Kirchlengern

Wie sinnvoll sind Computer ab der 1. Klasse?

In Kirchlengern sollen schon Grundschüler mit Tablets ausgestattet werden. Nicht alle Experten sind von der Idee überzeugt.

Bald beginnt die Schule für den Fünfjährigen Loius. Ein Tablet wird ganz selbstverständlich dazugehören. | © Myriam Domke-Feiner

16.07.2020 | 16.07.2020, 14:00

Kirchlengern. Der Schulausschuss und der Gemeinderat haben sich in den jüngsten Sitzungen dafür ausgesprochen, dass alle Grundschüler in Kirchlengern mit Tablets ausgestattet werden. Gemeint sind wirklich alle Schüler – beginnend mit der Klasse eins.

Wie sehen das die Schulen selbst? Gibt es Konzepte? Macht ein solch früher Einsatz von digitalen Medien Sinn oder schadet er vielleicht sogar? Diese Fragen haben die Schulleiterinnen der beiden Grundschulen sowie ein Elternvertreter gegenüber der NW beantwortet.

Birgit Schwidde-Koebke leitet seit vielen Jahren den Grundschulverbund Elseaue. Auf anfängliche Skepsis folgte die Erkenntnis, dass eine frühe Heranführung an digitale Medien richtig und wichtig sei. „Corona hat uns gezeigt, dass der Kontakt zu einigen Kindern mangels digitaler Geräte nicht ausreichte. Dadurch wurde die Möglichkeit, den Unterricht nachzuhalten, erschwert.“

Medienbeauftragte in Kirchlengern und Südlengern

Selbst ohne diese besondere Zeit spräche aus Sicht der Pädagogin einiges für einen Einsatz von Tablets im Unterricht. Ein Medienkonzept bestehe schon seit Jahren, zunächst für den Einsatz von PC’s. Dieses wurde nun für die Nutzung von Tablets erweitert.

Für beide Standorte, Kirchlengern sowie Südlengern, gibt es Medienbeauftragte, die per Teamteaching das Kollegium unterstützen. „Viele junge Schüler nutzen die digitalen Medien privat als Spielzeug. Eine Begleitung aus pädagogischer Sicht und die Vermittlung von Lerninhalten sind daher umso wichtiger. Ein Tablet kann eben auch als Lernmittel eingesetzt werden“, sagt die Expertin. Dafür, dass jeder Schüler ein eigenes Tablet bekommen soll, spricht laut Schwidde-Koebke, „dass nur dann die Geräte mit nach Hause genommen werden können“.

"Uns fehlt noch der konkrete Plan"

Die Schulleiterin der Grundschule Stift Quernheim, Nicola Holtgräwe, begegnet dem Thema etwas verhaltener. Die Notwendigkeit einer Digitalisierung sieht sie schon, für die Umsetzung wünscht sich die Pädagogin jedoch noch etwas Zeit. „Wir haben auch ein Medienkonzept. Für einen regelmäßigen Einsatz im Unterricht ab Klasse eins fehlt jedoch noch der konkrete Plan. Wir werden uns da herantasten und das Konzept weiterentwickeln“, sagt die Pädagogin.

Der Schulpflegschaftsvorsitzende der Grundschule Kirchlengern, Jens Heidenreich, hält den Einsatz von digitalen Medien für Erstklässler für verfrüht: „Ich halte es für sinnvoll, Schüler ab der dritten Klasse mit eigenen Tablets auszustatten. In der ersten Klasse sind ganz andere Themen wichtig“, sagt er.

Wer nun glaubt, dass wirklich alle Schüler in Kirchlengern Tablets zum Lernen bekommen, der irrt sich. An der weiterführenden Schule in Kirchlengern, der Erich-Kästner-Gesamtschule, wird es keine Geräte von der Verwaltung geben. Da diese Schule verwaltungstechnisch zu Bünde gehört, werden die Fünft- bis Zehntklässler hier leer ausgehen.