Nach RTW-Unfall im Kreis Herford: Dieser Sprinter steht besonders oft in der Kritik

Herford. In den vergangenen Jahren wurden in Deutschland immer wieder Fälle bekannt, in denen Rettungswagen (RTW) ihre Hinterreifen verloren haben, auch im Kreis Herford. In den meisten Fällen waren Mercedes Sprinter der verschiedenen Fünf-Tonnen-Klassen betroffen, deren Hinterreifen zwillingsbereift sind. Warum? Ulrich Cimolino ist seit 1981 bei der Freiwilligen Feuerwehr, seit 1997 kommissarischer Abteilungsleiter Technik und seit 2006 Branddirektor in Düsseldorf. Er ist zudem amtlich bestellter Sachverständiger vor Gericht zu Fragen der Beschaffung von Technik und zur Klärung taktischer und technischer Fragen im Einsatz. In einer Abhandlung zur Problematik hat er sich mit den Gründen befasst, die zum Verlust der Zwillingsbereifung führen könnten. &bdquo;Schon in den Medien fällt auf, dass sich die Meldungen häufen, wenn üblicherweise der Wechsel von Sommer- auf Winterreifen und umgekehrt anstehen“, so der Sachverständige. Häufig nach Radwechsel von Sommer- auf Winterreifen Meist würde direkt ein Sabotageverdacht geäußert. Bisher sei ihm aber kein Beleg dafür bekanntgeworden. Stattdessen gebe es eine ganze Reihe von technischen Gründen, die zum Reifenverlust führen können. Im Verhältnis scheinen sich während der Fahrt mehr linke als rechte Räder selbstständig zu machen. Das liege, so Cimolino an der üblichen Fahrtrichtung der Räder sowie an den Gewinderichtungen der Radmuttern beziehungsweise der Radschrauben und der Physik beim starken Beschleunigen. Lesen Sie auch: Rettungswagen verliert im Einsatz Reifen: Winterreifen vor Wochen aufgezogen In der Formel Eins würden daher auf der linken Fahrzeugseite Rechtsgewinde, und auf der rechten Seite Linksgewinde verwendet, damit sich die Schrauben beziehungsweise Muttern nicht durch die Masseträgheit lösen. Formel 1-Technik empfehlenswert Nun seien RTW zwar keine Rennwagen, allerdings werden sie im Verhältnis zu normalen Transportern oder gar Wohnmobilen deutlich stärker durch Beschleunigungs- und Bremsvorgänge sowie scharfen Kurvenfahrten im Fahrwerk insgesamt belastet. &bdquo;Soweit bisher bekannt ist, sind es technische Gründe im Rahmen von Radwechseln beziehungsweise Arbeiten an der Bremsanlage oder Achse mit dadurch bedingtem Abnehmen der Räder“, sagt der Sachverständige weiter. In einigen Fällen wurden offensichtlich die Kontaktstellen am Radträger, der Achse oder der Felgen, nicht ausreichend gesäubert, sodass die Radmuttern zwar ausreichend fest angezogen worden seien, sich nachfolgend aber Rost bilden konnte, der sich nach einigen Wochen danach löst und damit der sichere Halt nicht mehr gegeben ist. Die Muttern und Schrauben können sich dann weiter lösen, bis das ganze Rad abfällt. Gefahr, wenn Rost sich löst &bdquo;Es gibt Berichte über innen komplett verrostete und damit zerstörte Gewindegänge der Radbolzen im Radträger, hier muss je nach Bauart der Radbolzen beziehungsweise der Radträger ersetzt werden“, sagt Cimolino. Auch seien in einigen Fällen von Radverlusten nach einem Felgentausch offenbar Felgen aus einer älteren Baureihe verwendet worden, die ein anderes Maß in der Felgendicke und deren Lochung gehabt hätten. Hier sei zu beachten, dass im Laufe eines Produktionszyklus die Felgenstärke oder Ähnliches mehrfach ändern könne. Und auch die Anzugsdrehmomente sind den Vorgaben des Herstellers penibel einzuhalten, denn sie sind, je nach Modell und Baujahr, unterschiedlich und liegen zwischen 180 und 240 Newtonmetern. Werde mit zu geringem Anzugsmoment angezogen, so kann sich die Schraube oder Mutter lösen, bei zu hohem Anzugsmoment kann entweder die Schraube oder der Stehbolzen abreißen, oder aber das Gewinde beschädigt werden. Auch interessant: Rettungswagen verliert Reifen im Kreis Herford: Kreis reagiert auf technischen Defekt Drehmoment und Nachziehen wichtig Nicht zu vergessen sei auch, dass nach einem Reifenwechsel nach 50 Kilometern die Schrauben nachgezogen werden müssen. Experten raten weiterhin dazu, dies auch nach 200 gefahrenen Kilometern noch einmal zu tun. &bdquo;Beim Wechsel der Felgen auf neue, oder auch nur lackierte Felgen muss zum Beispiel beim Sprinter der Baureihe 906 nach 1000 bis 5000 Kilometern eine weitere Kontrolle erfolgen, weil sich hier beispielsweise die Lackschichtdicken durch Alterung ändern könnten“, so der Sachverständige. Auf NW-Nachfrage teilt die Pressestelle von Mercedes Benz mit, dass vergangene Fälle auf Wartungsmängel und fehlerhafte Reparaturen beziehungsweise der Nicht-Einhaltung der Herstellervorgaben zurückzuführen seien. &bdquo;Aus technischer Sicht empfehlen wir die genaue Einhaltung der Mercedes Benz-Herstellervorgaben gemäß Werkstatt-Informationssystem“, teilt Pressesprecherin Diana Boch schriftlich mit. Wie berichtet wurde im Kreis Herford auf einen Vorfall, bei dem ein RTW nachts während einer Einsatzfahrt die hinteren Zwillingsreifen auf der linken Seite verloren hat, reagiert. Alle Einsatzfahrzeuge wurden einer Prüfung unterzogen, ein spezielles Sicherheitssystem an den Radmuttern verbaut. 📱News direkt aufs Smartphone: Kostenloser WhatsApp-Kanal der NW Kreis Herford

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