Neue Denkmäler: Zwei Frauen aus Hiddenhausen schrieben Geschichte

Hiddenhausen. &bdquo;So voll habe ich den Ratssaal schon lange nicht mehr gesehen.“ Mit diesen Worten eröffnete Bürgermeister Andreas Hüffmann die Feierstunde zur Eröffnung der Frauen-Orte für Dörle Meier und Christel Schikowski. Neben zahlreichen Angehörigen der beiden Bundesverdienstkreuz-Trägerinnen waren auch Vertreter aus Politik und ehemalige Weggefährten gekommen, um die außergewöhnlichen Verdienste von Meier und Schikowski zu würdigen, die sich über viele Jahre in der Gemeinde auf verschiedenste Weise engagiert hatten. Vor drei Jahren sei im Frauenrat NRW die Idee entstanden, &bdquo;etwas für die Sichtbarkeit der Frauen im Land zu tun“, sagte Murielle Guéguen, Vorsitzende des Frauenrats NRW. &bdquo;Wir haben gehofft, in den Kommunen Menschen zu finden, die diese Initiative mittragen. Unsere Erwartungen wurden übertroffen. Ich bin überwältigt von der Resonanz hier heute“, sagte Guéguen. Das Projekt Im Oktober vergangenen Jahres wurde der erste Frauen-Ort eröffnet, bis Ende kommenden Jahres soll es 52 Frauen-Orte in NRW geben. Dörle Meier und Christel Schikowski seien Nummer 23 und 24, so Guéguen. &bdquo;Das reicht aber nicht, um zu repräsentieren, was Frauen in NRW geleistet haben“, betonte die Vorsitzende des Frauenrats und ergänzte: &bdquo;Wir wünschen uns, das Projekt fortzuführen. Die Gesellschaft wird davon profitieren.“ Lesen Sie auch: Zwei Frauen aus Hiddenhausen schrieben in NRW Geschichte Es sei höchste Zeit, dass Frauen in der Geschichte des Landes wahrgenommen werden. &bdquo;Unser Handeln heute wird unser Morgen prägen“, zitierte Guéguen einen Satz von Dörle Meier. Diese Denkmäler nicht nur im Museum, sondern im Alltag zu sehen, sei ein geschlechtergerechter Beitrag zur Erinnerungskultur, so Guéguen. Der Frauenrat verbindet seit 55 Jahren verschiedene Organisationen, die sich für mehr als zwei Millionen Frauen starkmachen. Das Leben von Dörle Meier Doris Heinrich, Tochter von Dörle Meier und ihre Enkelin Dorina Henkenjohann erinnerten sich an ihre Mutter beziehungsweise Uroma, als eine außergewöhnlich starke und mutige Frau mit viel Sinn für Humor, mit der sie viele wunderbare Geschichten und Erinnerungen verbinden. &bdquo;Die schönen Geschichten überwiegen“, sagte Doris Heinrich. So habe ihre Mutter, die erst mit 50 Jahren den Führerschein gemacht hatte, es mit ihrem bayerischen Charme geschafft, einen Polizisten davon zu überzeugen, ihr keinen Strafzettel auszustellen. Für die Familie sei ihrer Mutter nichts zu viel gewesen. &bdquo;Sie hat für uns Kinder Tagebücher mit dem Titel ’Meine Herbstjahre’ geschrieben. Ich habe sie alle gelesen, da stand nichts Negatives drin, sie hat nur positive Stimmung auf das weiße Papier gebracht“, erinnerte sich Heinrich. Ihren Dank richtete sie an die Gleichstellungsbeauftragte der Gemeinde, Andrea Stroba, die das Projekt in Hiddenhausen initiiert hatte. Oma Dörle sei erfüllt gewesen von der Leidenschaft für das Ehrenamt, sagte Dorina Henkenjohann. So sei schon 1956 als erste Frau für die SPD in den Lippinghauser Rat gewählt worden und habe sich in der AWO und als Schöffin engagiert. &bdquo;Sie hat sich immer mit Empathie und klarem Verstand für Gerechtigkeit eingesetzt und war für mich eine unglaublich inspirierende Uroma. Sie hat uns gezeigt, welchen Mehrwert das Ehrenamt hat“, so Henkenjohann, für die ihre Uroma ein großes Vorbild war. &bdquo;Ihre Kreativität lebt in der Familie weiter, ihr Sinn für Humor, ihre Großzügigkeit und Unvoreingenommenheit bleiben unvergessen.“ Das Leben von Christel Schikowski Auch Christel Schikowski, 1917 in Sensburg in Ostpreußen geboren, war es zeitlebens ein wichtiges Anliegen, anderen Menschen zu helfen, vor allem denjenigen, denen es nicht so gut ging. Dabei stand sie selbst auch nicht immer auf der Sonnenseite des Lebens. So musste sie mit ihren drei kleinen Kindern und ihrer Mutter nach dem Krieg unter zum Teil dramatischen Umständen aus Ostpreußen flüchten, der jüngste Sohn starb auf der Flucht, Schikowski selbst war schwanger. Über Bünde kam sie nach Hiddenhausen, engagierte sich im Bund der Vertriebenen und gründete den AWO-Ortsverein Hiddenhausen mit. &bdquo;Als Dahergelaufene habe sie sich schnell einfügen müssen“, erinnerte sich Schikowskis Sohn Klaus-Ulrich Pustlauk, selbst viele Jahre in der AWO aktiv, in einem Rückblick an die Worte seiner Mutter. Diese zog ihre Kinder alleine groß und arbeitete von 1964 bis zu ihrem Ruhestand als Lehrerin im Schuldienst in Bünde. Das Lebenswerk sichtbar machen An der Wiederbelebung der AWO 1967 war die leidenschaftliche Sängerin ebenfalls maßgeblich beteiligt. Sie rief zahlreiche Gruppen ins Leben und war bis zu ihrem Tod im Juli 1999 Vorsitzende der AWO. Zudem war sie langjähriges Mitglied der SPD, viele Jahre im Gemeinderat aktiv und auch an der Gründung des Verkehrsvereins 1983 beteiligt. Die in der Feierstunde von den Angehörigen enthüllten Erinnerungstafeln werden künftig an der Maschstraße und am Rathausplatz an die beiden Frauen erinnern und ihr Lebenswerk sichtbar machen.

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