Löhne

Nightwash in Löhne mit schwarzem Humor und nicht jugendfreien Gags

Fünf Stand-up-Comedians strapazieren in der ausverkauften Werretalhalle die Lachmuskeln der Löhner. Das Publikum ist begeistert, obwohl einige der Gags nicht jugendfrei und von schwarzem Humor geprägt sind.

Helene Bockhorst erzählt in pinken Leggings von besonderen Bettgeschichten. | © Anthea Moschner

01.12.2019 | 01.12.2019, 17:00

Löhne. Im Weihnachtspulli, in schimmernden pinken Leggings oder im roten Sakko mit weißen Streifen. Genauso bunt und vielfältig wie ihr Kleidungsstil ist auch ihr Humor. Fünf Stand-up-Comedians begeistern bei "Nightwash" das Publikum in der ausverkauften Werretalhalle - an der einen oder anderen Stelle fast schon makaber, hier und da nicht ganz jugendfrei, immer wieder aber auch angelehnt an Alltagssituationen.

Binomische Formeln werden mit Heidi Klum und Tom Kaulitz verglichen

So auch der Kölner David Werker, der sich langsam damit abfinden muss, erwachsen zu sein. Zum Beispiel sei er mittlerweile zu alt, um Adidasjacken zu tragen, weshalb er die Idee zu seinem einzigartigen Sacko mit weißen Streifen gehabt habe. Im Herzen Kind geblieben, bezeichnet sich der 36-Jährige selbst aber lieber als "drei Zwölfjährige". Er erzählt nicht nur von der etwas dümmlich dargestellten Jugend von heute, sondern blickt auch auf seine eigene Kindheit zurück. Fieber sei früher bei ihm immer im Hintern gemessen worden, als er ins Grundschulalter kam, dann plötzlich im Mund. "Ich kann mich nicht erinnern, wann meine Eltern ein neues Thermometer gekauft haben", löst er lautes Gelächter im Zuschauerraum aus.

David Werker blickt humorvoll auf seine Kindheit zurück und spricht vom Erwachsenwerden. - © Anthea Moschner
David Werker blickt humorvoll auf seine Kindheit zurück und spricht vom Erwachsenwerden. | © Anthea Moschner

Und noch mehr verrät er über sein Elternhaus. Weil beide Elternteile Lehrer sind, werden binomische Formeln kurzerhand mit Model Heidi Klum und ihrem Ehemann Tom Kaulitz verglichen. "Alles was ich über sie weiß, habe ich gegen meinen Willen erfahren."

Karnevals-Kindheitstrauma und schwarzer Humor

Thomas Schmidt führt als Moderator durch den Abend. Auch er erinnert sich an seine Kindheit und erzählt vom "Trauma" des schlimmsten Tages seines Lebens. In der sechsten Klasse habe er sich an Karneval als Clown verkleidet, erzählt der Kölner. Allerdings war er damit einen Tag zu früh dran und somit das Gespött der ganzen Klasse. Und auch seine Lehrerin habe Spaß daran gehabt, ihn immer wieder dranzunehmen. Schmidt hat dazu 23 Jahre später nur eins zu sagen: "Wenigstens ist sie jetzt tot."

Carl-Josef lässt sich keine Gelegenheit nehmen, darüber zu witzeln, dass er auf seinen Rollstuhl angewiesen ist und trifft den Humor der Zuschauer. - © Anthea Moschner
Carl-Josef lässt sich keine Gelegenheit nehmen, darüber zu witzeln, dass er auf seinen Rollstuhl angewiesen ist und trifft den Humor der Zuschauer. | © Anthea Moschner

Mit dem Tod eines geliebten Tieres könnte er allerdings nicht so leicht umgehen. Ein Hund als Haustier komme für ihn nicht in Frage, da so ein Vierbeiner ja früher oder später sterbe und er viel zu sehr an ihm hängen würde. "Bei Kindern ist das was anderes", sagt Schmidt mit einem Augenzwinkern.

Witze über Bettgeschichten und fehlende Schlagfertigkeit

Weniger jugendfrei als bei ihren Kollegen geht es da schon bei Helene Bockhorst zu. Bettgeschichten sind das Hauptthema ihres Auftritts. Durch ihre körperliche Überlegenheit könnten Männer mit ihr beim Sex machen, was sie wollen. "Ich habe noch keinen gefunden, der schwach genug ist, dass ich mit ihm machen kann, was ich will.... und volljährig ist", sagt sie und sorgt damit zwar kurzzeitig für ein paar offenstehende Münder, erntet aber vor allem Applaus.

Jamie Wierzbicki erzählt im zweiten Teil der Show von seinem Problem, nicht schlagfertig zu sein. Um zu erklären, was er meint, erzählt er von einem Erlebnis, das bei den Zuschauern herzhaftes Gelächter auslöst. Er habe geweint, kurz bevor er per Mitfahrgelegenheit von einer jungen Frau von München nach Köln mitgenommen wurde. Als sie ihn auf seine roten, aufgequollenen Augen angesprochen habe, habe er das nicht zugeben wollen und unüberlegt geantwortet: "Das ist das Pfefferspray, ich habe gerade eine Frau belästigt."

Carl-Josef nimmt seine Krankheit mit Humor

Carl-Josef ist der jüngste Komiker es Abends. Wegen einer Muskelkrankheit sitzt der Realschüler in einem elektrischen Rollstuhl und lässt keine Gelegenheit aus, Witze über diese Einschränkung zu machen. "Man hat mich gefragt, ob ich bei den Freitagsdemos mitmachen will. Schließlich bin ich ein Vorbild in Sachen Elektromobilität" ist nur einer von vielen Gags, die sein Handicap zum Thema haben. Carl-Josef kann sich außerdem andere Dinge vorstellen als zur Schule zu gehen. Mit seinen Überlegungen sind Lachanfälle im Publikum sicher. "In Indien wäre ich jetzt schon Kolonnen-Führer in der Kik-Fabrik. Und in Kalifornien... ach nein, für die Neverland-Ranch bin ich zu alt", witzelt er.

Tim Strakeljahn (16) und Tom Hartmann (16) sind zum ersten Mal Nightwash-Zuschauer und begeistert. "Dafür, dass ich sie vorher nicht kannte, sind sie schon lustig", sagt Tom. "Es ist cool, dass der Moderator das Ganze auch mit Witzen überleitet."

David Werker präsentiert sein Soloprogramm

Die nächste Nightwash-Comedyshow in der Werrestadt findet am 6. März 2020 statt. Wer so lange nicht warten möchte: David Werker kehrt am 6. Februar mit seinem Soloprogramm "Plötzlich seriös" zurück.