Dank QR-Code: Historisches True-Crime in Kirchlengern kann interaktiv erlebt werden

Kirchlengern. &bdquo;Lässt du nicht von meinem Mädchen, werde ich dich zu finden wissen“: Eifersucht gehört zum Gefühlsrepertoire vieler Menschen, sei es im Jahre 1605 oder heute. Damals führte der Gefühlsausbruch des jungen Bauernsohnes Kellermeier sagenumwoben zum Tode seines Kollegen Meier. So steht es im Archiv für Westfälische Geschichtskunde, in dem der frühere Kirchlengeraner Gemeindedirektor Hans Depke zur Geschichte des Sühnesteines von Häver recherchiert hat. Viele Gedenkstätten erfüllen heutzutage allerdings kaum mehr ihren Zweck: Ein Grund ist, dass sie schlicht nicht mehr zugänglich und auch deshalb in Vergessenheit geraten sind. So verhält es sich nämlich beim Erinnerungsstein an den Eifersuchtsmord in Häver aus dem frühen 17. Jahrhundert. Der Stein unbekannter Herkunft steht nach all den Jahrhunderten mittlerweile für die Öffentlichkeit verborgen auf einem privaten Bauernfeld. Zwar sei der Grundstücksbesitzer sehr kooperativ beim Ermöglichen einer standesgemäßen Erinnerungskultur für den Stein gewesen, sagt Projektinitiator Horst Hartmann. &bdquo;Allerdings hat das Landesamt für Denkmalschutz ein Verschieben des Sühnesteines aus nachvollziehbaren Gründen untersagt“ erklärt das langjährige ehemalige Gemeinderatsmitglied Kirchlengerns. Schließlich ist der Ursprungsort eine zentrale Säule des Denkmalschutzes. Aus der Vergessenheit auf das Smartphone von Schülern Wie macht man Ortsgeschichte interessant und sichtbar zugleich? Diese Frage treibt Hartmann an. So kam er auf die Idee, eine doppelt so große Abbildung des historischen Steines an einem Alltagsort zu platzieren. Kirchlengerns Bürgermeister Rüdiger Meier nahm diese Idee interessiert auf. Die Stelle am Rastplatz zwischen Grüner Weg und der Hagedorner Straße sei dafür ideal, ist sie doch ein beliebter Pausenort für Radler und Landschaftsbummler. Möglichkeiten zum Anschließen des Fahrrades, ein Tisch samt Bänke und eine weitere Informationstafel laden zum Verweilen beim Blick über die Wiesen ein. Um unbefugte Zutritte auf das Bauerngrundstück zu vermeiden, wird der exakte Standort des Originalsteines allerdings nicht genannt. Gleichsam laden beide auch Schulen ein, Sachkunde und Geschichtsunterricht auf Ausflügen hautnah am Rastplatz zu erleben. Im besten Falle werden die Inhalte direkt in der Hosentasche mit nach Hause genommen. Der QR-Code am Sühnestein in Übergröße ist dabei ein Teil des Gesamtkonzeptes zur digitalen Erinnerungskultur von Kirchlengern. Mittlerweile haben in den letzten zwei Jahren 15 geschichtsträchtige Orte in der Gemeinde Verweise zu Videos und Hörinhalten im Internet erhalten. Diese Erfolge seien nur mit der tatkräftigen und erfahrenen Unterstützung vom Kreisheimatverein und des Katasteramtes des Kreises möglich gewesen. Auch dem örtlichen Bauhof sei man für die konkrete Umsetzung zum Dank verpflichtet. Die Finanzierung ist ein eingeübtes Prozedere: Hartmann legt das Geld aus, die Gemeinde erstattet es. Große Aufwendungen seien es für ihn nie: Das Erinnerungsschild für den Sühnestein habe &bdquo;deutlich unter 1.000 Euro“ gekostet. Erinnerungskultur birgt auch Überraschungen Das Ehrenamt von Horst Hartmann sei für ihn auch mit Zufällen verbunden, die einen mitunter zum Schmunzeln bringen. &bdquo;Ausgerechnet beim Fotografieren des Sühnesteines für die Nachbildung hat sich ein Weberknecht auf die Steinmitte geschlichen“, sagt er. So findet die Erinnerung an den Mord aus Eifersucht nun also auch achtbeinig statt. Zudem ist auf dem Stein deutlich eine etwas unglückliche Farbauffrischung zu erkennen. Hartmann sagt: &bdquo;Da hat sich wohl jemand als Restaurator versucht, ist aber glorreich gescheitert“. Über den Missetäter könne nur noch gemutmaßt werden. Aber auch solche Fauxpas gehören zur Geschichte des Sühnesteines und damit zur Erinnerungskultur. Personen, die am Rastplatz verkehren, sollten aber gewarnt sein: Der mutmaßliche Mörder Kellermeier wurde laut Archivtext seit jener Nacht nie wieder gesehen, nachdem das Gestrüpp es ihm bis zum Vorbeiziehen des Leichenzuges versagte, sein Versteck zu verlassen. Bis heute soll in der Gegend nachts ein großer schwarzer Hund mit glühenden Augen umherziehen. Erst vor Kurzem hätten Zeugen wieder ein entsprechendes Paar Lichter gemeldet. Es scheint, dass den eifersüchtigen Kellermeier ein gewisses Karma ereilte. Zukünftige verzweifelt Liebende sollten gewarnt sein. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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