Radler ohne Auto steuert das Rathaus Kirchlengern an

Kirchlengern. Das Fahrrad erlebt seit Corona einen regelrechten Boom. Rüdiger Bockhorst setzt schon länger aufs Rad. Seit neun Jahren lebt er ohne eigenes Auto. Er pendelt täglich mit Rad und Bahn zur Arbeit. Und die ist nicht gerade um die Ecke: Von Häver muss er nach Gütersloh. Teilweise ist das eine ganz schön anstrengende Sache, wenn er die Fiemerstraße hoch radeln muss. Beruflich will er bald ein neues Ziel ansteuern: das Rathaus Kirchlengern. Bockhorst tritt als Bürgermeister-Kandidat für die Grünen an. Für den 60-Jährigen ist es ein Sprung ins kalte Politik-Wasser. Einen Sitz im Gemeinderat hat er noch nicht, seit Anfang des Jahres ist er im Ausschuss für Schule, Jugend, Familie und Kultur. Den Grünen ist er vor knapp einem Jahr beigetreten. Mit den Ansichten der Partei sympathisiere er schon länger, erzählt Bockhorst. Wie etwa beim Thema Ökologie. Seine Schwerpunkte bei der Kommunalwahl: Familie und Bildung, Klimaschutz und die Verkehrswende. Beruflich widmet er sich der Bildungsgerechtigkeit Vor allem das Thema Bildung ist sein Steckenpferd. Er ist Projektmanager bei der Reinhard-Mohn-Stiftung in Gütersloh, die sich der Bildungsgerechtigkeit widmet. &bdquo;Das Thema Bildungsgerechtigkeit treibt mich um. Mir geht es darum, die Qualität der Bildung zu verbessern und sie für jedermann zugänglich und möglich zu machen“, sagt Bockhorst. Die Reinhard-Mohn-Stiftung setzt etwaige Projekte in Schulen im Kreis Gütersloh, den Städten Bielefeld und Paderborn um. Bockhorst selbst hat Lehramt mit den Fächern Biologie, Sport und Pädagogik studiert und mit dem Referendariat abgeschlossen. Nach dem Studium war er in der Lehrerfortbildung tätig. Später arbeitete er als Referent und Abteilungsleiter bei der Unfallkasse NRW, wechselte danach zur Bertelsmann-Stiftung. Seit 2013 ist er Projektmanager bei der Reinhard-Mohn-Stiftung. Und hatte dadurch in seinem Berufsleben schon &bdquo;viel mit Kommunalverwaltungen zu tun“, wie er selbst sagt. Beim Namen Bockhorst müssen viele unfreiwillig an den TV Häver denken. Vater Friedhelm Bockhorst gründete den Verein, ist heute Ehrenvorsitzender. Auch Sohnemann Rüdiger war beim TV Häver aktiv, turnte und war als Sprinter unterwegs und spielte Handball. Da wundert’s nicht, dass im Wohnzimmer ein paar Turngeräte, die man sonst eher in einer Sporthalle vermutet, als Deko-Elemente dienen: Vor dem Sofa steht ein kleiner Sprungkasten aus Holz. Ansonsten fallen in seinen vier Wänden die gefüllten Bücherregale ins Auge. &bdquo;Wir lieben Bücher, vor allem Krimis“, sagt Bockhorst, auch im Namen seiner Frau Gaby. Beim Lesen könne er richtig abschalten. &bdquo;Im Urlaub lese ich schon einmal ein Buch pro Tag.“ Bockhorst will in der Politik bleiben Er sei ein absoluter Familienmensch, sagt der vierfache Vater über sich selbst. Festes Mitglied der Familie ist Hündin Marta (6). &bdquo;Sie ist unser dritter Hund aus einer Tierrettung“, sagt Bockhorst, der seine Freizeitzeit gerne im Kreise der Familie verbringt. Und auch in seinem weitläufigen Garten. Dort befindet sich der eine oder andere Nistkasten für Vögel. Der Wahlkampf geht langsam in die heiße Phase. Auf Diskussionsrunden, die sonst vor einer Wahl stattfinden, mussten die Wähler bislang verzichten. Wegen Corona, natürlich. Bockhorst hätte in diesem Rahmen weiter auf sich aufmerksam machen können. &bdquo;Ich bin auch eine ,Rampensau’, stehe gerne auf der Bühne.“ Er geht nun mehr in die Offensive, die Kirchlengeraner haben Post von ihm bekommen. Er hat sein Wahlprogramm verschickt. So oder so, die Politik hat sein Interesse geweckt. Und er will – egal wie die Kommunalwahl ausgeht – in der Politik aktiv bleiben und die Grünen-Themen voranbringen. Wie etwa Familie, Bildung und das Zusammenleben. So legt sich Bockhorst bei der Frage nach seinem Lieblingsort schnell fest: zwischen dem Pavillon Häver und der dortigen Kita. Dieser Ort spiegele genau wider, was ihn politisch antreibt: auf der einen Seite das Gemeinsamkeitsgefühl beim Sport, auf der anderen Seite die Familie beziehungsweise Bildung. Als passionierter Radfahrer hätte er beim Foto auch sein Drahtesel dabei haben können. Ab Ende September will Bockhorst seinen Arbeitsweg deutlich verkürzen: Statt nach Gütersloh soll es dann ins Rathaus Kirchlengern gehen. Die Fiemerstraße würde er trotzdem weiter hochradeln müssen.

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