Vorsorge gegen Starkregen: Kirchlengern informiert Bürger mit neuer Starkregenkarte

Kirchlengern. Viele haben die Bilder aus 2014 noch vor Augen, als Kirchlengern von Starkregen überrascht wurde. Die Straße &bdquo;Im Obrock“ war geflutet worden, vor allem die Häuser im Bereich des Markbach waren damals in Mitleidenschaft gezogen. Eine Schlammwelle hatte das Aqua Fun getroffen und das viele Wasser Teile der Technik zerstört. Seitdem hat die Gemeinde viel getan – Durchlässe erneuert, weiteren Retentionsraum geschaffen und mehr. Jetzt ist die Gemeinde noch einen Schritt weiter gegangen und hat vom Ingenieurbüro &bdquo;Bockermann Fritze“ ein Handlungskonzept zum Starkregenrisikomanagement erarbeiten sowie eine Starkregenkarte für das gesamte Gebiet von Kirchlengern anfertigen lassen (die NW berichtete). Damit können Bürgerinnen und Bürger online nun punktgenau einsehen, ob ihr Grundstück im Falle eines Starkregens geflutet würde. Und hinterfragen, ob sie für den Ernstfall gerüstet sind oder ob sie präventiv Nachbesserungen vornehmen sollten. Genau das war auch Ziel des Vorhabens, wie Michael Doemke, Fachbereichsleiter Planen, Bauen und Technische Dienste, bei der Vorstellung der Karte nun erklärte. &bdquo;Das Konzept samt Starkregengefahrenkarte ist nicht für die Schublade gedacht. Wir wollen Bürger auf Gefährdungspunkte in Kirchlengern aufmerksam machen und darauf hinweisen, wie man sich individuell schützen kann.“ Zur Erstellung der Starkregengefahrenkarte sind zwei unterschiedliche Szenarien berechnet worden: Ein außergewöhnliches Ereignis mit 45 Liter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde, wobei die Hälfte davon innerhalb weniger Minuten fällt. Das zweite Szenario geht von 90 Liter Niederschlag pro Quadratmeter innerhalb einer Stunde aus, gleichmäßig in diesem Zeitraum verteilt. Laut verschiedener Prognosen nimmt die Häufigkeit und Intensität von Wetterextremen wie Starkregen weiter zu. Um Bürger zu sensibilisieren, hat die Gemeinde alle wichtigen Informationen samt der Starkregengefahrenkarte online hinterlegt. &bdquo;Es wird erklärt, was überhaupt ein Starkregenereignis ist und worin der Unterschied zu Hochwasser besteht. Es gibt ebenso wichtige Verhaltensregeln bei Hochwasser- und Starkregengefahr wie Informationen zu Ansprechpartnern und Beratungsmöglichkeiten.“ Beim Abruf der Starkregenkarte muss nur die jeweilige Adresse eingegeben werden, weitere Erklärungen zum Lesen der Karte gibt es über die Legende und die Website der Gemeinde. Was ist überhaupt ein Starkregen? Das Risiko jedes Einzelnen bei Starkregen könne dabei natürlich ganz unterschiedlich ausfallen, wie er verdeutlicht: &bdquo;Wasser, das einen halben Meter hoch steigt, ist für einen Rollstuhlfahrer oder ein Kind bedrohlicher als für andere.“ Er appelliert an jeden, die Starkregengefahrenkarte einmal aufzurufen und zu checken, ob eine Gefahr besteht. &bdquo;Wir können nicht 6.000 Haushalte anschreiben und individuell auf Risiken hinweisen.“ Von Starkregen spricht man, wenn es in kurzer Zeit intensiv regnet. Starkregen können überall auftreten und sind meist lokal begrenzt. &bdquo;Gewitterzellen sind in etwa zehn Quadratkilometer groß“, sagt Doemke. Da man aber nie wissen könne, wann und wo ein solches Ereignis wirklich auftritt, sei Prävention gefordert. Auch deshalb, weil der Starkregen zu schnell ansteigenden Wasserständen und Überschwemmungen führt und die Wassermengen nicht mehr versickern oder von der Kanalisation aufgenommen werden könnten. &bdquo;Wir bräuchten sonst Kanalschächte so groß wie U-Bahn-Schächte“, sagt Bürgermeister Rüdiger Meier. Das Wasser fließt also nur oberflächlich ab, sammelt sich auch an Stellen, an denen üblicherweise keine Gewässer sind, und kann großen Schaden anrichten. Jeder Einzelne muss Vorsorge leisten Bürgerinnen und Bürger sollten ihr Haus und Grundstück also genau im Blick behalten und seien auch selbst in der Pflicht, Vorsichtsmaßnahmen zu treffen, betont Rüdiger Meier. Kleinigkeiten könnten dabei schon eine große Schutzwirkung haben. So könnten beispielsweise Lichtschächte an Kellerfenstern etwas höher gezogen werden, damit kein Wasser dort eindringen kann. &bdquo;Natürlich kann man nicht für jeden Fall vorsorgen. Das gehört auch zur Wahrheit dazu“, sagt er. Er wünscht sich, dass die Bürgerschaft auch die Verwaltung auf Probleme wie verstopfte Gullys und Durchlässe aufmerksam macht, wenn diese im Gemeindegebiet auftreten. &bdquo;Unsere Augen können nicht überall gleichzeitig sein.“ Weitere Informationen zu Starkregen erhalten Bürgerinnen und Bürger bei einem Informationsabend am Montag, 11. März, um 19 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses. Unter anderem wird dort genau erklärt, wie die Starkregengefahrenkarte gelesen wird. Darüber hinaus gibt es allgemeine Hinweise, um Risiken für das Eigentum einschätzen zu können und Schutzmaßnahmen zu ergreifen.

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