211 Jahre altes Fachwerkhaus zieht von Löhne nach Kirchlengern

Kirchlengern. Regnerisch und windig ist es an diesem Nachmittag Ende April. Frisur und Notizblock leiden gleichermaßen. &bdquo;Wir können ja reingehen“, witzelt Jan Nobbe und zeigt auf das Fachwerkhaus hinter ihm. Einen merklichen Unterschied wird das nicht machen – vom ehemaligen Heuerlingshaus aus Löhne-Gohfeld steht bislang nur das Gerüst. Aber was heißt hier &bdquo;nur“? Jan und Christoph Nobbe sind froh, dass es mit dem Wiederaufbau in Rehmerloh endlich losgeht. Ende des Jahres soll das Haus fix und fertig sein – und dann ziehen die beiden mit ihrem Trachten- und Textilmuseum ein. Dass sie das kleine historische Gebäude für diesen Zweck übernehmen würden, stand schon lange fest. &bdquo;Weit vor Corona“, sagt Jan Nobbe. Aber die Pandemie, politische Krisen und jede Menge &bdquo;Papierkrams“ – vor allem diverse Förderanträge – hätten den Prozess dann doch ein wenig hinausgezögert. Anfang 2023 war es endlich soweit: Sie ließen das Haus in Löhne abbauen (die NW berichtete). Und jetzt ist der Wiederaufbau auf dem Gelände der alten Volksschule Rehmerloh schon in vollem Gange. &bdquo;Translozierung“ lautet der Fachbegriff für einen solchen Gebäude-Umzug. Erbaut zum Ende der napoleonischen Herrschaft Neben einigen Sprüchen, die den Glauben der Menschen von früher widerspiegeln, ist auf dem bläulich-gräulichen Torbogen auch die Zahl 1813 zu lesen. &bdquo;Das ist das Baujahr“, sagt Jan Nobbe und geht durch die Tür. Für die Eheleute Schröder aus Löhne muss es damals ein ganz besonderes Jahr gewesen sein: Zum einen erweiterten sie ihren Hof um besagtes Heuerlingshaus, zum anderen konnten sie sich über das Ende der napoleonischen Herrschaft in Westfalen freuen. Das Haus, so hat Jan Nobbe herausgefunden, wurde um 1900 noch mal um ein paar Meter versetzt, weil es den Plänen der Hofbesitzer im Wege stand. &bdquo;Etwa bis Anfang der 1970er Jahre war es dann noch bewohnt“, sagt er. In den Jahrzehnten danach sei es nach und nach verfallen. Lesen Sie auch: In Kirchlengern soll das erste Trachtenmuseum der Region entstehen Das Haus ist nach Überzeugung der Nobbes wie gemacht für ein kleines Museum. &bdquo;Es handelt sich um ein Vier-Ständer-Haus mit zwei Wohneinheiten“, weiß Jan Nobbe. Ein Heuerlingshaus in einer solchen Größe sei eher ungewöhnlich. &bdquo;Häufig boten die kleinen Häuser nur Platz für eine Landarbeiter-Familie, die bei dem Bauern beschäftigt war, dem Grund und Boden gehörten – und der mit seiner Familie in einem deutlich größeren Fachwerkhaus lebte“, erklärt er. Alte Pfannen für das alte Haus Mit dem Wiederaufbau, sagt sein Mann Christoph, gehe es nun erfreulich gut voran. &bdquo;Der Boden hier ist gut, das Material auch – bislang gab es noch keine bösen Überraschungen.“ Soeben sei der Dachstuhl fertig geworden, schon bald werde ein kleines Richtfest gefeiert. &bdquo;Das ein oder andere Stück Holz musste natürlich ausgetauscht werden“, sagt er mit Blick auf gewisse Farbunterschiede im Baumaterial. &bdquo;Wenn das erst mal gesandstrahlt ist, wird man davon aber nichts mehr sehen.“ Verbaut werden auch die alten Ziegel und Pfannen für die Gefache und fürs Dach. Einige Stapel davon stehen direkt auf der Baustelle herum, &bdquo;aber wir haben noch viel mehr davon“, so Christoph Nobbe. Die beiden glauben nicht, dass sie noch neues Material hinzukaufen müssen. Im Inneren des Hauses, sagt er, sehe die Sache ganz anders aus – die Dämmung werde neueste Standards erfüllen, auch in ökologischer Hinsicht. &bdquo;Wir bauen quasi ein Haus im Haus“, sagt Nobbe und lacht. Museum wird 2025 eröffnet Bis Ende des Jahres müssen sie mit allem fertig sein, &bdquo;dann läuft die Förderung aus“, sagt Jan Nobbe. Und dann werde es auch nicht mehr lange dauern, bis sie mit ihren Trachten und Kleidern aus 250 Jahren Textilgeschichte einzögen. &bdquo;Wird auch langsam Zeit“, findet er. Im alten Klassenzimmer der Volksschule, wo ihre Exponate bislang untergebracht seien, würde es langsam eng. Wenn es dereinst so weit ist, werden sich zum ersten Mal seit langer Zeit auch wieder Kleider aus jener Epoche in dem Haus befinden, in der es gebaut wurde. Und Frisuren und Notizblöcke werden dann wohl auch nicht mehr nass.

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