Zweifache Krebs-Diagnose mit 23: Hiddenhauser Musiker ist nun komplett krebsfrei

Hiddenhausen. Am 1. April dieses Jahres ging es zum Arzt, einen Tag später zum MRT und noch einen Tag später für eineinhalb Wochen ins Krankenhaus. &bdquo;Da ging es schon nicht mehr um die Frage, ob ich Krebs habe, sondern nur noch um die Frage, um welche Form es sich handelt“, erzählt Frederik Bulthaup am Telefon. Die Diagnose sei ein Schock gewesen, sagt der 23 Jahre alte Musiker und Musikproduzent. Inzwischen gibt es aber die gute Nachricht: &bdquo;Ich bin komplett krebsfrei.“ 23 sei kein Alter, in dem jemand an Krebs denke. Angefangen hatte es mit Schulterschmerzen nach seinen Auftritten als Musiker beim Zirkus Roncalli, dann kamen die Schmerzen nach dem Genuss auch der kleinsten Menge Alkohol. Dazu kam eine Verdickung im Schulterbereich. Die zeigte er seiner besten Freundin. &bdquo;Die war in der Endphase ihres Medizinstudiums und die riet dazu, das von einem Arzt abklären zu lassen. Also suchte ich mir in Hannover einen Hausarzt und bekam gleich beim ersten Termin die Krebsdiagnose“, sagt Bulthaup. Dessen Musiklabel &bdquo;FBM Music Production Group“ ist noch immer in Eilshausen beheimatet, wenn sich auch Büros und zwei Tonstudios in Hannover befinden. Behandlung in der Medizinischen Hochschule Hannover Zur Diagnose Hodgkin-Lymphom, also Lymphdrüsenkrebs, kam dann die zweite Diagnose Schilddrüsenkrebs. &bdquo;Das sind zwei unterschiedliche Krebsarten, die unwahrscheinlicherweise gleichzeitig in einem eigentlich viel zu jungen Körper aufgetreten sind. Es war also kein Krebs, der gestreut hatte“, sagt Bulthaup. Der Großteil der Behandlung sei im Krankenhaus der Medizinischen Hochschule Hannover erfolgt, einige Male sei er auch im Lukas-Krankenhaus in Bünde gewesen, immer wenn es Komplikationen während seiner Aufenthalte im Elternhaus gegeben habe. Die Schilddrüse wurde inzwischen entfernt, die 14-wöchige Chemotherapie war erfolgreich, der Lymphdrüsenkrebs ist geheilt. Seit einigen Wochen ist Bulthaup wieder zurück in seinem Musiklabel, aber noch lange nicht wieder fit. &bdquo;Ich versuche, jeden Tag eine halbe Stunde spazieren zu gehen oder Sport zu machen“, erzählt er, wobei Sport im Moment für ihn heiße, ein paar Mal hintereinander vom Stuhl aufzustehen. Auch geistig sei er noch nicht ganz wieder auf der Höhe: &bdquo;Aber es wird besser.“ Bis zur Diagnose habe er sich mit im Rückblick fast banal anmutenden Fragen – welchen Auftritt sagt man zu, welchen nicht – beschäftigt. Das habe sich mit der Diagnose schlagartig geändert. &bdquo;Ich lebe mit meinem Label meinen Traum und habe Jahre gebraucht, um mein Baby dahin zu bringen, wo es jetzt ist“, sagt er. Nach der Diagnose sei es plötzlich um existenzielle Fragen gegangen, vor allem darum, das Label über die Zeit seiner Behandlung zu retten. Auch interessant: Eilshauser Teenie schreibt Liebeslieder Existenz des Labels stand auf der Kippe &bdquo;Es ging dabei nicht nur um mich, denn inzwischen sind 13 Mitarbeitende im Team, die mir im Management oder bei organisatorischen Fragen helfen und für deren Jobs ich verantwortlich bin.