Einzigartig in OWL: In Hiddenhausen könnte aus altem Speisefett Biodiesel werden

Hiddenhausen. Altes Frittenfett und Co. könnten in Hiddenhausen künftig der Energiegewinnung dienen. Im Umweltausschuss der Kommune wird den Lokalpolitikern bald ein entsprechendes Konzept vorgestellt, mit dem die Gemeinde eine Vorreiterrolle in OWL einnehmen würde. Hand aufs Herz: Die meisten Hobbyköche dürften nach der Kotelett-Brutzel-Orgie die Fettreste aus der Bratpfanne wohl einfach in der Spüle kippen. Wasser an und tschüss. Und wohin mit dem Öl aus der Thunfischdose? Das dürfte in vielen Fällen denselben Weg nehmen: ab in den Ausguss. Doch das kann zu Problemen führen, wie man auch im Hiddenhauser Rathaus weiß: &bdquo;Mehr als die Hälfte aller in den Haushalten anfallenden Altspeiseöle werden über den Abfluss entsorgt. Sie belasten das Abwasser und führen dazu, dass die Kosten für Kanalreinigung und die Kläranlagen stetig steigen“, heißt in einer Vorlage für Umweltausschuss, der das nächste Mal am 25. Februar, tagt. Auch interessant: Abwassersystem in Hiddenhausen: Straßen müssen aufgerissen werden So entsorgt man Brat- und Frittierfett richtig Alternative Speisefettentsorgung kostet Hiddenhausen nichts Eine mögliche Lösung des schmierigen Dilemmas, die in der kommenden Woche dann auch der Lokalpolitik vorgestellt werden soll: Das Altspeisefett könnte – anstatt die Abwasserkanäle zwischen Schweicheln und Eilshausen zu verstopfen – auch gesammelt und zu Biodiesel weiterverarbeitet werden. Bereits im Dezember hatte Albert Bechtoldt, Vertriebsleiter der Münzer Deutschland GmbH, der Verwaltung in Hiddenhausen die dahinterliegende Idee nähergebracht. Das Unternehmen – Münzer (rund 700 Mitarbeiter weltweit) hat seinen Stammsitz in Österreich – beschäftigt sich unter anderem mit der Entsorgung und Verwertung von flüssigen Abfällen gerichtet. &bdquo;Wir sehen uns als Vorreiter für die Kaskadennutzung von Abfall- und Reststoffen durch die Weiterverarbeitung zu erneuerbarer Energie“, heißt es auf der Firmenhomepage. Der Kontakt nach Ostwestfalen kam nach Angaben von Hiddenhausens Umweltamtschef Volker Braun über einen Bürger zustande, der auf einer Fachmesse auf einen Stand der Firma – und somit die alternative Speisefettentsorgung – gestoßen war. Braun schloss sich mit Münzer kurz. Wie seine Rathauskollegen sei er von der späteren Konzeptvorstellung begeistert gewesen. Zumal: Die ganze Angelegenheit kostet die Kommune keinen Cent. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford So kommt altes Speisefett in die Sammelcontainer Für die Bereitstellung und Aufstellung von entsprechenden Sammelcontainern (Fassungsvermögen 240 Liter) im Gemeindegebiet kommt Münzer auf, ebenso für die turnusmäßige Leerung der Behältnisse. &bdquo;Für uns entstehen also auch keine Folgekosten. Wir sind aktuell in der Abstimmung, wo in Hiddenhausen solche Punkte eingerichtet werden können. Wir würden gerne zehn Standorte einrichten, wären bislang die Einzigen, die sich aus OWL an der Sache beteiligen“, so der Leiter des Umweltamtes. Wie Münzer auf seiner Webseite ausführt, sei Altspeisefett mehr als nur Abfall – sondern &bdquo;eine wertvolle Ressource zur Energiegewinnung“. Untermauert wird das Ganze mit interessanten Zahlen. So könnten aus einem Kilo Altspeisefett die gleiche Menge an Biodiesel gewonnen werden. Das wirke sich positiv auf die Klimabilanz aus. Ziehe man einen Vergleich zu herkömmlichem fossilen Diesel, würden drei Kilo Kohlenstoffdioxid eingespart. Und läuft die Entsorgung genau ab? Laut Münzer würden sich für den Transport zur Sammelstelle am besten – wen wundert’s – ausgediente Ölplastikflaschen oder Speiseölkanister eignen. Glasbehältnisse sollten nicht verwendet werden. Wichtig: Vor dem Abfüllen sollte das gebrauchte Speisefett abkühlen. Die gut verschlossenen Behältnisse können Bürger dann an einer speziellen Sammelbox des Unternehmens – die es dann bald möglicherweise auch in der Großgemeinde gibt – entsorgen. Der Durchmesser der Öffnungen der Container beträgt 19 Zentimeter. Lesen Sie auch: Wilder Müll bleibt ein Problem: Container-Kontrolle bleibt eine Möglichkeit Welches alte Öl und Fett in die Sammelcontainer darf In den Boxen entsorgt werden können Butter, Schmalz, Margarine, altes Speiseöl und -fett, verdorbenes und abgelaufenes Öl sowie Öl von eingelegten Lebensmitteln. Daraus wird dann – laut Münzer – &bdquo;hochwertiger Biodiesel“ hergestellt. Nicht in die Sammelbehälter dürfen Alt- und Mineralöle, Mayonnaise, Saucen und Dressings, Chemikalien und sonstige Abfälle und Flüssigkeiten gefüllt werden. In mehreren Kommunen in NRW (etwa in Remscheid und Wuppertal) und Hessen gibt’s schon Münzer-Sammelstellen. Und bald wohl auch in Hiddenhausen.

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