Doch kein illegales Motorradrennen? Urteil nach tödlichem Unfall in Hiddenhausen

Hiddenhausen/Herford/Bielefeld. Vor der Großen Strafkammer des Landgerichts Bielefeld endete am Dienstag, 31. Oktober, der Prozess um zwei Männer aus Herford. Den beiden 19 und 24 Jahre alten Angeklagten war vorgeworfen worden, sich am späten Abend des 8. März dieses Jahres ein illegales Motorradrennen auf der Oberen Talstraße in Hiddenhausen geliefert zu haben. Der heute 24-Jährige habe dabei mit Tempo 70 einen 58-jährigen Familienvater erfasst und getötet. Seit dem 10. Mai mussten sich die beiden Angeklagten vor dem Bielefelder Landgericht verantworten. Die Anklage lautete auf Teilnahme an verbotenen Kraftfahrzeugrennen mit Todesfolge. Der mutmaßliche Unfallfahrer, der den 58-Jährigen erfasst haben soll, sei nicht im Besitz einer gültigen Fahrerlaubnis und noch dazu zum Unfallzeitpunkt alkoholisiert gewesen. Er wurde bei dem Zusammenstoß selbst schwer verletzt und ist seitdem querschnittsgelähmt. Der 19-Jährige hingegen floh zunächst von der Unfallstelle und konnte wenig später von der Polizei festgenommen werden. War es ein illegales Motorradrennen? Im Kern ging es bei dem Prozess um die Frage, ob es am Tatabend in Hiddenhausen zu einem illegalen Motorradrennen gekommen ist oder nicht. Beide Motorräder waren nicht angemeldet und beide Fahrer ohne Führerschein unterwegs. Nach der umfangreichen Beweisaufnahme hielten Staatsanwaltschaft, Verteidigung und Nebenklage ihre Plädoyers. Die Staatsanwaltschaft ging im Plädoyer – anders als zunächst angeklagt – nicht mehr von einem illegalen Motorradrennen aus. Diese These sei schlichtweg nicht beweisbar. Am Dienstag fiel nun das Urteil vor rund 50 Zuschauern im Saal 1 des Bielefelder Landgerichts: Der 24-Jährige, der den Familienvater mit seinem Motorrad erfasste und tötete, wurde wegen fahrlässiger Tötung in Tateinheit mit Straßenverkehrsgefährdung und Fahrens ohne Fahrerlaubnis zu einer Haftstrafe von zwei Jahren auf Bewährung verurteilt. Die Höhe des Strafmaßes begründete das Gericht mit der erheblichen Verletzung, die der Mann bei dem Unfall erlitten habe. Er sei aufgrund der Querschnittslähmung ein Leben lang pflegebedürftig und werde dadurch täglich an die Tat erinnert. Der zur Tatzeit 19-Jährige, der nach dem Unfall geflohen war, erhielt wegen unerlaubten Entfernens vom Unfallort eine Geldstrafe in Höhe von 3.600 Euro, die er in monatlichen Raten von 300 Euro abzahlen kann. Weiterhin erhielt er eine Führerscheinsperre für die Dauer von zwei Jahren und muss an einem Verkehrserziehungskurs teilnehmen. Beide Motorräder werden als Tatmittel eingezogen. Laut Gericht liegt bei dem 19-Jährigen keine schädliche Neigung vor, ebenso wenig wird die Schwere der Schuld angenommen. Entschuldigung kam für Nebenklage zu spät Zwar habe sich der junge Mann, der nun nach Jugendstrafrecht verurteilt wurde, des unerlaubten Entfernens vom Unfallort und des Fahrens ohne Fahrerlaubnis schuldig gemacht und konnte erst zwölf Tage nach dem Unfall von der Polizei ermittelt und festgenommen werden, allerdings sei ein Motorradrennen, wie zunächst angenommen, nicht nachgewiesen worden. Zu einem Rennen gehört, so das Gericht, ein klarer Wettbewerbscharakter, der in diesem Falle nicht zu erkennen war – obwohl Anhaltspunkte dafür vorlegen hätten. Nach der Urteilsverkündung äußerte sich Rechtsanwalt Gerd Kaiser zum Prozess, der sich über insgesamt 16 Verhandlungstage zog und mit dem heutigen Urteil sein Ende fand. Er vertrat die Nebenklage und wies auf die emotionale Lage seiner Mandantin hin, der Tochter des Getöteten. &bdquo;Die Entschuldigung des Täters kam einfach zu spät, da bleibt ein bitterer Beigeschmack“, so Kaiser. Es sei &bdquo;nur schwerlich zu verstehen“, dass das Gericht nicht von einem Motorradrennen ausging. Er habe seine Mandantin aber darauf vorbereitet, dass ein solches Urteil fallen kann, was sie persönlich als ungerecht empfindet. Man werde nun abwägen, ob man mit der Sache abschließt, da die Psyche im Vordergrund stehe oder ob Rechtsmittel gegen das Urteil eingelegt werden. Das sei, so der Anwalt, im Bereich der Nebenklage nicht so einfach. Rechtsanwalt Christian Thüner, der den 19-Jährigen vertritt, macht hingegen deutlich: &bdquo;Das Rennen konnte nicht bewiesen werden, weil es kein Rennen gab“. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

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