“ Dazu kommen freie Fotografen und Videokünstlerinnen und -künstler. Zu den Personalkosten kommt die Raummiete. Es gebe also gewaltige Fixkosten, sagt Bulthaup. Hauptgeschäft des Labels FBM ist die Musikproduktion für andere Künstlerinnen und Künstler. &bdquo;Die kommen zu mir, weil sie genau meinen Sound wollen“, sagt Bulthaup, der sich als Firmeninhaber für seine Studiozeit keinen Stundensatz berechnet. Für die Zeit seiner Erkrankung fanden sich zwar drei Ersatzproduzenten. Zwar hätten einige seiner Stammkunden ihre Produktionen zurückgestellt, um auf Bulthaups Rückkehr an die Regler zu warten, andere hätten ihm jedoch das Vertrauen entgegengebracht, dass die von ihm vorgeschlagenen Produzenten schon die Richtigen sein werden. Lesen Sie auch: Hiddenhauser mit Circus Roncalli unterwegs Das habe auch funktioniert, aber natürlich hätte er die Gastproduzenten im Gegensatz zu sich selbst bezahlen müssen, und das habe Zusatzkosten produziert. &bdquo;So stand die Existenz des Labels wirklich auf der Kippe“, sagt er, denn für Einzelunternehmer wie ihn werde es immer schwierig, wenn sie lange nicht arbeiten können. Tour mit Cascada musste Bulthaup absagen Und dann geschah das Wunder: Der Hannoveraner Musiker Tim von Kietzell alias &bdquo;Timbo“ rief eine Online-Spendenkampagne auf der Online-Plattform &bdquo;GoFundMe“ ins Leben. Unterstützung kam auch vom Gospelchor Injoy, vom Oetinghauser Gospelchor &bdquo;Good News“ und vom Ravensberger Gymnasium, seiner ehemaligen Schule, wo er mit seinem Team bis heute für den guten Ton bei den Konzerten sorgt. &bdquo;Ich freue mich, dass ich in diesem Jahr wieder beim Weihnachtskonzert dabei sein kann, auch wenn ich nach der Schilddrüsen-OP noch nicht schwer heben darf.“ Auch interessant: Musikproduzent nimmt Weihnachtslied in Corona-Zeit auf Alles zusammen genommen seien rund 20.000 Euro an Spenden zusammengekommen. &bdquo;Die sind weg, komplett in der Firma. Die ist gerettet – und das auch, weil meine Mitarbeitenden meinen Ausfall aufgefangen haben und immer noch auffangen. Denen kann ich gar nicht dankbar genug sein“, sagt Bulthaup. Doch nicht nur für den Produzenten, sondern auch für den Musiker bedeutete die Zwangspause einen herben Einschnitt. &bdquo;Ich bin einer der Keyboarder von Cascada und wäre bei der großen Festival- und Arenatour dabei gewesen.“ Sängerin Natalie Horler habe ihm signalisiert, dass er in Zukunft wieder dabei sein werde. Ähnliche Signale habe es auch von anderen Musikerinnen und Musikern gegeben, mit denen er zusammenarbeite. Als Musiker sei er breit aufgestellt, sagt Bulthaup, von Pop-Konzert bis Zirkus Roncalli sei alles möglich. Gutes Gespür für aktuelle Trends Mit seinem Label unterstützt er Musikerinnen und Musiker bei allen Produktionsprozessen, vom Songwriting über die Aufnahme bis hin zu Marketing. &bdquo;Teilweise schreibe ich die Songs auch mit, und ich glaube, dass ich ein gutes Gespür für die aktuellen Trends in der deutschen und internationalen Popmusik habe“, sagt Bulthaup, der die FBM Music Production Group 2019 als Ein-Mann-Projekt für sein erstes Album &bdquo;Screenshot“ gründete und seither behutsam ausgebaut hat. Nach überstandener Krankheit kann es nun wieder weitergehen.

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