Waldschäden in Löhne sind katastrophal: "Wir müssen unser Verhalten ändern"

Löhne. Die Natur, der Wald ist sein Metier. Ralf König wohnt in Löhne und verwaltet beruflich 150 Hektar Wald. Er sagt über seinen Beruf: "Ich hatte mal den schönsten Job der Welt." Die Betonung liegt auf der Vergangenheit. "Das hat sich erledigt", sagt König und zeigt auf die Buchen am Löhner Eggeweg. Braune, lichte Stellen sind schon von weitem zu sehen. "Was ich täglich sehe, macht einem Angst. Jeder der sich damit beschäftigt, kann sich nicht ernsthaft ins Auto setzen." Zum Gespräch mit der NW ist Ralf König selbstverständlich mit dem Rad gekommen. Zur Arbeit pendelt er mit dem Zug. Er versucht so weit es geht klimaneutral unterwegs zu sein. "Ich bin auch kein Heiliger, aber jeder muss etwas tun." Das Thema lasse sich nicht auf andere schieben. "Das Verhalten der Menschen muss sich ändern" Das sieht auch Heike Nolte von der Stadt so. Sie ist im Amt für Stadtentwicklung tätig und hat gemeinsam mit Kollegin Carola Wind die städtischen Bäume im Blick. "Es ist bedrückend, was wir hier sehen", sagt Nolte. Die Bäume, die jetzt geschädigt sind, seien nicht mehr zu retten. Nolte: "Für die Zukunft muss sich das Verhalten der Menschen ändern." Ein Spaziergang im Buchenwaldstück am Eggeweg macht das Problem deutlich. Ralf König steht zwischen den Bäumen, blickt gen blauem Himmel, sein Gesicht wird von der Sonne beschienen. Ein schönes Bild, aber nur für den Laien. "Eigentlich dürfte man den Himmel nicht sehen", sagt der Löhner. Buchen kriegen Sonnenbrand Die Baumkronen der Buchen wachsen normalerweise eng aneinander, sodass keine Sonnenstrahlen auf den Waldboden treffen. Die heimische Baumart verträgt keine Sonne, kann sogar Sonnenbrand bekommen, klären König und Nolte auf. Und das sei ebenso schädlich für den Baum wie für den Menschen. Die Buche sei insgesamt gefährdet. Es sei zu trocken, gebe kaum Niederschlag. An den offenen Kronen und der gelblichen Verfärbung der Blätter lasse sich ablesen, dass die Bäume vertrocknen. "Die leben nur noch aus dem letzten Saft", sagt König mit ernster Miene. Er sei kein Hellseher, aber die Buchen in diesem Stückchen Wald seien kaum noch zu retten. "Wenn die Buche tot ist, liegt sie in zwei Jahren auf diesem Haus", prophezeit er und deutete auf ein angrenzendes Gebäude. Der Waldanteil im Stadtgebiet Löhne ist gering und liegt bei etwa sechs Prozent der Gesamtfläche. Gut 300 Einzelwälder existieren, Ausnahmen bilden die wenigen geschlossenen Waldgebiete der Ulenburger Heide (46 Hektar), des Ulenburger Waldes (25), am Spatzenberg (19) und südlich der Kläranlage (10). &bdquo;Die Fichten sterben uns unter den Händen weg", bilanziert der zuständige Förster Johannes Landwehrmann, der für insgesamt 3.000 Hektar Wald zuständig ist. Auch er beschreibt die Situation als "extrem". 150 Fichten gefällt Im vergangenen Winter musste die Stadt in ihren Gebieten etliche Fichten fällen. "50 in den Gohfelder Tannen, 150 am Spatzenberg", sagt Nolte. Wegen der anhaltenden Trockenheit und der damit einhergehenden explosionsartigen Ausbreitung des Borkenkäfers sei das unerlässlich gewesen. Nolte: "Wir als Stadt sind in der Verkehrssicherheitspflicht." Fichten gehören nicht in diese Region. Sie sind nach dem Krieg vermehrt angepflanzt worden. "Es ist ein schnell wachsender Baum und das Holz war begehrt", so Nolte. Spanplatten und Möbel werde aus Fichtenholz gemacht. So entwickle sich die Situation für viele Waldbauern zum wirtschaftlichen Desaster. Mit diesem Problem habe die Stadt nicht zu kämpfen: "Unsere Wälder sind Erholungsgebiete." Und dort wachse zu 85 Prozent die Buche. "Das ist unser heimischer Waldbaum", sagt Nolte. Deswegen sei das Bild, das sich nun abzeichne, auch besonders dramatisch. "Die Buchen sterben, weil sie kein Wasser mehr haben." Das treffe nicht nur die jungen Bäume, auch die, die schon über 80 Jahre wachsen. "Die Natur braucht uns nicht" Durch den Klimawandel werde sich nicht nur der Wald verändern, "es kommt das ganze Ökosystem durcheinander", sagt König. Denn die hier lebenden Tierarten seien auf den Buchenwald geprägt. Nolte: "Unsere Insekten sind Spezialisten. Die können nicht wie wir Menschen sagen, dann esse ich eben was anderes." Verzicht aufs Auto, umsatteln auf naturfreundlichere Verkehrsmittel, weniger Fleisch essen, mehr Aufklärung. "Das Problem ist, dass sich niemand einschränken möchte, doch es muss was passieren", sagt König und bringt das große Ganze auf den Punkt: "Die Natur braucht uns nicht, doch wir brauchen die Natur."

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