Löhne

Stadtteilcheck Ulenburg: Die Natur als riesiger Spielplatz

Katharina Esser ist hier aufgewachsen und hat zu jeder Ecke eine persönliche Verbindung. Sogar für ihre Hochzeit hat sie den kleinsten Löhner Stadtteil nicht verlassen.

Der kleinste Stadtteil Löhnes ist Ulenburg. | © Susanne Barth

10.09.2019 | 12.09.2019, 18:07

Löhne. Auf der Tour durch Ulenburg wird klar: Katharina Esser ist Ulenburgerin durch und durch. „Ich kenne jeden Baum und hab da eine Erinnerung zu", sagt sie und liefert auch wenig später direkt den ersten Beweis. Während sie auf eine kleine Wiese zeigt, sagt sie: „Auf dieser Wiese habe ich geheiratet, unter freiem Himmel. Der Pastor ist hierher gekommen."

Und das ist keinesfalls die einzige Stelle, mit der sie etwas ganz Besonderes verbindet. Auf dem Sportplatz habe sie ihre halbe Kindheit verbracht, denn dort habe sie Fußballspielen gelernt, sagt sie. Auf den Wegen im Schlosspark sei ihr das Radfahren beigebracht worden, auf dem zugefrorenen Teich im Schlosspark sei sie regelmäßig Schlittschuhlaufen gewesen und habe im Park Verstecken gespielt. „Ulenburg war für uns ein riesiger Spielplatz", so Esser.

„Ich wünsche mir, dass die Kinder Ulenburg entdecken können"

Draußen im Grünen: Katharina Esser mit ihrer acht Wochen alten Tochter Elli an ihrem Lieblingsplatz. - © Anthea Moschner
Draußen im Grünen: Katharina Esser mit ihrer acht Wochen alten Tochter Elli an ihrem Lieblingsplatz. | © Anthea Moschner

Genau das erhofft sich die 33-Jährige, die seit 2012 mit ihrem Ehemann Kim Marc den Ulenburger Landbaubetrieb bereits in vierter Generation führt, auch für die nachfolgenden Generationen. „Ich wünsche mir für die Kinder, dass sie Ulenburg entdecken können. Da lernt man fürs Leben."

Die Familie von Katharina Esser ist seit fast einem Jahrhundert in Ulenburg. Sie und ihr Bruder seien allerdings die erste Generation, die nicht innerhalb des Stadtteils selbst, sondern im Krankenhaus geboren wurde. Sie versuche, den Ort so zu erhalten, dass man sich dort auch in Zukunft wohlfühle, sagt die dreifache Mutter. „Ich bin dankbar, dass Ulenburg viel Natur bietet und es ist unsere Aufgabe, sie zu schützen."

Deshalb ist ihr Lieblingsplatz auch in der Ulenburger Natur, zwischen den Bäumen. Auch der Naturfriedhof, auf dem ihre Vorfahren begraben sind, ist für die 33-Jährige ein besonderer Platz. Denn der sei für sie kein trauriger Ort, sondern ein Ort, an dem sie angespornt wird, den Familienbetrieb mit Leib und Seele weiterzuführen.

Im Schlosspark Verstecken gespielt

Eine bezeichnende Stelle für die Werrestadt sei auch das Ulenburger Wasserschloss, findet Katharina Esser. „Das Schloss liegt vielen Löhnern am Herzen." Und nicht nur ihnen, sondern natürlich auch der 33-Jährigen selbst. Der Schlosspark sei für sie neben einem geeigneten Platz zum Versteckspielen auch immer ein Rückzugsort gewesen, sagt sie.

Katharina Esser sagt: „Jeder Stadtteil hat seine Rolle für die Stadt." Ulenburg stehe für die schützenswerte Natur, Erholung und Begegnung. Und das soll auch weiterhin so sein. „Ich wünsche Ulenburg, dass es ein Ort bleibt, wo Menschen sich begegnen", sagt sie.

