NW-Redakteurin Susanne Barth arbeitet einen Tag lang als Katzenkraulerin im Tierheim Vlotho

Löhne. Edith Kipp ist Gassigeherin. Fast täglich ist sie im Tierheim Eichenhof, schnappt sich einen der dort auf einen Besitzer wartenden Hunde und dreht eine Runde. &bdquo;Es ist eine schöne Alternative zu einem eigenen Tier", sagt Kipp, die sich als Ehrenamtliche auch im Vorstand des Vereins engagiert. Menschen wie Kipp sind im Tierheim gefragt. Denn ohne Ehrenamtliche würde der Betrieb nicht laufen. Gassigeher und Katzenkrauler sucht der Betrieb in Vlotho immer. Perfekt für mich. Ich darf einen Vormittag in die Arbeit im Tierheim reinschnuppern und ergatter den für mich begehrtesten Job. Die Tierheimleiterin Kerstin Sanker schickt mich ins Katzenhaus. &bdquo;Da macht man sich nicht so dreckig, wie bei den Hunden", gibt sie mir noch mit auf den Weg und mit einem breiten Grinsen betrete ich das Kuschelparadies. Zwölf tapsige Kätzchen sind aktuell in einem Kittenhaus untergebracht. Neugierig sind die Kleinen, beschnuppern sofort meine Hose und Kameratasche, lassen sich kraulen und wollen spielen. Doch bevor das Vergnügen anfängt, helfe ich Gesa Reuschenberg erstmal beim Saubermachen. Die gelernte Krankenschwester arbeitet seit November 2014 im Tierheim und ist hauptsächlich für die Katzen zuständig. Tiere werden durchgecheckt, gechipt, geimpft und kastriert Jeden Tag heißt es aufs Neue alles zu reinigen. Während Gesa die neun Katzenklos entleert und frisch herrichtet, schüttel ich als Praktikantin die Decken und Kissen auf, mache den Boden zum Kehren und anschließendem Wischen frei, fülle die Näpfe auf und dann darf endlich gekuschelt werden. &bdquo;Vormittags steht die Reinigung und das Versorgen der Tiere an, ehe am Nachmittag die Kundschaft kommt", sagt Reuschenberg. Bevor die Kätzchen ins gemeinsame Gehege dürfen, werden sie durchgecheckt. Dafür kommt ein Tierarzt, der die Tiere chipt, impft und wenn sie gesund und alt genug sind auch kastriert. &bdquo;So lange bleiben sie in der Auffangstation", erklärt Reuschenberg. Zu schnell könnte eine kranke Katze die anderen anstecken. Babys jeglicher Art wecken bei den meisten Menschen den Beschützerinstinkt. Auch ich kann nicht anders, als alle Kitten &bdquo;süß" und &bdquo;niedlich" zu finden und sie &bdquo;sofort mitnehmen" zu wollen. Gesa: &bdquo;Die Kitten kriegen wir immer schnell weg, doch auch für die älteren Katzen wäre es schön, ein neues Zuhause zu finden." Es entscheidet immer das Tier Bevor das passiert, sind ehrenamtliche Mitarbeiter im Tierheim unerlässlich. Sie kraulen und spielen mit den Katzen, streicheln die Kaninchen und gehen mit den Hunden spazieren. Die Zahl könnte noch aufgestockt werden. &bdquo;Ein paar kommen regelmäßig, wir brauchen aber mehr. Dann könnte jeder Hund einmal raus", sagt Kristin Bleibohm. Die Löhnerin leitet das Tierheim stellvertretend und kümmert sich primär um die Hunde. &bdquo;Für gewöhnlich finden wir für jeden Menschen den passenden Hund", sagt Bleibohm. Letztendlich entscheide aber immer das Tier. So war es auch bei Edna. &bdquo;Ich wollte immer eine Old English Bulldog haben und dann kam Edna ins Tierheim." Die Hündin verbrachte nur einen einzigen Tag im Eichenhof. &bdquo;Dann habe ich sie mitgenommen", sagt Bleibohm. Lucky hat nicht so ein Glück. Der Rüde wartet seit anderthalb Jahren auf einen neuen Besitzer. In seinem eigenen Quartier, insgesamt gibt es knapp 30 davon, begutachtet der sportlich, aktive Hund die Kundschaft. &bdquo;Lucky ist kastriert, verträgt sich generell mit Hündinnen, verfügt über ein Grundgehorsam, ist aber ein kleiner Macho", sagt Bleibohm. Für mich zeigt er sich von seiner besten Seite. Nachdem Bleibohm ihn aus seiner Box geholt hat, beschnuppert er mich kurz und lässt sich dann sofort streicheln. "Da ist eine sinnvollen Aufgabe, die auch noch Spaß macht" Neben Lucky warten momentan etwa 20 Hunde auf ein Zuhause. Etliche Katzen, Kleintiere wie Meerschweinchen und Hasen, aber auch Schildkröten haben im Tierheim Unterschlupf gefunden. Von Spenden lebt der Betrieb. Edith Kipp hat das Tierheim so kennengelernt. &bdquo;Ich habe dort immer mal wieder Futterspenden hingebracht", erzählt die Ehrenamtliche, die als Tierschutzbeauftragte mittlerweile im Vorstand sitzt. Seit der frühsten Jugend besitzt sie Hunde. Ihre Yorkshire-Hündin stammt aus dem Vlothoer Tierheim. Sie ist mittlerweile verstorben. &bdquo;Da stellte ich mir die Frage, ob ich wieder einen neuen Hund nehme oder nicht." Edith Kipp entschied sich dagegen. &bdquo;Ich musste meinen Verstand einschalten, auch wenn es mir fehlt." So hat sie das Tierheim entdeckt. Erst zweimal die Woche, mittlerweile fast täglich kommt sie vorbei und geht mit den Hunden spazieren. Dabei wachsen ihr die Tiere ans Herz. Kipp: &bdquo;Doch ich freue mich über nichts mehr, als wenn ein Hund vermittelt wird und wieder einen tollen neuen Besitzer findet." Kipp kann das Ehrenamt nur jedem raten: &bdquo;Es ist eine sinnvolle Arbeit, die großen Spaß macht und die Tiere danken es einem."

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