Kirchlengern

"Ein Foto-Schatz": Bilder vom alten Dorf kommen ins Kommunalarchiv

Martin Rottmann und Reinhard Kaase verhindern mit ihren zahlreichen Bildern, dass die bewegte Geschichte des Dorfes in Vergessenheit gerät.

1965: Der Schrankenwärter überwacht vor dem Wärterhäuschen den ordentlichen Betrieb der Schranken. Hier ist auch heute noch ein neuralgischer Punkt in Kirchlengern. | © Archiv Reinhard Kaase

24.02.2021 | 25.02.2021, 15:22

Kirchlengern/Herford. Sie haben ihr Kirchlengern geliebt, sich im Einzelnen mit vielen Bauernhöfen und Gebäuden beschäftigt, fotografiert und alte Bilder dazu gesammelt. So kamen zwei außerordentlich umfangreiche und dokumentarisch wertvolle Sammlungen durch zwei Heimatliebhaber aus Kirchlengern zusammen.

Martin Rottmann hatte sich vor etlichen Jahren intensiv mit der Geschichte der holländischen Kriegsgefangenen auseinandergesetzt und im Rahmen eines Projektes der Gesamtschule seine Ergebnisse präsentiert.

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6 Bilder
Kirchlengern: Alte Fotos der Elsegemeinde aus Privatarchiven
Alle 200 Fotos wurden von Herrn Martin Rottmann digitalisiert, auf dem Stick gespeichert und werden nun an das Kommunalarchiv abgegeben. - © Hermann Stuke
Alle 200 Fotos wurden von Herrn Martin Rottmann digitalisiert, auf dem Stick gespeichert und werden nun an das Kommunalarchiv abgegeben. | © Hermann Stuke

Martin Rottmann beobachtete aufmerksam das Verschwinden der alten Bausubstanz und fotografierte viele Bauernhöfe, Markkötter und sonstige Kotten. Zusätzlich sammelte er alte Fotos. In den ersten Wochen des neuen Jahres, in denen die Covid-19-Pandemie die Menschen in die eigene Wohnung verbannte, setzte er sich an den Computer und ordnete den etwa 200 Bildern die Anschriften und die alten Hausnummern zu. Wo es möglich war, gab er Hinweise zu den alten Gebäuden. Häufig ist zu lesen: Abgerissen! Nun gehen die Fotos und die in Listen aufgeführten Informationen an das Kommunalarchiv Herford und können Interessenten zur Verfügung gestellt werden.

Fotos aus den 60er und 70er Jahren sind ein Schatz

Reinhard Kaase stellt seine Fotosammlung von etwa 600 Bildern auf einem digitalen Speicher zur Verfügung. - © Hermann Stuke
Reinhard Kaase stellt seine Fotosammlung von etwa 600 Bildern auf einem digitalen Speicher zur Verfügung. | © Hermann Stuke

Auch Reinhard Kaase, Besitzer der bekannten Foto-Drogerie Kaase, gibt seine hervorragende Fotosammlung nach Herford. Sein Vater, Günter Kaase, hatte 1955 die Foto-Drogerie eingerichtet. Er versorgte die Menschen mit Filmen, Abzügen und Profi-Fotos, die bei besonderen Gelegenheiten wie Hochzeiten, Taufen, Konfirmationen, Einschulungen usw. gewünscht wurden.

Liebend gern fuhr er mit seinem Fahrrad durch das Dorf und fotografierte bevorzugt die alten Bauernhöfe. Gerade diese Fotos aus den späten 60er und 70er Jahren stellen einen besonderen Schatz dar. Es ist ein Blick in die soeben noch vorhandene alte Substanz Kirchlengerns.

Außerdem erhielt Günter Kaase viele alte Fotos zum Kopieren oder Vergrößern. Etliche dieser Fotos wurden bisher in Veröffentlichungen genutzt. Dieser zweite Teil des Fotoschatzes erinnert an die alte Schönheit des Bauerndorfes Kirchlengern. Auch finden sich alte Fotos zur Wallücke-Bahn und vielen historischen Ereignissen.

600 Bilder digitalisiert

Reinhard Kaase setzte sich ebenfalls in den vergangenen Monaten an den Rechner, digitalisierte etwa 600 Bilder und versah sie mit Informationen. Es gelang, einen alten Kirchlengeraner, Ernst Stühmeier, hinzuzuziehen, um weitere Einzelheiten zu den Bildern zu erhalten. Auch diese Fotos und Informationen gehen an das Kommunalarchiv.

Viele Besitzer alter Höfe oder Häuser in Kirchlengern werden, wenn sie Glück haben, im Kommunalarchiv einen Blick auf die Vergangenheit ihrer Häuser werfen können, die mittlerweile einen vollkommen anderen Anblick bieten.

Frau Sarah Brünger betreut im Kommunalarchiv Herford den Bereich des Landkreises Herford. Sie hat mit Freude die beiden USB-Sticks entgegengenommen. - © Hermann Stuke
Frau Sarah Brünger betreut im Kommunalarchiv Herford den Bereich des Landkreises Herford. Sie hat mit Freude die beiden USB-Sticks entgegengenommen. | © Hermann Stuke

Für den historisch Interessierten ergeben sich konkrete Einblicke in zahlreiche Ereignisse der Dorfgeschichte. Aktuell ist das Kommunalarchiv aufgrund der Pandemielage geschlossen, so dass Martin Rottmann und Reinhard Kaase zur Übergabe der Fotos nicht persönlich im Archiv empfangen werden konnte.

Hinter verschlossener Tür geht die akribische Arbeit jedoch weiter. Sobald das Archiv wieder öffnet und alle Fotos archiviert sind, können diese eingesehen und genutzt werden.