Die anderen Löhner Stadtteile können aber aus Katharina Essers Sicht nicht mit Ulenburg mithalten. „Ulenburg ist der schönste Stadtteil", sagt sie. Denn die Ulenburger Familienbetriebe wie der von Familie Esser oder die Gärtnerei Rohlfing bedeuten für sie auch ein großes Stück Lebensqualität. Diese gelte es zu erhalten, indem man die kleinen Betriebe unterstütze, wünscht sich Esser. „Es ist die Pflicht von uns allen, im Alltag zu überlegen, was man tun kann, um den Ort besser zu machen."

„Alles, was man zum Leben braucht"

Vermissen würde sie in dem Stadtteil nichts, sagt sie. „Ulenburg bietet alles, was man zum Leben braucht." Dauerhaft wegzuziehen komme für sie also nicht in Frage. „Mein Mann kommt aus Luxemburg. Der Deal ist, dass wir zur Rente auch viel Zeit dort verbringen", sagt Katharina Esser. Bis dahin haben sie vor, in Löhnes kleinstem Stadtteil zu bleiben.

Die Familie Esser ist seit 1925 in Ulenburg, wie Katharina Esser wissen lässt. Und ändern soll sich das in nächster Zeit nicht. „Vielleicht kann ich im 40 Jahren auf der Bank sitzen und meinen Enkelkindern zuschauen, wie sie durch Ulenburg laufen."

INFORMATION


Kleiner Stadtteil mit großem Vermögen

Für die alteingesessenen Löhner ist Ulenburg mehr als nur das Wasserschloss, das den Namen des Stadtteils trägt. Ulenburg gehört neben Obernbeck, Gohfeld, Löhne-Ort und Mennighüffen zu den fünf Gründungsgemeinden, aus denen bei der Gebietsreform die Stadt Löhne hervorging. Der kleinste Stadtteil hat eine Menge zu bieten, nicht nur das meiste Vermögen vor 50 Jahren.
„Die Ulenburger hatten nichts außer Geld, die anderen Dörfer brachten ihre Schulden mit", sagte Stadtarchivar Matthis Nolte im Gespräch über die Stadtgründung 1969. Und noch eine Einzigartigkeit zeichnete die Gemeinde einst aus. Ulenburg wurde von einem CDU-Bürgermeister regiert.
Adolf Blomeyer stand aber nicht nur für den Ministadtteil, sondern für einen Umbruch in der ganzen Republik. Schließlich war der Ulenburger Mitglied des parlamentarischen Rates und damit einer der Väter des Grundgesetzes. So passte es perfekt, dass das Bündnis „Gemeinsam für Vielfalt" hier die Allee des Grundgesetzes pflanzte.
Heute zeichnet sich Ulenburg vor allem durch viel Natur aus. Die Ulenburger Heide (46 Hektar) und der Ulenburger Wald (25) sind die beiden größten zusammenhängenden Waldgebiete der Stadt. Doch der lang gezogene Stadtteil hat weit mehr zu bieten. Hier gibt es den wohl größten Supermarkt Löhnes (Marktkauf), das einzige Gymnasium, ebenso wie das Hallen- und Freibad sowie die Hauptamtliche Feuerwehr.
Im Volksmund wird Ulenburg meist gar nicht als eigener Stadtteil wahrgenommen. Und wegen der engen geschichtlichen und siedlungsräumlichen Verbindung meist Mennighüffen zugesprochen. Stattdessen wird Löhne-Bahnhof oft zu einem Stadtteil, den es aber gar nicht gibt. Doch selbst in der Statistik der Stadt ist Löhne-Bahnhof separat aufgeführt. Das sei nur intern so, zum vereinfachten Rechnen, sagt die Pressesprecherin der Stadt, Ursula Nolting, drauf angesprochen. Denn Löhne-Bahnhof gehöre offiziell zu Gohfeld, dem größten Stadtbezirk von Löhne.