Löhner Unternehmen SieMatic will über die Seidenstraße wachsen

Löhne. Herr Ni war da. Der neue Mehrheitsgesellschafter des Löhner Luxusküchenherstellers aus China hat sich von Freitag bis Sonntag zur Hausmesse im Löhner Möbelwerk mit den deutschen Geschäftsführern von SieMatic getroffen. Worüber Zugen Ni mit Ulrich Wilhelm Siekmann gesprochen hat, darüber schweigt Marketingleiter Jörg Overlack. Die zweitägige Party mit 800 Vertriebspartnern aus aller Welt, darunter Partnern, die seit 50 Jahren mit SieMatic verbandelt sind, soll aber gut gewesen sein. "Und Küchenpartys sind sowieso das Schönste", sagt Overlack. Zur Hausmesse öffnet der Löhner Luxusküchenhersteller (420 Mitarbeiter weltweit, rund 100 Millionen Euro Jahresumsatz) seine Ausstellung am Werk für die Fachöffentlichkeit. 75 Prozent der Herstellung werden außerhalb Deutschlands verkauft. SieMatic exportiert in alle Welt. Und mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter will SieMatic verstärkt in den chinesischen Markt einsteigen. In Suzouh, einer Millionenstadt nahe Schanghai im Osten Chinas, hat SieMatic vor kurzem erst einen Flagshipstore eröffnet, Mitarbeiter eingestellt und Studios bestückt. "Wir schaffen die Strukturen fürs Kommissionsgeschäft", sagt Jörg Overlack. Neuer Flagshipstore in Suzouh SieMatic war zuvor bereits an verschiedenen Standorten in China vertreten. Suzouh soll künftig der neue Stern im SieMatic-Firmament sein. Die Stadt galt einst als Zentrum der Seidenproduktion im chinesischen Kaiserreich. Heute prägen Hightech-Industrien die Wirtschaft der Metropole im Westen Schanghais. Die koreanische Firma Samsung soll größter Arbeitgeber der Stadt sein. Aus Löhner Perspektive liegt Suzouh am anderen Ende der Seidenstraße von Schanghai nach Duisburg. Und diese Seidenstraße verläuft direkt vor der Tür des Küchenherstellers: auf Schienen. Die Anbindung an die Eisenbahnstrecke Köln-Berlin war für den Firmengründer August Siekmann vor 90 Jahren ein wichtiges Standortargument. Sucht SieMatic per Gleisanschluss Anschluss an die Seidenstraße? "Das ist derzeit aber kein Thema", sagt Jörg Overlack. Noch hat China nur einen Anteil von vier Prozent am Export des Unternehmens. SieMatic ist in den USA, in Großbritannien und in den Niederlanden deutlich stärker. Zur Hausmesse strömt ein vielstimmiges Kauderwelsch aus Englisch, Niederländisch und Franzözsisch aus den Ausstellungsräumen. Niederländer unterhalten sich über "Erna", "Hannelore" und "Ruth", so hießen die ersten Küchenbüffets von August Siekmann. Und sie staunen, wenn die SieMatic-Mitarbeiter zum 90. Firmengeburtstag in der Ausstellung von der Nagelprobe des Firmengründers erzählen. Was macht der Nagel in der Sakkotasche von August Siekmann? August Siekmann war offenbar bekannt dafür, einen Nagel in der Sakkotasche zu tragen. Nach Feierabend ging er durch die Firma und markierte damit die Lackfehler auf den Möbeln. Eine drastische Form der Qualitätskontrolle, bei der die Mitarbeiter am nächsten Morgen wussten, welche Teile sie noch einmal fertigen mussten. August Wilhelm Siekmann, der Sohn des Firmengründers, erfand 1960 die grifflose Küche und genau die steht seitdem immer wieder im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. SieMatic interpretiert sie im Jahr 2019 neu und vergleidet die Aussparung unter der Arbeitsplatte auf Wunsch mit Aluminiumprofilen, warme LED-Lichter leuchten die Lücke von innen aus, wodurch die ganze Arbeitsplatte zu schweben scheint. Bei den Küchenfronten scheint Schwarz das neue Weiß in der Küchenwelt zu werden, dunkle, gedeckte Farbtöne dominieren auch bei SieMatic. Das Design-Konzept dekliniert der Luxusküchenhersteller in drei Stilwelten (Urban, Classic, Pure) durch. Apropos Design: Erstmals in der Firmengeschichte hat das Unternehmen einen internen Wettbewerb um die beste Küchenplanung ausgeschrieben. Acht internationale Juroren bewerteten Entwürfe von 320 Teilnehmern 25 Ländern. Der Japaner Takashi Matsuoka mit seinem Projekt "N house" hatte am Ende die Nase vorn.

Meistgelesen