Bürgermeisterkandidat will einen Leuchtturm in Kirchlengern als Touristenmagnet

Kirchlengern. Ein Leuchtturm auf dem Neuen Markt in Kirchlengern? Als Matthias Wellmeier seine ambitionierten Pläne direkt vor Ort erläutert, verzieht er keine Miene. Bierernst referiert der Bürgermeisterkandidat der Partei &bdquo;Die Partei“ über die Vorteile, die der Leuchtturm &bdquo;Roter Sand“ bringen würde. Erst ganz am Ende seines Vortrages kann sich der 48-Jährige ein Schmunzeln nicht mehr verkneifen. Er sagt: &bdquo;Dass wir ernst genommen werden, ist ja das Schlimmste, was uns passieren kann.“ Dabei gibt es tatsächlich Pläne, den denkmalgeschützten, maroden Leuchtturm, der nordöstlich von Wangerooge in der Außenweser steht, an Land zu versetzen, um ihn zu retten. Vier Orte in Norddeutschland haben sich aktuell darum beworben. &bdquo;Das wäre doch ein echter Touristenmagnet für Kirchlengern. Da würden sich Cafés und Geschäfte drumherum ansiedeln und wir wären unsere Einnahmesorgen los“, sagt Wellmeier mit Blick auf die aktuellen Haushaltsprobleme der Gemeinde. Aber natürlich ist sein Vorschlag nur mit einem Augenzwinkern gemeint. Derart absurde Ideen sind schließlich das Markenzeichen der 2004 gegründeten Satirepartei &bdquo;Die Partei“. Auch wenn das Leuchtturm-Projekt also nicht allzu ernst genommen werden sollte, stecke dahinter trotzdem ein ernster Kern, erläutert Wellmeier das Konzept. Satirische Überspitzung, um Aufmerksamkeit zu schaffen &bdquo;Um Aufmerksamkeit auf etwas zu lenken, überspitzen wir bewusst. Als Kleinstpartei treffen wir ja keine Entscheidungen, aber wir hoffen, dass Regierende dadurch merken, dass an den entsprechenden Stellen wirklich etwas getan werden muss.“ Und als Kirchlengeraner liegt ihm seine Heimatgemeinde natürlich am Herzen. Das ist abseits aller satirischen Überspitzungen immer wieder deutlich herauszuhören. Politisch interessiert ist der Groß- und Außenhandelskaufmann schon länger. Bis 1997 sei er in der SPD gewesen, seit vier Jahren ist er nun bei der Partei aktiv. Als letztes Buch, das er gelesen hat, gibt Wellmeier &bdquo;Freiheit“ von Ex-Bundeskanzlerin Angela Merkel an. Die Motivation, sich politisch zu engagieren, sei über sein soziales Engagement entstanden. Er wolle &bdquo;mehr und gezielter etwas für die Gemeinde Kirchlengern leisten“. Passend zu seinem sozialen Engagement nennt er das Gemeindehaus der evangelischen Kirche als seinen Lieblingsort in Kirchlengern. &bdquo;Bei meiner Unterstützung für ukrainische Flüchtlinge war die Tafel, die Kleiderspende, das regelmäßige Mittagessen eine große Unterstützung“, begründet Wellmeier dies. Ernster Kern von Matthias Wellmeier nicht zu überhören An dieser und an vielen anderen Stellen des Gesprächs kommt sein ernster Kern zum Vorschein. Ein Widerspruch ist das nicht. Es sind ja schließlich nur die plakativ überspitzten Ideen wie der Leuchtturm, die nicht ernst genommen werden sollen. Daher verwundert es nicht, dass Wellmeier auch bei den Fragen zu den aktuellen Themen der Gemeinde zwischen Ernst und Satire pendelt. Die Fragen beziehen sich dabei auf die Ergebnisse des jüngst von der NW durchgeführten Ortschecks. Bei der Umfrage landete Kirchlengern