Kirchlengerns Bürgermeister setzt auf Bildung und Wohnraum – trotz Sparzwang

Kirchlengern. Wie ein Mann ohne Visionen kommt Rüdiger Meier an diesem Vormittag ganz und gar nicht daher. Kritiker werfen dem CDU-Politiker nach mehr als 20 Jahren im Bürgermeister-Sessel gerne mal Amtsmüdigkeit vor. Hier und jetzt kann davon keine Rede sein. Im Gespräch hat der 68-Jährige wie auf Knopfdruck zu jedem Thema eine fundierte Aussage parat, ist selbst über komplexe Hintergründe, die weit über Kirchlengern hinausgehen, bestens informiert. Er wirkt wie jemand, der immer noch mit vollem Einsatz Dinge in seiner Heimat gestalten will. Deshalb dürfte auch die Wahl des Gesprächsortes wohl kalkuliert sein. Die Bürgermeisterkandidaten sollten dafür ihren Lieblingsplatz in Kirchlengern nennen. Meier hat sich die Brausemühle ausgesucht. Wegen der beruhigenden Natur und weil er das Rauschen des Wassers mag, sagt er. Und weil der passionierte Segler hier vor ein paar Jahren mal eine Feuerwehrfrau und einen Feuerwehrmann auf einem Schlauchboot in den Hafen der Ehe geführt hat. Als Bürgermeister darf er schließlich Trauungen durchführen. Ganz nebenbei ist die Brausemühle aber auch das Gebäude, dessen Sanierung so gut wie alle politischen Gegner aufgrund der schwierigen Haushaltslage sofort stoppen würden. Meier hingegen hält eisern daran fest. &bdquo;Der Umbau der Brausemühle ist ja nur ein Mosaiksteinchen. Dahinter steckt die Entwicklung eines Quartiers“, sagt der Bürgermeister. Kita, Tagespflege und neuer Wohnraum in Kirchlengern In direkter Nachbarschaft des alten Industriebaus würden die Planungen für eine neue Kita laufen, ein Investor wolle im ehemaligen Maschinenhaus eine Tagespflegeeinrichtung schaffen, die es in Kirchlengern noch nicht gebe und zwischen der Brausemühle sowie der neuen Feuerwache Südlengern sei Platz für zwei Mehrfamilienhäuser mit frei finanziertem sowie Sozialwohnraum. Nicht zuletzt soll der ehemalige Weg über die Holzbrücke direkt zur Elsestraße wieder hergestellt werden. Zum Thema: Umbau der Brausemühle in Kirchlengern nimmt nächste Hürde Im Übrigen seien die 739.000 Euro für den Umbau der Brausemühle da. &bdquo;Das hat keine Haushaltsrelevanz für 2025“, sagt Meier in Richtung seiner Kritiker. Beim Rest sei er sehr zuversichtlich, &bdquo;dass wir das ohne Steuergelder hinbekommen“. Neben dem Quartier an der Brausemühle gibt es natürlich weitere Themen in Kirchlengern, bei denen die Bürgerinnen und Bürger Lösungen wünschen. Die NW hat dazu allen Bürgermeisterkandidaten im Vorfeld der Wahl dieselben Fragen gestellt. Diese beziehen sich auf die Ergebnisse des jüngst von der NW durchgeführten Ortschecks. Meier will Einzelhandel in Kirchlengern weiter stärken Vor allem die Bewertung des Einzelhandels sticht in Kirchlengern beim NW-Ortscheck heraus. Etwas, dass sich Meier durchaus auf die eigene Fahne schreibt. &bdquo;Auf mein Betreiben hat der Gemeinderat frühzeitig mit externer Beratung ein verbindliches Einzelhandelskonzept unter Beteiligung von Handel und Bevölkerung aufgestellt, um eine ausgewogene Verteilung von zentrenrelevanten Sortimenten in ganz Kirchlengern zu erreichen“, sagt der CDU-Politiker. Zum Thema: Überraschung beim Ortscheck: In dieser Kategorie ist Kirchlengern in Ostwestfalen führend Damit der Einzelhandel auch in der Zukunft stark aufgestellt sei, beabsichtige er, &bdquo;das Einzelhandelskonzept bei Bedarf fortschreiben zu lassen, die Ortskernentwicklung in Kirchlengern voranzutreiben sowie die Werbegemeinschaften zu stärken und für moderne Mischformen von stationären und online-basierten Handelsformen zu werben“. Das Sport- und Vereinsangebot wird im Ortscheck ebenfalls überdurchschnittlich beurteilt. Rüdiger Meier lobt in diesem Zusammenhang die Bereitschaft der Kirchlengeraner, sich in Vereinen ehrenamtlich