Millionen-Investition der Glaswerke Haller aus dem Kreis Herford

Kirchlengern. Wer das Foyer der Glaswerke Haller betritt, entdeckt auf der linken Seite ein großes Schachspiel aus Glas. Vorausschauend und mit Geschick muss das erfolgreiche Unternehmen aus Quernheim auch derzeit vorgehen, um die wirtschaftlichen Herausforderungen zu meistern. Dazu gehören hohe Energiekosten, der Fachkräftemangel und der Krieg in der Ukraine. Am Standort an der Alten Quernheimer Straße wird weiter in die Zukunft investiert. Moderne Anlagen sind schon angeschafft, bald soll ein weiterer Hallentrakt folgen. Geschäftsführer Andreas Bollmann und Prokurist Ralf Krüßel sitzen in einem Konferenzraum. Um sie herum stehen zahlreiche Produkte aus Glas, die sie in Kirchlengern herstellen. Krüßel zeigt auf eine kleine Glasscheibe, die nach einem Druck mit dem Finger die Uhrzeit anzeigt. Eine Spielerei, die aber ein Signal aussendet: Glas gewinnt im Alltag der Menschen eine größere Bedeutung. Viele weitere Beispiele, die Glas mit Hightech verbinden, stehen in den Regalen. &bdquo;Wir stellen viele Produkte mit Touchsensoren her. Im täglichen Leben wird man immer wieder unsere Gläser erleben“, sagt der Prokurist. Kunden in der ganzen Welt Wer an einem Bahnhof in Deutschland steht, sieht Produkte der Glaswerke Haller: zum Beispiel an den Anzeigetafeln, die an den Bahnsteigen hängen. Aber auch für moderne Geldautomaten, die per Touchscreen bedient werden, werden Produkte aus Kirchlengern genutzt. &bdquo;Wir liefern nicht nur in eine Branche, sondern sind breit gestreut“, sagt Andreas Bollmann. Seit einiger Zeit produziert das Unternehmen auch Gläser für Pfandflaschenautomaten, die in fast jedem Supermarkt stehen. Kunden haben die Glaswerke Haller nicht nur in Deutschland. Der Hauptmarkt des Unternehmens liegt zwar in Europa, aber die Produkte werden weltweit vertrieben. Zuletzt wurde unter anderem der Ausbau des U-Bahn-Systems in Saudi Arabien unterstützt. Passagiere blicken in der Millionenstadt Dschidda auf Glas aus Quernheim. Auch die 8.500 Glaskacheln an der Decke des Flughafens Mumbai stammen aus Quernheim. Längst bekannt ist, dass hier auch das Glas für das erste Papamobil von Papst Johannes Paul II hergestellt worden ist. Immer mehr Glas wird verarbeitet Bollmann und Krüßel sind davon überzeugt, dass Glas künftig immer mehr an Bedeutung gewinnt. Der Bedarf an Produkten aus Glas als Werkstoff werde zunehmen und der in vielen Bereichen bislang verwendete Kunststoff immer häufiger durch Glas ersetzt. Die Vorteile liegen laut dem Geschäftsführer auf der Hand: &bdquo;Glas ist resistenter gegen Schmutz als Kunststoff, UV-beständig und langlebiger“, zählt er einige der Vorteile auf. Daher investieren die Glaswerke Haller in den heimischen Standort. So ist bereits ein neuer Einscheibensicherheitsglas-Ofen abgeschafft worden. Zudem soll in Quernheim angebaut werden. &bdquo;Wir planen eine bauliche Maßnahme. Das erfordert unser Wachstumskurs“, sagt Bollmann. Halle mit 1.500 Quadratmeter Größe Konkret soll eine Halle mit einer Größe von etwa 1.500 Quadratmetern entstehen. Die Baugenehmigung dafür liege bereits vor, teilt der Geschäftsführer mit. Das Gesamtinvestitionsvolumen liegt dabei in einem siebenstelligen Bereich. Zudem stellt man sich auch dem Thema Nachhaltigkeit, schließlich ist die Glasverarbeitung sehr energieintensiv. &bdquo;Das ist eine wichtige Sache und da entwickeln wir uns stetig weiter“, sagt Krüßel. Unter anderem hat die Firma ein sogenanntes Energiemanagementsystem eingeführt, um die Energieleistung am Standort besser steuern zu können. &bdquo;Die Steigerung der Energiekosten haben sich deutlich ausgewirkt. Daran kommen wir nicht vorbei, auch weil wir sehr stromlastig sind“, ergänzt Bollmann. Unter anderem ist eine Photovoltaikanlage installiert worden, zudem hat man einige Elektro-Autos angeschafft. Hohe Energiekosten sind eine Herausforderung Die hohen Energiekosten sind nur eine der Herausforderungen, denen man sich im Traditionsunternehmen in Kirchlengern stellen muss. Zu den etwa 180 Mitarbeitern sollen künftig weitere Fachkräfte hinzukommen. Dafür investiert man in die Ausbildung. Etwa zehn Prozent der Belegschaft sind Azubis, die als Flachglastechnologen, Medientechnologen, Mechatroniker oder zum Industriekaufmann ausgebildet werden. Nach eigener Aussage wird der eigene Nachwuchs in der Regel übernommen. So versucht man, die benötigten Fachkräfte aus den eigenen Reihen zu generieren. &bdquo;Denn Fachkräfte sind in den speziellen Berufen schwer zu finden“, sagt Bollmann. Wie im Schachspiel sind die weiteren Schritte, um das Unternehmen fit für die Zukunft zu machen, bereits geplant. Die Glaswerke Haller möchten Personal einstellen, aber auch die Automatisierung im Betrieb weiter vorantreiben. Die ersten Roboter haben in den Hallen schon Einzug gehalten. Damit reagiert man im Unternehmen auf die fehlenden Facharbeiter. &bdquo;Wir sind gezwungen, zu automatisieren“, sagt der Geschäftsführer – und bereitet sicherlich schon den nächsten Zug vor.

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