Lippinghausen. Eine Kette mit dem Schild „Zutritt verboten" versperrt die Treppe ins Obergeschoss im Haus des Bürgers. Dort befinden sich seit ungefähr sechs Jahren die Räumlichkeiten der AWO Lippinghausen und des Heimatvereines. Oben stößt man auf verschlossene Türen. Nur wenige Personen haben einen Schlüssel. Eine davon ist die Lippinghauser AWO-Vorsitzende Bärbele Meyer zur Heide.
Hinter der Glastür führt ein Gang zu verschiedenen Besprechungsräumen. Die Türen sind mit Nummern beschriftet. Vor dem Raum Nummer drei stoppt Meyer zur Heide und zückt erneut einen der Schlüssel. Hinter der Holztür verbirgt sich ein weiterer Tagungsraum. Nichts Außergewöhnliches.

Zielstrebig geht sie an dem langen Sitzungstisch vorbei. Links in der hinteren Ecke des Raumes liegt unscheinbar eine weitere kleine Tür. Sie führt in ein spitz zulaufendes Kämmerchen. An den Wänden hängen Regale. Eine Transportkarre nimmt den größten Raum ein. Dahinter liegt versteckt die alte Weihnachtsdeko. Putzutensilien stehen sorgfältig verstaut in der Ecke. Auf den ersten Blick eine ganz gewöhnliche Abstellkammer. Aber hier verbergen sich alte nostalgische Schätze, die die Vereinsgeschichte der letzten Jahrzehnte erzählen.
Ein Kassettendeck aus den 80ern, ein altes Mischpult, ein alter Plattenspieler aus den 70ern mit dem dazugehörigen Verstärker. Die Musikanlagen in dem Regal entführen in die Zeit der Miniröcke, hochtoupierten Frisuren, Schlaghosen und Schulterpolster. „Die Anlagen sind schon vor einer Weile verstummt. Aber früher haben wir damit bei den AWO-Feiern für gute Stimmung gesorgt", erklärt Bärbele Meyer zur Heide.
Zur Serie
NW-Mitarbeiterin Isabelle Helmke stellt einmal in der Woche einen verborgenen Raum aus der Großgemeinde vor, Orte, die sonst verschlossen oder nur wenig bekannt sind. Wenn Sie persönliche Erinnerungen haben und Anregungen geben möchten, schreiben Sie uns per E-Mail an hiddenhausen@nw.de.Zum zweiten Teil der Serie geht es hier.
Ob der alte Saphir noch funktionstüchtig ist? „Die Anlagen funktionieren noch. Irgendwann wurden sie aber von CDs und Computer abgelöst. Wir haben sie aber trotzdem alle aufbewahrt", sagt Meyer zur Heide und greift zu einer der großen Plattenhüllen und zieht eine der schwarzen Kultscheiben heraus. Die Musiksammlung trifft verschiedene Geschmäcker und reicht über eine Interpretation des russischen Volksliedes Kalinka, über den britischen Schlagersänger Roger Whittaker bis hin zur deutschen Hitparade. Auch beide Kassettenkoffer sind mit Musikbändern gefüllt. „Damals hat jeder einfach immer etwas mitgebracht, was ihm gefällt. So ist diese große Sammlung entstanden", so Meyer zur Heide.
Neben den musikalischen Erinnerungsstücken haben auch einige der anderen Gegenstände in der Kammer einen nostalgischen Wert und erzählen eine Geschichte. Der alte Plastikweihnachtsbaum geht auf die erste gemeinsame Weihnachtsfeier der Lippinghauser AWO vor mehr als 30 Jahren zurück. „Wir wollten damals unbedingt einen Baum haben. Im Baumarkt gab es ein Angebot und wir haben diesen Kunstbaum erworben. Er hat sich lange gehalten und wird bis heute alle Jahre wieder aufgestellt. Bei uns hat er Kultstatus."
Die alten Bierkrüge im Regal sind Utensilien der Theatergruppe des Heimatvereins und kamen bei einem der Stücke zum Einsatz. Auch das Landschaftsgemälde in dem goldenen Rahmen gehörte einst zu einem Bühnenbild. Der Erinnerungswert dieser alten Gegenstände verleiht ihnen Besonderheit. Was auf den ersten Blick vielleicht wie wertloser Trödel aussieht, hat für die Vereinsmitglieder hohen Erinnerungswert.