zu engagieren. In Zukunft wolle er die Vereine noch intensiver bei der Mitgliederwerbung oder der Fortbildung von Vorständen unterstützen, &bdquo;und mich bei Bedarf für eine weitere Anhebung der finanziellen Unterstützung einsetzen“. Unterstützung bei Neugründung von Haus- und Facharztpraxen Auch bei seinem Engagement im Bereich der ebenfalls schon als gut beurteilten Gesundheitsversorgung werde er nicht nachlassen, verspricht Meier. Die Netzwerkarbeit und Werbung für das Gesundheitswesen in Kirchlengern einschließlich der finanziellen Unterstützung zur Neugründung von Haus- und künftig auch Facharztpraxen wolle er fortführen. Der öffentliche Nahverkehr schnitt im NW-Ortscheck nicht gut ab. Besonders beim Busverkehr wünschen sich die Menschen eine deutliche Verbesserung. In Bezug auf den Ausbau von Busverbindungen ist Meier eher skeptisch. &bdquo;Hohe und damit rentable Fahrgastzahlen gibts in Kirchlengern nur bei den Schülerverkehren und am Bahnhof mit der kommunalen Mobilstation. Ansonsten sind die angebotenen Busverbindungen – wie häufig im ländlichen Raum – eher überschaubar nachgefragt, und deren Ausbau wäre extrem teuer“, erklärt Meier. Daher wolle er sich in Zukunft für die Intensivierung von preiswerteren Bestell-Verkehren in Kirchlengern einsetzen, &bdquo;bei denen die Fahrten mit Kleinbussen im Gemeindegebiet anlassbezogen online oder telefonisch gebucht werden und nicht nur auf die zurzeit bestehenden Haltestellen und Abfahrtzeiten beschränkt sind“. Bahnunterführung bewegt Menschen in Kirchlengern Mit Abstand am meisten bewegt haben die Menschen beim NW-Ortscheck die Bahnunterführung und die Schaffung eines schöneren Ortskerns. Bei beiden Themen hat sich die Gemeinde auf den Weg gemacht. Viele fragen sich allerdings, ob die Dinge nicht beschleunigt werden könnten. Zum Thema: Schranken acht Stunden am Tag geschlossen: So soll die Bahnunterführung in Kirchlengern aussehen In Sachen Bahnunterführung würden die Deutsche Bahn, Straßen NRW und die Gemeinde ihre Hausaufgaben machen, sagt Meier. Da aber ein Planfeststellungsverfahren mit Klagemöglichkeit erforderlich sei, &bdquo;wird es noch Jahre bis zum sichtbaren ersten Spatenstich dauern, ohne dass die Gemeinde das beschleunigen kann“. Bei der Ortskernplanung weist Meier darauf hin, dass sich der Rat mehrheitlich dafür entschieden habe, auf einen langwierigen Planerwettbewerb mit hohen Preisgeldern zu verzichten. Stattdessen führe man die Maßnahme in Eigenregie durch und die ersten Voruntersuchungen bei Kanalisation und Straßenkörper hätten bereits stattgefunden. Und auch für das Gelände Pöhl läge inzwischen eine Interessenbekundung vor, deren Umsetzbarkeit allerdings noch geprüft werden müsse. Eingebrochene Gewerbesteuer zwingt zu Einschnitten Dass aufgrund der eingebrochenen Gewerbesteuereinnahmen der Gürtel an einigen Stellen enger geschnallt werden müsse, ist Meier bewusst. Zwar werde es in 2026 seit langem mal wieder Schlüsselzuweisungen aus Düsseldorf geben, doch Sparpotenziale seien durchaus vorhanden. Neben der finanziellen Bewertung zusätzlicher Ausgabenwünsche sieht Meier mittelfristig auch Verbesserungspotenziale beim Gemeindepersonal. Wenn Beschäftigte altersbedingt ausscheiden, könnten fortschreitende Digitalisierungsprozesse sowie eine verstärkte interkommunale Zusammenarbeit hier für Verschlankungsprozesse sorgen. Meier stellt aber auch klar: &bdquo;Investitionen in Bildung und Infrastruktur sowie Förderung von Ehrenamt, Familien und Wirtschaft müssen immer erfolgen.“ Zur Themenseite: Kommunalwahl 2025 im Kreis Herford Mehr Kandidaten: Bürgermeisterkandidat will einen Leuchtturm in Kirchlengern als Touristenmagnet Vater, Soldat und SPD-Bürgermeisterkandidat: Mit roten Schuhen auf Wahlkampf in Kirchlengern

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