insgesamt auf dem 14. von 41 ostwestfälischen Gemeinden, Stadtteilen und Städten. Alles in allem sind die Menschen mit den Lebensumständen in ihrer Gemeinde also zufrieden. Lieferdiensten soll Wegerecht in Kirchlengern untersagt werden Besonders zufrieden sind die Einwohnerinnen und Einwohner mit dem Einzelhandelsangebot. In dieser Kategorie führt Kirchlengern Ostwestfalens Rangliste an. Für Wellmeier ist das keine Überraschung. Das Einkaufszentrum &bdquo;In der Mark“ beispielsweise sei verkehrsgünstig zu erreichen und nicht so überladen wie in den umliegenden Städten. Zum Thema: Überraschung beim Ortscheck: In dieser Kategorie ist Kirchlengern in Ostwestfalen führend &bdquo;Anders als die Innenstädte unserer Nachbarstädte haben wir nicht mit leerstehenden Geschäften und verwahrlosten Innenstädten zu kämpfen, mit Ausnahme des Neuen Marktes. Damit dies so bleibt, sollte aufkommenden Lieferdiensten das Wegerecht in unserer Gemeinde untersagt werden“, sagt Wellmeier. Auch bei den Sport- und Vereinsangeboten (Platz sechs) sowie der Gesundheitsversorgung (Platz sieben) hat Kirchlengern überdurchschnittlich im ostwestfälischen Vergleich abgeschnitten. Die schwindende Bereitschaft zum Ehrenamt und die demografische Alterung setzen beide Bereiche jedoch unter Druck. Damit Kirchlengern hier dennoch weiter gut aufgestellt bleibt, setzt Wellmeier auf Pragmatismus und sagt: &bdquo;An die demografische Alterung kann man sich anpassen, gleichviel für die Jugend, ein wenig mehr für Senioren.“ Bahnunterführung in Kirchlengern soll beerdigt werden Seine Idee zum Erhalt der Spielplätze – eine der Forderungen der Bürger im Ortscheck – passt zu dieser Schwerpunktsetzung. Im digitalen Zeitalter, wo Kinder vielfach drinnen statt draußen Zeit verbringen, hält Wellmeier Investitionen in diesem Bereich für sinnvoll. &bdquo;So ehrlich müssen wir aber sein, Haushaltsgelder sind begrenzt. Daher sollten schon Paare, die erst noch Nachwuchs planen, frühzeitig mit der Gründung eines Fördervereins beginnen, damit wenn es so weit ist, ausreichende Gelder zur Verfügung stehen“, lautet sein Vorschlag. Und auch zum Kirchlengeraner Aufreger schlechthin – der Schaffung einer Bahnunterführung – hat Wellmeier eine klare Meinung: &bdquo;Eine Bahnunterführung würde Kirchlengern nicht schöner machen. Seit mehr als 50 Jahren erzählt uns die Gemeinde davon, aber vor einer Umsetzung sind wir weitere 50 Jahre entfernt. Die Bahnunterführung kommt, wenn es für uns schon selbstverständlich ist, dass KI-Drohnen uns zum Zielort fliegen und wir auf die lineare Bahn nicht mehr angewiesen sind.“ Zum Thema: Schranken acht Stunden am Tag geschlossen: So soll die Bahnunterführung in Kirchlengern aussehen Daher würde Wellmeier das Projekt beerdigen. Genau wie die Sanierung der Brausemühle. Auch, um den Bürgern nicht länger falsche Hoffnungen zu machen. Denn die Partei &bdquo;Die Partei“ sei schließlich die ehrlichste Partei und würde keine unsinnigen Versprechen machen. &bdquo;Da Versprechen der Politiker oft dem Steuerzahler schwer ins Gewicht fallen, verspreche ich auch nichts“, sagt Wellmeier. Mehr zum Thema: Kommunalwahl 2025 im Kreis Herford: News & Informationen

Meistgelesen