Blick auf die Baustelle: Wie lernt es sich in einer Schule, in der an allen Ecken gebaut wird?

Hiddenhausen. Für maximal 140 Schülerinnen und Schüler ist das Johannes-Falk-Haus einst konzipiert worden. Das war im Jahr 1978. Durch einen Erweiterungsbau konnte die Kapazität auf 220 aufgestockt werden. Doch die derzeitigen Zahlen lassen die Schule aus allen Nähten platzen, mittlerweile besuchen 345 Mädchen und Jungen die Einrichtung. Der Baukörper ist damit längst an seine Grenzen gekommen. Der Altbestand des Johannes-Falk-Hauses wird daher umfangreich saniert und erweitert. Schulleiter Axel Grothe und die Architektin des Kirchenkreises Herford, Judith Seeberg, haben den Mitgliedern des Schulausschusses im Kreis Herford vor Ort den aktuellen Stand der Arbeiten gezeigt und erklärt: &bdquo;Warum es wichtig und richtig ist, dass hier gebaut wird“, so Grothe. Das Johannes-Falk-Haus (JFH) ist die einzige Einrichtung im Kreis Herford für den Förderschwerpunkt geistige Entwicklung. Für die 345 Schülerinnen und Schüler sind 108 Lehrkräfte (viele in Teilzeit) da sowie etwa 70 Integrationshelfer. Die stetig steigende Schülerzahl, 2012 waren es 252, 2019 schon 289, heute 345, bezeichnet Grothe als große Herausforderung. Teile der Schülerschaft kommen schon heute an einem zweiten Standort unter. Die Förderschule hat zwei Therapiepferde Denn auch nach Beendigung der Baumaßnahme können nicht noch mehr Kinder aufgenommen werden. Die Nachfrage sei aber da, so der Schulleiter. Von den reinen Anmeldezahlen zum aktuellen Schuljahr ausgehend, würde die Förderschule derzeit 370 Kinder und Jugendliche beschulen. &bdquo;Das lässt sich nicht mehr leisten“, sagt Axel Grothe. Nicht nur aufgrund des vorhandenen Platzes. &bdquo;Wir bräuchten allein 120 Lehrkräfte.“ Der Unterricht findet im Zweierteam statt, hinzu kommen zwei bis drei Integrationshelfer, maximal 13 Kinder sind in einer Klasse. &bdquo;Wir haben derzeit auch nur zwei statt vier Therapiepferde, weil wir sie nicht bedienen können“, so Grothe, für den die Gewinnung und Qualifizierung von Personal eine weitere Herausforderung neben allen anderen ist. Lesen Sie auch: Ehemaliger Schüler schreibt seine Erfolgsgeschichte am Johannes-Falk-Haus Hiddenhausen Vor etwa zwei Jahren ist der Startschuss für Neubau und Sanierung gefallen. &bdquo;Alles muss im laufenden Betrieb funktionieren“, sagt Architektin Seeberg. Sie führt in einen Klassenraum und zeigt an die Decke: &bdquo;Hier haben wir mit einer Kernbohrung die Elektrotrasse vorbereitet.“ Bewusst ist das noch in den Ferien geschehen. &bdquo;Die Arbeiten sind laut, das können wir nicht während des Schulbetriebs machen.“ Provisorische Wände setzen Grenzen Hier und da ziehen die Bauarbeiter auch mal Wände ein, die es vorher gar nicht gab. &bdquo;Damit setzen wir für die Kinder Grenzen. Ab hier beginnt die Baustelle“, sagt Seeberg. Doch hin und wieder kreuzen sich die Wege auch. Etwa bei Pflasterarbeiten, die genau dort stattfinden, wo für die Kinder und Jugendlichen ihr Schulweg lang führt. &bdquo;Das sind spezielle Herausforderungen.“ Die Kommunalpolitiker erfahren beim Rundgang auch, wofür die dunkelroten Container da sind. &bdquo;Das sind unsere Schwedenhäuser und durch die Farbe doch ganz ansehnlich“, sagt Grothe. 50 Stück an der Zahl sind hier aufgestellt, sie bieten Platz für sechs Klassenräume inklusive Nebenräume und Plätze zum Wickeln. &bdquo;Dadurch können wir die Kinder jetzt alle gut unterrichten“, sagt Grothe. Pflegebereiche müssen überall mitgedacht werden. Besonders gut werde dies im neuen Sportgebäude gelöst, so der Schulleiter. Hier verbindet ein großer Pflegebereich, &bdquo;viele Kinder und Jugendliche müssen bei uns gewickelt werden“, die Schwimm- und Sporthalle. Grothe: &bdquo;Das Zusammenspiel ist gut und kommt sowohl dem Platzangebot als auch den Finanzen zugute.“ JFH-Verbindungsbau: Zeitersparnis und Therapie ohne Umwege für Förderschüler Die Sporthalle lasse sich zudem teilen, sodass gleichzeitig unterschiedliche Klassen hier arbeiten können. Im nächsten Raum wird bald ein großes Trampolin Platz finden, einen Raum weiter kommt das neue Schwimmbad hin. Sechs mal zehn Meter wird das Becken lang sein, mit dem geplanten Hubboden lassen sich auch Kinder im Rollstuhl ebenerdig ans Wasser bringen. Das kleine Schwimmbecken ist für Therapien, die fest im Schultag integriert sind, ausgelegt. &bdquo;Für unsere Kinder, die Bahnen ziehen können, geht es zum Schwimmunterricht nach Enger“, sagt der Schulleiter. Das Wasser ist für Therapiezwecke 30 bis 32 Grad warm und das Becken könne auch von Vereinen außerhalb des Schulbetriebs genutzt werden, beantwortet Grothe die Frage eines Schulausschussmitglieds: &bdquo;Wenn wir die Infrastruktur hier haben, wäre es doch schade, wenn es nicht genutzt werden würde.“ Einen ganz großen Vorteil für den Schulalltag bringe ein Neubau. Erstmalig werden damit alle Gebäudeteile miteinander angeschlossen. Das sei nicht nur aufgrund der Zeitersparnis wichtig. &bdquo;Jetzt müssen unsere Kinder, um zur Therapie zu gelangen, nicht mehr raus, um von außen in den Gebäudekomplex zu gelangen“, sagt Grothe. Die Baumaßnahme und Erweiterung am JFH kostet rund 17,5 Millionen Euro, die zum großen Teil vom Kreis Herford übernommen werden. Rund fünf Millionen steuert der Kirchenkreis bei. Nach Angaben der Architektin des Kirchenkreises ist Mitte 2026 mit der Fertigstellung zu rechnen.

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