegt. Offenbar reicht es nicht aus, größere Schrauben zu verwenden, um die Bleche sicher am Gebäude zu befestigen. Die Verwaltung schreibt in ihrer Mitteilung für den Stadtrat, dass "die technischen Mängel an der Konstruktion nicht vollständig durch eine fachgerechte Nacharbeit beseitigt werden" können. Die grauen Bleche haben, soweit sie während der Begutachtungsarbeiten öffentlich einsehbar waren, zahlreiche Löcher. Sie sind wohl mehrfach aufgebohrt worden und sehen bei näherer Betrachtung ziemlich ausgenudelt aus. Ein Teil der Rathausfassade ist weiterhin eingerüstet. Seit mehreren Wochen ist von außen jedoch kein Fortschritt erkennbar. Die Verwaltung will den "Wiederaufbau" der Fassade offenbar in zwei Schritten angehen. Zunächst sollen die Planungsleistungen ausgeschrieben werden und auf dieser Grundlage dann die Handwerkerleistungen, um die Mängel zu beseitigen. Erst, wenn die statische Berechnung und die Architektenplanung vorliegt, kann die Verwaltung die Kosten abschätzen. In der Mitteilungsvorlage für den Rat schreibt die Verwaltung: "Es ist laut Gutachten davon auszugehen, dass die Bleche zu ersetzen sind und die Unterkonstruktion ertüchtigt werden muss." Die Fassade hat trotz Sturm gehalten Die grauen Bleche sind also offenbar nicht zu retten. Bei der Unterkonstruktion hat die Verwaltung dagegen wohl noch Hoffnung. Ein vollständiger Abriss scheint nicht nötig zu sein. Die Ideen zur Ertüchtigung der Unterkonstruktion sollen nun von den Architekten kommen. Dabei geht es nach Auskunft von Baudezernent Ulrich Niemeyer auch um die künftige Garantie und Haftung für die Fassade. Die bisherigen Sicherungsmaßnahmen scheinen gefruchtet zu haben. "Trotz Sturm hat die Fassade gehalten", sagte Niemeyer. Offen ist noch, welche laufenden Kosten durch den Pfusch am Bau entstehen. Das Gerüst steht schon seit mehreren Monaten am Rathaus. Womöglich ist es günstiger, das Gerüst erst einmal wieder abzubauen, um es dann in ungewisser Zukunft für die Dauer des Fassadenwiederaufbaus wieder aufzubauen.

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