Warum für das Löhner Unternehmen Kemena ein Gleisanschluss unerlässlich ist

Löhne. Wenn Timo Jording neue Kunden durch die Hallen von Kemena an der Löhner Straße führt, hat er am Ende bis zu 25.000 Schritte gemacht. "Das ist nichts gegen Gütersloh", sagt der Juniorchef des Logistikunternehmens. Der Standort dort ist doppelt so groß. Für einen guten Einblick in die Arbeit des Mittelständlers reicht die Besichtigung der Löhner Hallen aber bei Weitem aus. Diesen geben gleich vier Familienmitglieder dem Politiker Ralph Brinkhaus. Der Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag ist gemeinsam mit seinen heimischen Parteikollegen Tim Ostermann und Burkhard Reitmeyer während seiner Sommertour durch den Kreis Herford zu Gast. Brinkhaus ist nicht nur für seinen Wahlkreis Gütersloh zuständig, sondern übernimmt auch den hiesigen. Diese Kopplung passt perfekt zum Familienunternehmen Kemena. In Löhne vor mehr als 100 Jahren gegründet, gibt es auch in Gütersloh einen Standort. "Wir müssen nah dran sein" Durch eine schwere Tür geht es in die heiligen Hallen. Es riecht nach Holz. Kein Wunder, denn viele Küchenmöbelhersteller sind Kunden des Logistikunternehmens. Jedes Einzelteil hat hier sein Fach und kann bei Bedarf vom Hersteller abgerufen werden. Kemena kommissioniert und liefert aus. "Wir liefern direkt in die Produktion, so dass viele Unternehmen kein eigenes Lager mehr brauchen", sagt Timo Jording, der Kemena in fünfter Generation führt. Damit eine "Just-in-Time"-Versorgung möglich ist, liegt das Einzugsgebiet rund 100 Kilometer um den Standort. Jording: "Wir sind eng mit der Industrie verknüpft, müssen nah dran sein." Über die Kontakte zur Küchenmöbelindustrie hat Kemena sein Geschäftsfeld weiterentwickelt. Seniorchef Klaus Jording blickt dafür nach Gütersloh. Im Logistikzentrum mit 20.000 Quadratmetern Lagerfläche liegt der Schwerpunkt statt auf Möbel auf Papier. "Mehr als 90 Prozent läuft über die Schiene" Dafür ist ein Gleisanschluss nicht nur von großem Interesse, sondern unerlässlich und vor allem nachhaltig. "Mehr als 90 Prozent der Waren laufen hier über die Schiene", sagt Timo Jording. Das werden in diesem Jahr gut 300.000 Tonnen Papier sein. "Was wir über die Schiene abwickeln, ist der Wahnsinn", sagt Klaus Jording. Täglich seien das 20 bis 24 Waggons. Auf Leerfahrten werde so gut es geht verzichtet. "Wir führen Verschnitt, Altpapier und Spanplatten zurück. Damit wird der Straßenverkehr entlastet und die Umwelt geschont." Ein kompletter Güterzug passt in die Hallen am Sandbrink, die mit einer Doppelgleisanlage ausgestattet ist. "Im besten Fall bestücken wir die Waggons dreimal am Tag", sagt Jording. In einen Waggon passen bis zu drei Lkw-Ladungen. "Leiharbeiter sind hier nicht beschäftigt" Beim Gleisanschluss, den Kemena auch in Löhne in unmittelbarer Nähe zum Hauptstandort hat, horcht Ralph Brinkhaus auf. Die Themen Umwelt und Nachhaltigkeit sind im Bundestag so aktuell wie nie. "2011 waren wir die einzigen, die dafür Fördermittel abgerufen haben", informiert der Seniorchef. Während Kemena auf die Schiene setzte, haben andere Unternehmen die Gleisanschlüsse abgebaut. Von der Politik wünscht sich Kemena, dass die Förderprogramme für den Güterverkehr fortgeführt werden. "In Bezug auf Ökobilanz und Umweltschutz liegt der Vorteil klar auf der Hand." Das Familienunternehmen hat einen hohen Qualitätsanspruch und setzt auf langjährige Mitarbeiter. "Leiharbeiter arbeiten hier nicht", sagt Alicia Jording, Chefin des Personalwesens. Dafür oft ganze Familien. Da ist der Vater Stapelfahrer, die Mutter im Lager und das Kind mache eine kaufmännische Ausbildung. 230 Mitarbeiter beschäftigt Kemena an seinen drei Standorten. Wenn Ralph Brinkhaus die Stadt Löhne hört, fällt ihm dazu sofort Verkehr und Logistik ein. "Wie Kemena mit der Eisenbahn zusammenarbeitet, ist sehr interessant", sagt der Politiker nach dem Rundgang. "Wir wollen die Logistik möglichst CO2-frei haben. Da liegt viel Zukunft drin." Spannend ist für ihn auch die Arbeit in den Hallen. "Ob die Stapler schon autonom fahren könnten?", fragt er die Chefs. Machbar sei das bereits, informiert Timo Jording. Die Stapler fahren sogar schon selbstständig. Auf einen Mensch möchte Kemena dennoch nicht verzichten. "Damit bleiben wir flexibel und es gibt eine Kontrollfunktion." INFO Hermann Kemena machte 1912 mit der Gründung der Kohlenhandlung Kemena den ersten Schritt zum heutigen Unternehmen. In den 50er Jahren kam der Heizölhandel hinzu, 1970 gründete Kemena die Löhner Bahnspedition. Nur fünf Jahre später entwickelte sich die Firma zum Logistikallrounder und mietete den gesamten Güterbahnhof in Löhne für den Warenumschlag. Klaus Jording, Seniorchef, stieg 1981 mit ein, sein Sohn Timo 2013. Dessen Ehefrau Alicia Jording gab vor drei Jahren ihre eigene Firma auf, um ins Familiengeschäft einzutreten. Sie ist für das Personalwesen und die Unternehmenskommunikation zuständig.

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