Wie sich Rassismus im Alltag zeigt

Kreis Herford. Rassismus hat viele Gesichter: Die Frage nach der Herkunft, die doch eigentlich Deutsch ist, die Verbreitung eines als vermeintlicher Witz getarnten Vorurteils, der abwertende Blick oder die Pöbelei in der Bahn, die Benachteiligung von Menschen mit nicht typisch deutschen Namen bei der Bewerbung. Doch wie und wo begegnen Menschen Rassismus, Antisemitismus und Islamophobie im Alltag? Und wie werden Stereotype – möglicherweise unbewusst – in unserer Gesellschaft verbreitet? Über diese Fragen wurde im Café Miteinander in Hiddenhausen diskutiert. Gäste mit vielfältigen Perspektiven Die Veranstaltung der Arbeitsgruppe Migration und Vielfalt im Kreis Herford stieß auf großes Interesse, so dass fast jeder Platz im Café Miteinander besetzt war. Menschen unterschiedlicher Generationen kamen zusammen, um mit den eingeladenen Gästen zu diskutieren. Professor Matitjahu Kellig ist Vorstandsvorsitzender der jüdischen Gemeinde Herford-Detmold und berichtete sowohl von persönlichen Diskriminierungserfahrungen als Jude, aber auch von seinem ehrenamtlichen Engagement für mehr Solidarität. Sabine Hoffmann arbeitet in der Fachstelle NRWeltoffen im Kreis Herford. Das Programm NRWeltoffen – finanziert vom Ministerium für Kultur und Wissenschaft des Landes NRW – leistet unter anderem in Schulen Präventionsarbeit gegen Rechtsextremismus und Rassismus und vernetzt lokale Akteure bei ihrem Engagement für Vielfalt und Toleranz. Yasemin El-Menouar von der Bertelsmann-Stiftung ist Expertin für die Themenbereiche Religion, Werte und Gesellschaft und erläuterte aktuelle Forschungsergebnisse zum Thema. Moderiert wurde die Podiumsdiskussion vom Bundestagsabgeordneten Stefan Schwartze (SPD). Auch wenn Deutschland grundsätzlich als ein relativ tolerantes Land angesehen werden kann, in dem viele Religionen vertreten sind, gibt es Vorbehalte: &bdquo;Über die Hälfte der Bevölkerung empfindet den Islam als Bedrohung“, berichtete Yasemin El-Menouar. Dies sei keine neue Tendenz, sondern zeige sich bereits seit einigen Jahren in den Forschungsergebnissen der Bertelsmann-Stiftung. &bdquo;Das Bedrohungsempfinden ist allerdings nicht mit Hass gleichzusetzen.“ Besonders gefährlich sei jedoch, wenn es für gezielte Ausgrenzung instrumentalisiert werde. Auslöser für diese &bdquo;tiefe Skepsis“ seien unter anderem negative öffentliche Debatten, die in der Vergangenheit immer wieder über den Islam geführt wurden. Der Islam werde beispielsweise häufig mit Terrorismus in Verbindung gebracht. Dieses erzeugte Bild habe allerdings wenig mit der tatsächlichen Lebensrealität zu tun. Eine Besucherin der Veranstaltung, die ein Kopftuch trug, erzählte, dass sie es bewusst vermeide, mit Bus oder Bahn zu fahren, um keinen Anfeindungen ausgesetzt zu sein. Letztendlich waren sich alle Diskussionsteilnehmer einig: Vor allem persönliche Kontakte können dazu führen, dass Stereotype überdacht werden. &bdquo;Ich habe vor einiger Zeit zum ersten Mal meine Wohnung an Geflüchtete vermietet und war mir zunächst unsicher, ob die Entscheidung richtig war. Aber mittlerweile gehören sie für mich zur Familie“, erzählte ein Besucher der Veranstaltung. Sabine Hoffmann von NRWeltoffen lobte, dass es in Hiddenhausen und Umgebung bereits einige Programme gegen Diskriminierung und Rassismus gebe, ermunterte das Publikum aber, weiterhin neue Projekte ins Leben zu rufen: &bdquo;Sie sind die Zivilgesellschaft und sind dazu aufgerufen, sich zu engagieren.“ Matitjahu Kellig forderte zum Dialog auf: &bdquo;Ich möchte, dass wir mehr voneinander wissen. Wir müssen miteinander reden.“ El-Menouar plädierte dafür, dass dies auch verstärkt in der Schule passieren solle, da dies ein Ort sei, an dem täglich viele Begegnungen stattfinden. Es sei notwendig, dass Lehrer darin ausgebildet werden, den interkulturellen Kontakt zu fördern und bei möglichen Konflikten zwischen Schülern nicht wegzuschauen, sondern dazu beizutragen, diese zu lösen. Orte der Begegnung schaffen &bdquo;Unterschiedliche Ansichten können zu einem guten Ergebnis führen. Aber wenn wir diese Ansichten nicht zulassen, bekommen wir kein gutes Ergebnis“, merkte Kellig an. Es sei wichtig, den Mut zu haben, Mitmenschen darauf hinzuweisen, wenn diese sich im Alltag diskriminierend verhalten und auch sein eigenes Verhalten immer wieder zu reflektieren. Kellig wies zudem darauf hin, dass es keine Selbstverständlichkeit sei, in einer Demokratie zu leben: &bdquo;Demokratie ist ein Geschenk, und mit einem Geschenk muss ich sorgfältig umgehen.“

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