Nach 25 Jahren gibt Tatjana „Tatty“ Böselt das Alt Hiddenhausen auf

Hiddenhausen. Zum Finale eines denkwürdigen &bdquo;Herford unplugged“-Abends singt Tatjana &bdquo;Tatty“ Böselt, Wirtin des Alt Hiddenhausen, mit der Formation &bdquo;Tuesday“ im gut gefüllten Saal den Schlager &bdquo;Im Wagen vor mir fährt ein junges Mädchen“. Mit dem Lied nähert sich nicht nur der Musikabend dem Ende, sondern auch Tattys Zeit als Betreiberin des Alt Hiddenhausen. Nach einer letzten Hochzeitsgesellschaft am Mittwoch, 8. Mai, schließen sich die Türen endgültig. Nach ihrem Solo nimmt sie das Mikrofon und erläutert ihre Gründe. Im Laufe des vergangenen Jahres sei es ihr nach 25 Jahren Gastronomie klar geworden, dass es so nicht weitergehen könne. &bdquo;Ich will Zeit haben für mich, Freunde und meinen Mann Ben“, sagt sie. Sie sei sich sicher: &bdquo;Da geht noch mehr, und es muss noch etwas Anderes geben.“ Freude auf die Zeit danach Sie freue sich auf die Zeit danach ohne Termine und Verpflichtungen. Sie, ihr Mann, der sich im Alt Hiddenhausen im Wesentlichen um die Küche kümmert, und die zwei Hunde wollen sich eine längere Auszeit in Spanien gönnen. Wie lange die Reise dauern soll, ist offen. Sich einfach treiben lassen sei etwas, das sie wieder lernen müsse, sagt Tatty. Sie habe sich die Entscheidung gut überlegt, sagt sie: &bdquo;Seit Anfang des Jahres bin ich damit offen umgegangen. Viele wissen also schon, dass wir aufhören. Je öfter ist es ausspreche, desto sicherer bin ich, dass das die für uns richtige Entscheidung ist. Es fühlt sich gut und richtig an.“ Natürlich könne sie in die Klagen der Kollegen und Kolleginnen einstimmen. Überbordende Bürokratie, fehlendes Personal, die immer unkalkulierbarer werdenden Einkaufspreise seien allgemeine Probleme der Branche, aber bei ihr sei es mehr. &bdquo;Es ist auch die komische Stimmung im Land. Es fühlt sich so an, als seien nicht nur wir ausgelaugt, sondern als sei das ganze Land müde.“ Zu oft Privates zurückstellen müssen &bdquo;Das Restaurant bekommen wir immer noch voll“, sagt sie, aber wenn die Zeit für den Kontakt zu den Gästen fehle oder bei der Planung der Speisekarte zwischen Preiserhöhung und Abstrichen bei der Qualität abgewogen werden müsse, sei das nicht mehr die Gastronomie, die sie machen wolle. Sie sei Dienstleisterin aus Leidenschaft, doch wenn Leidenschaft nur noch Leiden schaffe, sei es Zeit, etwas zu ändern. Sie habe zu oft Privates zurückstellen und den Satz &bdquo;Ich hab keine Zeit“ sagen müssen, zuletzt immer öfter auch im Restaurant. Am 1. Mai 1999 hatte Tatty des Alt Hiddenhausen, die frühere Gaststätte &bdquo;Reichstag“ im Herzen Hiddenhausens übernommen und nach einer vierjährigen Unterbrechung 2011 nach einem Umbau und mit neuem Konzept wieder eröffnet. Aus der ehemaligen Dorfkneipe wurde ein immer wieder ausgezeichnetes Restaurant mit deutscher Küche und westfälischen Spezialitäten. Es blieb aber Treffpunkt für Vereine und die Menschen aus dem Ort. &bdquo;Der Charakter als Treffpunkt fürs Dorf war mir immer wichtig“, sagt Böselt, aber auch das Umfeld ändere´sich: &bdquo;Es gibt immer weniger Vereine. Auch das verändert den Charakter des Restaurants.“ Bis in den Mai hat das Alt Hiddenhausen, Löhner Straße 200, noch von Freitag bis Sonntag ab 17.30 Uhr geöffnet. Danach werde es ernst: &bdquo;Unter anderem müssen wir noch das Inventar verkaufen“, sagt Tatty. Der &bdquo;Flohmarkt“ beginne vielversprechend: eine Markise ist schon verkauft. Ständchen für Böselt zum Abschied Ob mit dem &bdquo;Aus“ des Alt Hiddenhausen wirklich das letzte Wort für die Böselts in Sachen Gastronomie gesprochen ist, sei offen: &bdquo;Ich habe nur die Betriebsstelle, aber nicht mein Gewerbe abgemeldet. Wer weiß – vielleicht kommen wir ja mit ganz neuen Ideen aus dem Süden zurück und bieten exklusive Dinner aus dem Wohnmobil für zwei an?“ Konkrete Pläne für ein &bdquo;Danach“ gebe es aber ebenso wenig wie ein Datum für die Rückkehr. Angst vor einem Loch nach der Rückkehr hat sie nicht: &bdquo;Es wird sich sicher etwas ergeben.“ Zunächst gibt es aber den Song &bdquo;You’ve Got A Friend“ als Ständchen von allen &bdquo;Herford unplugged“-Musikern des Abends, dazu Blumen und ein herzliches &bdquo;Dankeschön für eineinhalb wundervolle Jahre“ von Frank Slansky und Gary Kitchen, die die offene Bühne für Musikerinnen und Musiker organisieren und durch die Abende führen. Bei der letzten Hiddenhausen-Auflage von &bdquo;Herford unplugged“ gibt es von Country, über selbst Geschriebenes bis zu Rockigem, eine bunte Mischung handgemachter Musik. &bdquo;Herford unplugged“ findet ab Sonntag, 5. Mai, im &bdquo;Gans oder gar nicht“ am Herforder Gänsemarkt am ersten Sonntag im Monat statt. &bdquo;Der Mai ist ein Monat des Aufbruchs und damit ein guter Zeitpunkt für den Wechsel“, sagt Kitchen. Damit kehrt die im Februar 2005 im Herforder &bdquo;Luis“ gestartete offene Bühne für Musikerinnen und Musiker nach diversen Ortswechseln nach Herford zurück: &bdquo;Wir hoffen auf einen guten Start, bei gutem Wetter eventuell im Freien“, sagt Kitchen: &bdquo;und vielleicht können Tatjana und Ben entspannt dabei sein – einfach als Gäste.“ Infos zu Herford unplugged gibt es auf der gleichnamigen Facebook-Seite

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