Beliebte Kult-Gaststätte aus Kirchlengern wird versteigert

Kirchlengern. Eine im Internet angebotene Postkarte zeugt von den guten Zeiten des Tanzlokals Klabautermann in Kirchlengern. Eine der drei Aufnahmen auf der Ansichtskarte zeigt die Kult-Gaststätte von außen, zwei weitere Fotos dokumentieren das Inventar. Zu sehen ist unter anderem eine Bar, an der sich über Jahrzehnte Nachtschwärmer aus der ganzen Region versammelt haben. Nun kommt das, was vom Klabautermann noch übrig geblieben ist, unter den Hammer. Heinz Wormingshaus lebt im Ortsteil Rehmerloh und kennt die Geschichte des Gebäudes gut. Einst ist in dem Haus ein Kolonialwarenladen betrieben worden, später wurden dort dann Schüler unterrichtet. Zwei Klassenräume habe es gegeben, sagt er. Im unteren Teil des Gebäudes habe es auch einen großen Backofen gegeben. &bdquo;Wir haben dort früher Zwetschgenkuchen gebacken“, erinnert sich Worminghaus. Anstatt Schüler zog die Immobilie an der Rehmerloher Straße dann Kneipengäste an. Laut Worminghaus’ Erinnerungen eröffnete gegen Mitte des 20. Jahrhunderts das Tanzlokal Klabautermann. &bdquo;Es sollte eine Kneipe sein, aber es war mehr ein Nachtlokal“, sagt er. Es seien immer genug Mädchen dort gewesen. Besonders lang geöffnet Die Resonanz sei augenscheinlich gut gewesen. &bdquo;Da standen die Autos bis ins Dorf. Da war immer richtig Betrieb“, erinnert sich der Rehmerloher. Ein Grund dafür sollen die langen Öffnungszeiten des Klabautermanns gewesen sein. Laut Worminghaus habe das Tanzlokal längere Öffnungszeiten gehabt als die Konkurrenz im Umkreis. &bdquo;Die anderen Läden mussten um 1 Uhr nachts schließen, der Klabautermann durfte bis 3 Uhr öffnen. Das hat den anderen Gastronomen natürlich nicht gefallen“, sagt er. Irgendwann sind dann aber auch die guten Zeiten des Klabautermanns zu Ende. Gegen Ende der 1970er- oder Mitte der 1980er-Jahre, genau kann Worminghaus es nicht mehr sagen, habe der Betrieb dann geschlossen. Was nach der Schließung bis heute in der Immobilie passiert ist, lässt sich nur schwierig rekonstruieren. Klar ist aber, dass das baufällige Haus, das laut Gutachten der Firma Krien Ingenieur Consult leer steht beziehungsweise sogar unbewohnbar ist, Ende September versteigert wird. Unter den Hammer kommen ein zweigeschossiges Gastronomie- und Wohngebäude, das teilweise unterkellert ist. Zudem verfügt die Immobilie über ein ausgebautes Dachgeschoss. Einen genauen Einblick in das alte Tanzlokal kann sich der zuständige Gutachter nicht machen. In seiner Analyse weist er darauf hin, dass das Gebäude beim Ortstermin nicht begehbar gewesen sei und man die Immobilie nur von außen angesehen habe. Gebaut wurde das Haus in den 1920er-Jahren, ein Anbau stammt jedoch aus neuerer Zeit. Das Urteil des Gutachters über den Zustand des Gebäudes fällt nicht gut aus. &bdquo;Der bauliche Zustand ist schlecht, das Gebäude ist im derzeitigen Zustand nicht bewohnbar. Es besteht ein erheblicher Unterhaltungsstau und allgemeiner Renovierungsbedarf“, heißt es. Zur Immobilie gehören auch noch zwei Grundstücke, die ebenfalls versteigert werden. Diese haben eine Größe von 1.140 sowie 56 Quadratmetern. Der Sachwert ist im Gutachten mit rund 20.000 Euro festgehalten. Warum nicht neu gebaut werden kann Doch was kann ein potenzieller Käufer mit dem Haus, das sich in einem Landschaftsschutzgebiet befindet, anfangen? Einfach die Immobilie abreißen und an gleicher Stelle einen Neubau errichten: Das dürfte laut Gutachter nicht funktionieren. &bdquo;Ein Total-Abriss zum jetzigen Zeitpunkt würde dem Wiederaufbau entgegenstehen, das Baurecht würde verwirkt und das Grundstück wäre als landwirtschaftliche Fläche einzustufen“, heißt es in dem Gutachten. Eine Instandsetzung oder Modernisierung sei unter Umständen aber möglich. Die Versteigerung findet am 27. September am Amtsgericht Bünde, Hangbaumstraße 19, statt. Beginn ist um 9 Uhr. Wem die Gebote für die alte Gaststätte zu hoch sind, der kann mithilfe der Ansichtskarte in Erinnerungen schwelgen. Im Internet wird die Postkarte zum Preis von zwölf Euro gleich auf verschiedenen Seiten zum Verkauf angeboten. Zumindest auf den Fotos ist ein kleines Stück des Kult-Lokals Klabautermann also erhalten geblieben.

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