Ramadan: 29 Tage lang Verzicht für spirituellen Einklang

Löhne. Für Muslime beginnt heute die Fastenzeit. Einen Monat lang feiern sie Ramadan. Das bedeutet Verzicht, aber ist für Junus el-Naggar ein &bdquo;schönes Ritual", bei dem er &bdquo;spirituell" wieder auftankt. Der 21-Jährige wohnt in Löhne und studiert in Osnabrück Islamische Theologie und Englisch auf Lehramt. Er kennt sich aus mit der Religion und erklärt, warum die Fastenzeit für Muslime obligatorisch ist, was es dabei zu beachten gibt und was eine Dattel tagtäglich damit zu tun hat. Was bedeutet Ramadan? Der Islam ist auf fünf Säulen aufgebaut. Es gibt das Glaubensbekenntnis, das Gebet, die Almosen, die Pilgerfahrt und eben das Fasten. Die Religion richtet sich nach dem Mondkalender. Die heilige Fastenzeit beginnt im neunten Monat, dem Monat Ramadan. Der Ramadan erinnert an die Zeit, als der Koran dem Propheten Mohammed offenbart wurde. &bdquo;Das Fasten hat daher einen hohen Stellenwert in unserer Religion", sagt Junus el-Naggar. Es ist eine Zeit der Besinnung auf das Wesentliche und der Dankbarkeit gegenüber Gott für all die Gaben. Die Seele und der Körper werden gereinigt und befreit. Wer muss fasten? &bdquo;Das Fasten ist für jeden Muslim obligatorisch", sagt el-Naggar. Aber es gibt auch Ausnahmen. Reisende, Schwangere, Kinder vor der Geschlechtsreife, menstruierende Frauen, Kranke und Alte sind von der Pflicht ausgeschlossen. Kranke müssen laut dem Löhner die Fastenzeit nachholen, wenn sie wieder gesund sind. &bdquo;Und Alte können Almosen als Alternative zahlen", erklärt der 21-Jährige. Viele Kinder machen aus eigenem Antrieb mit. Auch bei el-Naggar war es damals so. &bdquo;Ich bin sehr ehrgeizig und wollte früher unbedingt mit fasten und es durchziehen, aber erst nach der Schule." Wann wird gefastet? Von der Morgendämmerung bis zum Sonnenuntergang verzichten Muslime nicht nur aufs Essen. Es darf in dieser Zeitspanne auch nichts getrunken werden. &bdquo;Das ist besonders hart", sagt der Löhner. Auch Kaugummi kauen, Rauchen und Sex sind verboten. &bdquo;Die Zeit des Ramadans ist ein spirituelles Auftanken." Auch der Umgang mit seinen Mitmenschen ist wichtig, es darf nicht gelogen und auch keine üble Nachrede geschehen. Wie läuft sich das Fasten aushalten, ohne seine Leistungsfähigkeit zu verlieren? Natürlich sei man in der Fastenzeit ein bisschen schwächer als sonst, räumt el-Naggar ein. Wichtig ist, bevor das Fasten beginnt, immer viel zu trinken. &bdquo;Die Eingewöhnungsphase, die ersten Tage, sind schwer, dann geht es aber", sagt der Löhner aus Erfahrung. Ein Freund pflichtet ihm bei: &bdquo;Es ist reine Kopfsache." Für Junus el-Naggar wird es schwer sein morgens auf seinen Kaffee zu verzichten. Seit Tagen fährt er seinen Konsum schon runter: &bdquo;Sonst krieg ich Kopfschmerzen", sagt er und lacht. Einige würden während des Ramadans Urlaub machen, um sich ganz auf sich zu besinnen. Für den 21-Jährigen wäre das nichts. &bdquo;Ich finde es einfacher, wenn ich zur Uni gehe oder arbeite. Dann habe ich immer etwas zu tun und denke nicht viel daran." Was passiert nach dem Sonnenuntergang? Das Fastenbrechen findet jeden Abend statt. &bdquo;Man lädt oft Freunde ein, die Familie kommt zusammen, es ist ein gemütliches Essen mit einer besonders tollen Atmosphäre", findet el-Naggar. Dabei beginnt das Fastenbrechen mit einer Dattel. &bdquo;Das hat der Prophet auch so gemacht", erklärt er. Meist gebe es Suppe, Salat und auch einen Nachtisch. &bdquo;Es ist etwas Besonders." Dabei darf eigentlich alles auf den Tisch kommen, leichte Kost sei am gesundheitlich sinnvollsten. &bdquo;Ich mag aber auch Lasagne, die kocht meine Mutter dann wieder für mich." Wann geht es in die Moschee? Fünf Gebete gibt es jeden Tag. In der Fastenzeit gibt es nach dem Essen ein Extragebet in der Moschee. Das gibt es nur im Monat Ramadan. &bdquo;Das ist keine Pflicht, wird aber empfohlen", erklärt el-Naggar, der sich darauf schon besonders freut. &bdquo;Die Atmosphäre in der Moschee ist dann immer ganz spirituell." Wann und wie endet Ramadan? Da sich der islamische Kalender nach dem Mond richtet, verschiebt sich der Monat jedes Jahr um etwa zehn Tage. Der Ramadan kann dementsprechend mal 29 oder 30 Tage lang dauern. 2017 endet der Fastenmonat am 24. Juni. Vom 25. bis 27. Juni gibt es das Fast des Fastenbrechens, auch Zuckerfest genannt, das vergleichbar ist mit dem christlichen Weihnachtsfest. &bdquo;Es wird gefeiert, die Moscheen sind rappelvoll und Kinder bekommen Geschenke." Wann ist 2018 Ramadan? Der Mondkalender wandert entgegengesetzt zum gregorianischen Kalender. 2017 fällt Ramadan in eine besonders schwere Zeit, da die Sonne früh auf (5.15 Uhr) und erst spät unter (21.29 Uhr) geht. Im nächsten Jahr beginnt die Fastenzeit am 16. Mai, ein Jahr später am 6. Mai und 2020 bereits am 24. April (es kann wegen des Mondkalenders ein bis zwei Tage abweichen). Doch trotz aller Härte, so der 21-jährige Junus el-Naggar, freue er sich jedes Jahr wieder auf Ramadan: &bdquo;Die Zeit hat seinen Reiz."

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